2. Juli 2020
Die Richard-Strauss-Straße, vor mehr als zehn Jahren neu hergestellt – der gleichnamige Tunnel war im Juli 2009 eröffnet worden – passt nicht mehr so richtig in die heutige (Verkehrs-)Zeit. Zu wenig Parkplätze, Falschparker und „Geisterradler“ auf den Gehwegen, zu schmale Fahrbahn. Sie sollte dringend entschärft werden. Darüber war sich die Mehrheit der Mitglieder des Bezirksausschusses einig. Aber wie verbessern? Die Umgestaltungsidee der Lokalpolitiker: Schräg- statt Längsparken. Indes: Die Stadt, das Baureferat / Straßenplanung, lehnt jegliche Maßnahme ab.
Nach einem Ortstermin Ende Februar liegt nun das Ergebnis der Behördenuntersuchung vor: „Jede andere Anordnung der Parkbuchten würde zu einem erheblichen Eingriff in den Straßenraum führen und damit einhergehend zu einem massivem Eingriff in die bestehenden Baumgräben mit erforderlichen Baumfällungen führen.“
Und weiter: „Bei der Gesamtmaßnahme des Mittleren Rings Ost handelt es sich um ein finanziell gefördertes Projekt durch den Freistaat. Dadurch gibt es eine Veränderungssperre. Eingriffe in das geförderte Projekt können förderungsschädlich sein und dazu führen, dass Fördergelder verzinst zurückgezahlt werden müssen.“
Die Einschätzung der Experten: Die Richard-Strauss-Straße „ist eine voll funktionsfähige Straße, die sich in einem guten baulichen Zustand befindet; ein Bedarf für eine bauliche Veränderung wird zum jetzigen Zeitpunkt nicht gesehen.“
Die Fahrbahnbreite von 6,5 Meter, also 3,25 Meter pro Richtung, ist an und für sich ausreichend, sie ist auch maßgebend für den Busverkehr. Doch an den Rändern hapert’s: Die beidseitigen Parkstreifen – jeweils zwei Meter breit – sind für moderne, inzwischen größer und breiter gebaute Autos zu schmal. Mit Folgen.
Halten nämlich die Fahrer von Linien- und Reisebussen, Umzugs- und Lastwagen seitlich einen um wenige Zentimeter zu geringen Abstand, weil ein größeres Fahrzeug, ein Bus oder ein Schwerlaster, entgegenkommt, werden immer mal wieder nicht eingeklappte Rückspiegel von parkenden Autos „rassiert“ oder es gibt gar Schrammen und Dellen. Zumal wenn ein Personenwagen „schlampig“ abgestellt worden ist und leicht in die Fahrbahn ragt.
Passt aber der Abstand, besteht die Gefahr, dass sich die ausladenden Rückspiegel von sich begegnenden Bussen und Baulastern touchieren. Immer wieder zu beobachten, dass diese Fahrzeuge in Zentimeterarbeit ganz langsam haarscharf aneinander vorbei „rangieren“. Gerade in diesen Wochen, in denen der Abriss des ehemaligen Siemens-Komplexes erfolgt und Schuttlaster ein- und ausfahren. Oft kommt der Verkehrsfluss zum Erliegen, es bilden sich sofort Rückstaus. Die Schäden bei „Berührungen“ sind meist zwar nur Bagatellen, gleichwohl kosten sie Geld und Reparaturzeit, bereiten Papierkram und Ärger.
Bei der Beratung der Forderung „für mehr Verkehrssicherheit auf der Richard-Strauss-Straße“ im Dezember waren die Fronten verhärtet. Vertreter von Grünen („Wir sind entsetzt“) und ÖDP („Auf breiteren Straßen fahren die Autos schneller“) hatten sich vehement dagegen gestemmt. Die zutreffende Ausführung von CSU-Mann Peter Reinhardt „Wir wissen doch alle, sind uns doch einig, dass die Straße suboptimal gebaut worden ist und Verbesserungen angebracht sind“ konnte sie nicht überzeugen.
>Suboptimal< ist milde formuliert. Denn Schrägparkbuchten – auch wenn die bei Busverkehr und erlaubten Tempo 50 „nicht empfohlen“ werden – wären angesichts des Querschnitts der Richard-Strauss-Straße durchaus machbar.
Denn die bestehenden Radwege sind 1,6 Meter breit (sollten nach neuesten Vorgaben 2,3 Meter breit sein) plus 75 Zentimeter Sicherheitsraum zu den parkenden Autos. Und beidseitig bestehen Baumgräben, die 4,15 bzw. 4,65 Meter breit sind. Die beidseitigen Gehbahnen sind jeweils vier Meter breit, müssen aber lediglich 2,5 Meter breit sein. Auffallend: Auf den Gehwegen sind permanent „Geisterradler“ unterwegs …
Ergo: Platz ist also mehr als ausreichend da. Eine vorausschauende Verkehrsplanung sieht jedoch anders aus! Und jetzt bremsen die Kosten alles aus.