13. Juli 2020

„Neue WHG-Sporthalle: Fehlplanung!“ – diese Aufdeckung in unser-bogenhausen.de am 14. Ja­nu­ar schlug und schlägt weiterhin große Wellen, beschäftigte jetzt erneut die Mitglieder des Be­zirks­aus­schusses anlässlich der Anhörung zum Bebauungsplan. Die Lokalpolitiker stell­­ten dabei klar, dass die „Planung einer gravierenden Überarbeitung“ bedarf. Sie fordern, das „Verfahren zu unterbrechen“, die Verantwortlichen und Architekt Rainer Hascher sollen im Gremium erscheinen und sich erklären. CSU-Frak­tionssprecher Xaver Finkenzeller: „Die peinliche Planung hat einen eklatanten Nachbesserungs­be­darf!“

Der Hintergrund: Der Neubau des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums (WHG) mit Dreifachsport­hal­le, Freizeit­sportanlagen und Pausenbereichen am Salzsenderweg – im Dezember 2019 war der Bebauungsplan im Planungsausschuss des Stadtrats verabschiedet worden – ist bezüglich der Sporthalle zu klein. Die Dreifachhalle für das sechszügige Gymnasium (G9) – bestehend aus drei amöbenförmigen, vier- bis fünfstöckigen Komplexen – reicht nicht. Es fehlt eine „Einfachhalle“.

Gemäß dem „Standard-Raumprogramm für Schulsportanlagen (Halleneinheiten und Freisportanla­gen) für alle Schultypen“ erhöht sich bei G9 der Sportflächenbedarf entsprechend der zusätzlichen Klassen von drei Übungseinheiten (ÜE) auf vier ÜE. Die Folge auf Basis des Standard-Raumpro­gramms fürs neue WHG: vier ÜE entsprechend einer Dreifachhalle und einer Einfachhalle.

Diese Vorgaben hat das Referat für Bildung und Sport (RBS) im Oktober 2018 dargestellt. Dazu weitere Eckdaten: Die Pläne der beteiligten Architekten des Wettbewerbs datieren vom November 2017. Die Unterlagen wurden Anfang September 2018 der Öffentlichkeit vorgestellt. Und, wie an­geführt, im Dezember wurde im Stadtrat der Bebauungsplan verabschiedet.

 

Seitenansicht des neuen Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums (WHG) am Rande des Klimaparks vom Standpunkt Salzsenderweg gesehen. Plan: Hascher Jehle Architekten / Foto: hgb

Offensichtlich hatten die am Wettbewerb beteiligten Architekten unzureichende Vorgaben erhalten, das aktualisierte „Standard-Raumprogramm für Schulsportanlagen“ von Mitte 2017 für Gymnasien war ihnen wohl nicht be­kannt. Sie planten folglich lediglich mit einer Dreifachsporthalle. Passend da­­zu die Erläuterungen eines städtischen Vertreters bei der öffentlichen Plan-Präsentation am 3. September 2018. In Stich­worten: Gebäude für 1530 Schüler plus Lehrkräfte und sonstiges Personal auf einer Fläche von knapp 20 000 Quadratmeter, Dreifachturnhalle (1800 Quadratmeter Fläche) mit Tribüne, zwei All­wet­tersportplätze mit zusammen rund 1850 Quadratmeter Nutzfläche, kein Rasenfeld, da eine Be­zirkssportanlage in der Nähe ist.

Folge des Murks: Komplizierte Kompromisse als „Lösung“, lies ausweichen, auswei­chen und noch­mals ausweichen in Sporthallen dreier umliegender Schulen. Und genau das wollen die Stadt­teilvertreter mit aller Macht verhindern. Bereits im März hatte Florian Ring (CSU), seit kurzem Vorsitzender des Kommunalparlaments, von Beruf Gymnasiallehrer, kommentiert: „Eine Turnhalle ist schlicht und einfach vergessen worden. Das ist suboptimal.“

RBS-Pressesprecherin Christina Warta hatte zum Komplex erklärt: „Nachträglich kann auf die Be­darfs­erhöhung nicht mehr reagiert werden. Der Eingriff in den Klimapark am Salzsenderweg soll möglichst gering erfol­gen. Auf dem zur Verfügung stehenden Grundstück kann keine weitere Sport­halle reali­siert werden. In der nahe gelegenen, zwölfklassigen Grundschule an der Ruth-Drexel-Straße (Prinz-Eugen-Park), die über eine Dreifachsporthalle verfügt, stehen aber noch Kapazitäten zur Verfü­gung. Eine WHG-Umplanung erfolgt nicht, so dass auch keine Verzögerung der Fertig­stellung – der Baustart erfolgt voraussichtlich im vierten Quartal 2020 – eintreten wird. Die Fertig­stel­­lung ist für 2023 vorgesehen. Bis dahin können auch alternative Lösungen verfolgt werden.“

Jens Luther, Bogenhauser Vertreter von der CSU im Stadtrat, hatte Anfang Mai im Rathaus bean­tragt: Das RBS wird aufgefordert, die Planungen der Sporthallen im Hinblick auf die Flächen (über­dachte Sporteinheiten) unbedingt zu erweitern.“ Dazu ergänzte er jetzt: „Um eine vierte Hallen­ein­heit zu schaffen, kann man das >Interieur< wie die Tribüne , also die Kubatur verändern. Man muss nicht das Gebäude umplanen. Ihren Fehler haben die Leute im Referat ja eingesehen.“

Robert Brannekämper, CSU-Landtagsabgeordneter, erklärte: „Man kann doch nicht einen zwei­stel­ligen Millionenbetrag für eine Fehlplanung ausgeben, wenn wir heute schon wissen, dass der Schulsport so auf Jahrzehnte gesehen nicht funktioniert. Das ist doch ein Schildbürger­streich. Ein Baukörper muss nachgearbeitet werden. Besser eine Schleife drehen, als diese >Planung< hinzu­neh­men.“

Der Lageplan fürs neue Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium (WHG) am Salzsenderweg. Karte: Planungsreferat / Foto: hgb

Ein weiteres Detail zum WHG-Neubau wurde im Unterausschuss Umwelt, Grünplanung und Klima­­schutz offenbar: Die Fällung von 62 Bäumen, davon 39 unter Baumschutz stehende, ist vorgesehen. Nachgepflanzt werden sollen 58 Bäume. Das soll, so die Gremiumsmitglieder, aber nicht so einfach geschehen. Sie wollen „konkrete Details zu Lage, Art und Größe der betroffenen Bäume“.