24. September 2020
Es fällt auf: In den vergangenen Monaten erreichten den Bezirksausschuss vermehrt Klagen unzufriedener Bürger bezüglich der Lebensqualität in verschiedenen Quartieren und Wohnanlagen in Bogenhausen. Ob Besorgnis oder Frustaussagen – das Kommunalparlament ist meist die falsche Adresse. Können die Mitglieder doch bestenfalls vermitteln, Hilfestellungen geben. Zwei Beispiele: Johanneskirchen (Freischützstraße) und Arabellapark (Rosenkavalierplatz).
Im ersten Fall schreibt ein Bürger: „Wir haben uns vor mehr als 30 Jahren in der Freischützstraße eine Eigentumswohnung gekauft, noch bevor die Baugrube ausgehoben wurde. Die Lage war ein Paradies mit Klimapark und ungewöhnlicher Ruhe für eine Großstadt. In letzter Zeit schlug allerdings das Wohlfühlpendel Schlag für Schlag um.“
Schlag für Schlag passt – der Anwohner moniert in zehn (!) Punkten Bestehendes und Zukunftsprojekte: „Erstens Lidl-Eröffnung gegenüber unserem Schlafzimmer mit 24-Stunden-Belieferung und Packstation. Zweitens Bushaltestellen auf gleicher Seite unserer Fenster. Drittens Zerstörung des Klimaparks durch den Bau eines Gymnasiums mit Sportstätten. Viertens S-Bahnausbau viergleisig ohne Untertunnelung. Fünftens Prinz-Eugen-Park-Bewohner kommen zu uns, um zu lärmen und zu spielen. Sechstens Das SEM-Gebiet wird sich nicht auf den Osten mit Lärmbelästigung beschränken. Siebtens Ladenzentrum Freischützgarten seit Jahren zu. Achtens spottet der Zugang zur S 8 jeder Beschreibung, vorbildlich sind Ismaning und Unterföhring. Neuntens werden die raren Parkplätze ringsherum von Lastern und Wohnmobilen blockiert. Zehntes Neubau einer orthodoxen Kirche im zerstörten Klimapark mit Zufahrt und Parkflächen.“
Und der Abschlusssatz: „Eigentlich fehlt nur noch eine Kläranlage vor unserem Innenhof, dann verkaufen auch die Letzten.“
Starker Tobak, pure Unzufriedenheit. „Was soll diese Aufzählung, was vermeintlich alles schlecht ist. Was will der Mann eigentlich geändert haben“, fragte bei der Erörterung ein Stadtteilvertreter im Untergremium Planung. Punkt um Punkt wurde „durchgekaut“, die Behauptungen „zerlegt“ und richtig dargelegt. Letzteres bekommt der Anwohner schriftlich.
Zweiter Fall: „Wie kann der Rosenkavalierplatz >gerettet< und wieder aufgewertet werden?“ fragt eine Frau aus dem Arabellapark die Vertreter im Kommunalparlament, beklagt „eine zunehmende Vernachlässigung des Areals. Es türmen sich Müllreste an umliegenden Flächen wie in der Nähe eines Restaurants. Der Rosenkavalierplatz wirkt zunehmend schmuddeliger. Kleine Baustellen bestehen gefühlt ewig, der Wochenmarkt hinterlässt seine Spuren. Erste Ratten wurden gesichtet.“
Ortsbesichtigung mit Anwohnern und Lokalpolitikern sowie mehrmaliger Check von unser-bogenhausen.de: Ja, es gibt unter den mehr als 10 000 in den Büros Beschäftigen Zeitgenossen, die in ihrer Mittagspause Becher, Tüten und anderes mehr einfach hinter die vielen Sitzbänke werfen oder irgendwo „abstellen“. Gleichwohl: Keine der genannten Angaben kann aktuell bestätigt werden. Auch wenn es in der Vergangenheit schon mal anders war.
Und: Der Wochenmarkt an den Donnerstagen hinterlässt keine Spuren – die Gewerbetreibenden reinigen ihre Flächen, anderntags säubert eine Firma frühmorgens nochmals das Grundstück und leert die Müllkästen. Und just diese sind vor allem an schönen Tagen das Problem: Sie quellen vielfach über. Ein gefundenes (nächtliches) Picknick für Raben.
Der Knackpunkt: Der Rosenkavalierplatz wie auch die Freiflächen der Wohnanlagen sind Privatgrund und damit die Besitzer zuständig. Es dürfte doch für die Vertretung einer Eigentümergemeinschaft oder Hausverwaltung kein Unterfangen sein, eventuell nicht bekannte Grundstücksgrenzen bei der Stadt zu erfragen, um dann Probleme direkt angehen zu können.
Nebenei: Als in einer Arabellapark-Wohnanlage mit Brunnen und Spielplatz auf der Freifläche die „Sauerei“ zu groß geworden war, wurden die Mülleimer neben den Sitzbänken entfernt. Ergebnis: seither alles picobello sauber.