09. Januar 2021

Für neue BVK-Zentrale: Siemens ist platt!

Es waren einmal sechs Gebäude aus den „Sechzigern“ an der Richard-Strauss-Straße 76 – der einstige Siemens-Trakt. Nun ist alles dem Erdboden gleich gemacht, der Schutt türmt sich Me­ter hoch. Platz „frei“ für zwei Wolkenkratzer, 100 und 60 Meter hoch, mit 26 und 15 Stock­­wer­­ken, ver­bunden durch einen 50 Me­­ter hohen und etwa 100 Meter langen Riegel. Ab November 2021 soll betoniert werden, im Oktober 2024 soll der Tower-Kom­plex fertig sein.

Der einstige Siemens-Bürokomplex aus den Sechziger Jahren. Im Hintergrund links der HypoBank-Wolkenkratzer. Foto: hgb

Das dreiteilige Ensemble auf dem rund 20 000 Quadratmeter großen Areal wird die neue Zentra­le der Bayerischen Versorgungskammer (BVK) – mehr als 1300 Personen arbeiten in den Be­stands­­ge­bäu­den an der Arabella- und Denninger Straße mit 34 000 Quadratmeter Bürofläche, die Kammer hat 2,3 Millio­nen Ver­sicherte, Kapitalanlagevolumen knapp 90 Milliarden Euro.

Besitzerin des Bogenhauser Filet­grund­stücks – der Kaufpreis ist „geheim“ – ist die „RS 76 OHG“; die Gesell­schafter sind neun berufs­stän­dische Versorgungswerke, die durch die BVK vertreten wer­den. Laut Julia Thannhäuser, Referentin BVK-Unternehmenskommunikation, wird eine Geschoss­fläche (GF) von rund 72 000 Quadratmeter umgesetzt werden.

Meter hoch aufgetürmter Schutt – die Reste von sechs Siemens-Gebäuden. Foto: hgb

Sorgen bereitet den Kommunalpolitikern das künftige Verkehrsaufkommen. Denn im Entwurf des Aufstellungsbeschlusses zum Bebauungsplan steht unter „Motorisierter Individualverkehr (MIV) und Ruhender Verkehr“:Die geplante Bebauung verursacht ein Ver­kehrsaufkommen von et­wa 2050 Kfz-Fahrten am Tag.“ Wohlgemerkt: zusätzlich! Einer Einschätzung durch Gutachter zu Folge habe das Auf­kommen aber keinen wesentlichen Einfluss auf das Verkehrs­geschehen in der Richard-Strauss-Straße beziehungsweise an benachbarten Knotenpunkten.

Die neue BVK-Zentrale mit dem 100 Meter hohen Bürosilo und dem Verbindungsbau (das zweite Hochhaus ist dadurch verdeckt). Visualisierung: David Chipperfield Architects

Zweifel daran sind durchaus angebracht. Schon der Zulieferverkehr an die Baustelle in den kom­men­den knapp vier Jahren wird zeigen, was einmal los sein kann oder wird.

BVK-Vorstandschef Daniel Just hatte im Januar vergangenen Jahres erklärt: „Wir sind hier seit Jahrzehnten, seit 1980, zu Hause. Wir fühlen uns mit dem Viertel stark verbunden. Wir denken beim Neubau der Zentrale langfristig und nachhaltig. Wir haben versucht, die Versieglung der Flä­chen so gering wie nur möglich zu halten, nur 20 Prozent des Areals werden bebaut.“