28. September 2020
Das von Jens Luther, CSU-Stadtrat und Mitglied des Kommunalparlaments, angeregte Pilotprojekt Unterflurcontainer, also Boxen im Boden, für die Wertstoffinsel an der Ecke Delp- / Wehrlestraße, kann nicht umgesetzt werden. Laut Kommunalreferent verhindern verlegte Leitungen im Untergrund den Einbau. Doch es gibt eine Möglichkeit, das Vorhaben zu realisieren, nämlich an einer anderen Stelle in der Umgebung, bezahlt vom Bezirksauschuss – ein Antrag der CSU-Fraktion. Das Referat ist bereit, Alternativstandorte zu prüfen.
Der Hintergrund: Seit mehr als zwei Jahrzehnten werden die Anwohner – „die Container stehen fünf Meter vor unserem Außenwohnbereich“, so eine Frau im Stadtteilgremium – durch Lärm, Müll und Ungeziefer geplagt.
Boxen im Boden haben Vorteile: Die Umgebung wird nicht verschandelt; die Modelle haben eine Lärmdämmung, der Flascheneinwurf ist kaum mehr zu vernehmen; das wesentlich größere Fassungsvolumen verhindert eine schnelle Überfüllung; einer Vermüllung, wie momentan der Fall, wird so vorgebeugt; eine Anti-Grafitti-Beschichtung an den Einwurfstutzen verhindert Farbschmierereien, Wetter bedingte äußerliche Verschmutzungen gibt’s keine; Personen im Rollstuhl können die Einwürfe erreichen. Und letztlich können Lastwagen zum Entleeren näher heranfahren.
Unlängst hat eine juristische Prüfung ergeben, dass Unterflurcontainer per Bestellung städtischer Leistungen aus dem Stadtbezirksbudget finanziert werden können. So denn beschlossen die Mitglieder des Bezirksausschusses einhellig – die Grünen stimmten zähneknirschend zu: Die Behörde soll „geeignete Standorte in der näheren Umgebung finden“, Bogenhausen übernimmt die Kosten von bis zu 96 000 Euro.
96 000 Euro? Das Kommunalreferat / der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) hat eine unterirdische Wertstoffinsel realisiert – an der Constanze-Hallgarten-Straße, im Bestand mit Spundwänden. Hier wurden 60 000 Euro für die Baufirma fällig, für Krankosten kamen weitere 5600 Euro hinzu. Die Planung kostete 3500 Euro und die fünf Unterflurcontainer selbst 27 000 Euro. Gesamtsumme: rund 96 000 Euro.
Ein hitziger verbaler Schlagabtausch ging dem einvernehmlichen Votum voraus. Den CSU-Antrag, datiert vom 8. September, versuchten die Grünen mit einer Initiative, datiert vom 13. September, zu unterlaufen: Statt des Standorts Delpstraße sollte eine Stelle für Unterflurcontainer in Daglfing gesucht werden, wo seit Jahren kein passender Standort für eine herkömmliche Wertsstoffinsel gefunden werden konnte. „Der Standort Delpstraße ist nicht unbedingt so dringlich, wir brauchen unbedingt einen Standort in Daglfing, der ist dort dringlicher“, so verzwirbelt Grünen-Sprecher Samuel Moser.
Das grüne „Antrag-Spielchen“ wollten die Vertreter der anderen Parteien aber nicht mitmachen. Angesichts einer Abstimmungsniederlage, verbunden mit Gesichtsverlust gegenüber (anwesenden) Bürgern, löschten sie in ihrem Papier den Halbsatz „statt Delpstraße soll ein Standort in Daglfing gesucht werden.“ Den Wunsch, dass der AWM gleichwohl auch in „Daglfing potenzielle Standorte für Unterflurcontainer prüft“, segneten die Lokalpolitiker dann einstimmig ab.