20. März 2020

Fehlplanung auf Fehlplanung – nächster städtische Murks bei einem Projekt in Bogenhausen. Und zwar beim neuen Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium (WHG) am Salzsenderweg. Entsprechend dem „Standard-Raumprogramm für Schulsportanlagen für alle Schultypen“ erhöht sich bei G9 der Sport­flächenbedarf entsprechend der zusätzlichen Klassen von drei auf vier „Übungseinheiten“, also eine Vierfachsporthalle. Geplant wurde und gebaut wird, so das Baureferat, aber nur eine Dreifachhalle.

Die Folge: Wieder einmal komplizierte Kompromisse, lies ausweichen, ausweichen, ausweichen. Den Mitgliedern des Bezirksausschusses blieb einmal mehr nicht anderes übrig, als diesen Fakt „zur Kenntnis“ zu nehmen. Gleichwohl könnte die Stadt den Fehler ausbügeln.

Zur Verdeutlichung: Auf dem Gelände am Rand des Klimaparks ist für das Vorhaben noch kein einziger Stein umgedreht worden und schon jetzt ist klar: die Hallenkapazität ist zu gering, die Frei­sportflächen sind zu klein. Dazu muss man wissen: „Der Baustart fürs neue WHG erfolgt voraus­sichtlich im vierten Quartal 2020. Die Inbetriebnahme ist avisiert für das Schuljahr 2023 / 24“, so Katharina Rieger, Pressesprecherin im Referat für Bildung und Sport (RBS).

Das seit mehr als zehn Jahren brachliegende, knapp 7000 Quadratmeter große Grundstück an der Knappertsbuschstraße / Ecke Bruno-Walter-Ring gegenüber der Knappertsbusch-Grundschule, in Nachbarschaft zum künftigen Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium. Foto: hgb

Am Rand der Tagung des Bezirksausschusses hatte ein Mann einen Lösungsvorschlag: „Die Stadt soll doch das Grundstück an der Knappertsbuschstraße / Ecke Bruno-Walter-Ring kaufen.“ Auf diesem Areal, zwei brach liegende Tennisplätze, knapp 7000 Quadratmeter groß, parallel zur Knappertsbusch-Grundschule, in Nachbarschaft zum künftigen WHG, will die russisch-orthodoxe Kirche ein Gotteshaus mit einem L-förmigen Komplex, einem wuchtigen „Gemeindezentrum“-Rie­gel, bauen.

Wohlgemerkt: will! Denn: Im vergangenen Herbst hatten die Mitglieder des Kommunalparlaments und die Lokalbaukommission (LBK) im Planungsreferat im dritten (!) Anlauf die Pläne abgelehnt. Dazu muss man wissen: Die erste Vorlage stammt vom Juni 2010. Die Baukosten für das Zentrum schätzte Erzpriester Nikolai Zabelitch, Vorstandsmitglied der Bauherrin Tihon-Stiftung, damals auf „etwa zehn Millionen Euro“. Heute dürften es wohl mehr als 15 Millionen Euro sein.

Um mit dem Bau beginnen zu können, wurde und wird die Aufnahme eines Bankdarlehens geprüft. Dazu wird Eigenkapital benötigt, das durch Spenden zustande kommen soll.“ Laut Kirchen-Internet-Seite www.voskresenie.de ruft man zu Spenden auf, um dieses Bankdarlehen erhalten zu können. Via 500 „Wandblöcke“ zu je 1800 Euro sollen zu diesem Zweck 900 000 Euro zusammenkommen.

„Doch, doch, wir wollen bauen, wir haben noch Hoffnung. Wir haben finanzielle Probleme, wir ha­ben nicht genügend Geld. Wir sammeln weiter Spenden, um von der Bank einen Kredit zu bekom­men“, so Zabelitch im August 2018 auf Nachfrage. Kurz bevor, im Mai 2018, hatte die Bauherrin einen Antrag auf Verlängerung der Baugenehmigung gestellt und gewährt bekommen – Laufzeit zwei Jahre, also bis Mai 2020. Was passiert, wenn bis zu diesem Zeitpunkt nicht mit der Ausfüh­rung des Baus begonnen wird? Eine bessere Verhandlungsbasis für einen Arealerwerb dürfte es für die Stadt sicherlich nicht mehr geben.

CSU-Lokalpolitiker Florian Ring, Vorsitzender des Untergremiums Bildung und Sport, konstatierte jetzt bei der Beratung der Problematik: „Es ist eine Turnhalle schlicht und einfach vergessen worden. Das ist suboptimal.“ Nun wird an (Zwischen?)-Lösungen gearbeitet.

Dazu bezog RBS-Kapazitätsplaner Jürgen Marek Stellung. Fazit vorweg: Nutzungsverschiebungen, lies Stückwerk, für den Sportunterricht im neuen WHG und in der Ruth-Drexel-Grundschule im Prinz-Eugen-Park sowie vermutlich in der Knappertbusch- („ab dem Schuljahr 2020 / 21 sind dort die beiden Einfachturnhallen saniert, dann muss man in der Gesamtbetrachtung sehen, wie die Nutzung erfolgt“) und auch der Helen-Keller-Realschule für die Jugendlichen.

Marek überraschte: „Die WHG-Leitung wurde über den Umstand Dreifachhalle informiert. Warum der Bezirksausschuss nichts erfahren hat? – Da gab’s wohl ein Kommunikationsproblem.“ Aha! Klar ist, was der RBS-Mann auch bestätigte: Eine Umplanung wird nicht erfolgen. Sie hätte einen größe­ren Flächenbedarf im Klimapark, Mehrkosten und einen späteren Fertigstellungstermin zur Folge.“

Der dritte, vom Bezirksausschuss und der Stadt abgelehnte Entwurf für das Zentrum der russisch-orthodoxen Kirche auf dem Grundstück an der Knappertsbuschstraße 26 – ein Mammutprojekt, für das der Kirche das Geld fehlt. Plan: Milkoweit Architekten.Cohrs Plaasch GbR / Foto: hgb

„Es besteht ja eine räumliche Nähe zur Ruth-Drexel-Schule. Das wird in die Überlegungen mit ein­bezogen, ja muss einbezogen werden. Zumal eine Grundschule normal nur eine Einfach-, keine Dreifachturnhalle hat. Diese beiden Einheiten sind für den Vereinssport vorgesehen. Ich gehe da­von aus, dass ausreichende Kapazitäten vorhanden sind, so dass man handeln kann. Der Sportun­terricht kann auch durch Schwimmunterricht kompensiert werden.“

Kommentar eines Lokalpolitikers dazu: „Da machen Sie aber ein Fass auf …“ Denn wie soll zusätzlicher Schwimmunterricht angesichts von total ausgelasteten Hallenbädern in München funktionieren? Im Cosimawellenbad beispielsweise ist für den Schwimmunterricht meist nur eine Bahn für Schüler frei. Überdies können nicht alle Klassen angenommen werden.

Gleichwohl ging bei all dem das eigentliche Ansinnen eines CSU-Antrags unter, nämlich wie der Ganztagsausbau an der Ruth-Drexel-Schule trotz der Nutzungsteilung der Schulturnhalle garantiert ist. Von Marek gab’s dazu keine Aussage. Ring kommentierte abschließend: „Wir können mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden sein.“