Prinzregentenstraße

5. Juni 2020

Widersinnige Maßnahme, Effekt mehr als fraglich, Chaos garantiert: Ab Montag, 8. Juni, soll ­– Oberbürgermeister Dieter Reiter meint wird – das Verkehrsaufkommen auf der Prinzregenten- zwischen Grillparzer- und Ismaninger Straße durch verkürzte Ampelgrünphasen reduziert werden – so verlautet’s aus dem Rathaus. Reduziert? Kaum zu glauben!

Prinzregentenstraße
Eine Seltenheitsbild: kaum ein Fahrzeug auf der Prinzregentenstraße frühmorgens in Pandemie-Zeiten. Werktags herrscht gleichwohl stadtaus- wie stadteinwärts stets starker Verkehr. Jetzt werden die Grünphasen für Autofahrer verkürzt. Manch einer wird wohl in doppeltem Sinn Rot sehen. Fotos / Montage: hgb

Stadteinwärts werden auch die Ampelanlagen im Zulauf auf die Prinzregentenstraße weniger Grün zeigen. Betroffen sind die Ampelanlagen Prinzregenten- / Töginger Straße, Prinzregenten- / Vogel­weidestraße, Eggenfeldener- / Weltenburger Straße, Einstein- / Truderinger Straße, Leuchten­bergring / Prinzregentenstraße, Grillparzer- / Prinzregentenstraße und Einstein- / Grillparzerstraße.

Kommentar aus der Verwaltung am Marienplatz: „Es ist damit zu rechnen, dass es vor allem zu den Spitzenverkehrszeiten von 7 bis 9 und von 16 bis 18 Uhr zu erheblichen Staus, vor allem auf der Au­to­bahn A94, kommen wird. Die Stadt bittet deshalb alle Pendler, sich darauf vorzubereiten und wenn möglich auf alternative Verkehrsmittel umzusteigen.“

Es wird also tatsächlich das umgesetzt, vor dem Lokalpolitiker – in erster Linie Robert Branne­käm­per, CSU-Landtagsabgeordneter und Mitglied des Bezirksausschusses – in der Vergangenheit immer wieder eindringlich gewarnt und abgeraten haben.

Grund, so die Stadt, ist die zu hohe Schadstoffbelastung an den dortigen Messstellen. „Die Maß­nah­me dient dem Gesundheitsschutz der Bevölkerung und ist verpflichtend umzusetzen. Sie ist Teil der 7. Fortschreibung des Luftreinhalteplans der Regierung von Oberbayern und soll Fahrverbote vermeiden. Der Stadtrat hat der Maßnahme am 15. Mai 2019 zugestimmt. Wegen der Corona-Pan­demie wurde die laut Luftreinhalteplan bis Ende April 2020 vorgesehene Umsetzung verschoben.“

Basis für die Entwicklung der Maßnahme ist ein vom Bayerischen Landesamt für Umwelt beauf­tragtes Gutachten, das verschiedene Varianten zur Reduzierung der Stickstoffdioxidbelastung ge­prüft hat. Das höchste Potenzial ergibt sich demnach durch eine Reduzierung des durchschnitt­lichen Tagesverkehrs um 15 Prozent und mit dem Einsatz von E-Bussen auf der Linie 100. Die E-Busse fahren dort inzwischen bereits.“

Als ob bei Rotlicht der Ampeln stehende Autos in langen Schlangen weniger Schadstoffe ausstoßen als würde der Verkehr (einigermaßen) gleichmäßig fließen.

Reiter erklärt: „An der Prinzregentenstraße zeigen die aktuellen Mess­werte einen deutlich positiven Trend. So wird der für den Verkehr beschränkende Maßnahmen ent­scheidende Grenzwert von 50 µg/m³ an den städtischen Messstellen mittlerweile unterschritten. Aus diesem Grund habe ich Staatsminister Glauber aktuell gebeten, bei einer Fort­setzung dieser Ent­wic­klung zumindest von weiteren verschärfenden Maßnahmen abzuse­hen.“

Die tägliche Verkehrs­menge auf der Prinzregentenstraße soll nun zunächst um etwa sieben Pro­zent verringert werden. Um diesen Wert im Tagesdurchschnitt zu erreichen, müssen allerdings die Grünzeiten der umliegenden Ampeln wesentlich stärker reduziert werden, weil außerhalb der Haupt­verkehrszeiten sonst zu wenig Autoverkehr abgehalten würde. Um Schleichverkehr in an­de­ren Gebieten zu vermeiden, werden auch die Ampelanlagen in der näheren Umgebung angepasst.

Reiter weiter: „Nach verschiedenen Maßnahmen der Stadt zur Luftreinhaltung gab es in den ver­gangenen Monaten bei den Messwerten stadtweit – auch an der Prinzregentenstraße – schon eine deutlich positive Entwicklung. In der Prinzregentenstraße wurden Jahresmittelwerte (1. April 2019 bis 31. März 2020) von 48 und 43 µg/m³ gemessen. Diese Tendenz wurde durch die Verkehrs­redu­zierung auf Grund der pandemiebedingten Ausgangsbeschränkungen unterstützt. Deshalb erfolgt am 8. Juni zunächst eine Reduzierung des durchschnittlichen Tagesverkehrs um sieben Prozent. Sofern notwendig, wird die Verkehrsreduzierung zu einem späteren Zeitpunkt auf die ursprünglich vorgesehenen 15 Prozent verschärft.“