09. August 2021

Europaplatz: Drehscheibe auch für Radler

Er ist eine Drehscheibe, eine Verkehrs-Drehscheibe – der Europaplatz, 1984 vom Stadtrat so bezeichnet anlässlich des Jahrestags des am 5. Mai 1949 in London gegründeten Europarats. In der Mitte ein rundes Blumenrondell, um das Verkehr von und in die Prinzregenten-, die Möhl- und die Maria-Theresia-Straße fließt, manchmal steht. Dieser Platz, Aufenthaltsqualität gleich Null, soll fahrradfreundlich umgestaltet werden.

Richtig vermutet – es ist einmal mehr eine Idee der Grünen im Bezirksausschuss. Per Antrag wird das Bau- und das Mobilitätsreferat gegen die Stimmen der CSU-Fraktion „gebeten, bei der geplan­ten Umgestaltung des Platzes eine fahrradfreundliche und sichere Verkehrsführung zu berücksich­tigen. Dabei soll insbesondere die Wegeverbindung Maria-Theresia- (südlich) und Möhlstraße (nördlich) gestärkt werden. Die Umgestaltung soll auf Grund der hohen Bedeutung für die Verkehrs­beziehungen mit hoher Priorität verfolgt werden.“

Den Europaplatz gestalten, ja fahrradfreundlich umgestalten: kaum möglich. Es sei denn beidseits „die Maria-Theresia- und die Möhlstraße sperren“, so provokant ein Bürger, also die beiden Straßen zu Sackgassen machen. Foto: hgb

Zur Begründung wird angeführt:

[alert-announce]„Auf Grund der ungeeigneten Gestaltung der Querung des Plat­zes wird die Route von Haid- und Bogenhausen über die Maria-Theresia- und die Möhlstraße der­zeit von Radfahrern nur eingeschränkt genutzt, die Einrichtung einer Fahrradstraße durch die Ver­waltung abgelehnt. Mit der geplanten Neugestaltung des Platzes bietet sich die Chance nicht nur die Wegeverbindungen für Radfahrer stark zu verbessern, sondern auch die Verkehrsströme in Nord-Süd-Richtung zu entzerren und damit Vorteile für alle Verkehrsteilnehmer zu schaffen. In der Machbarkeitsstudie für Radschnellverbindungen wird die Trasse München – Markt Schwaben von der Prinzregentenstraße kommend ebenfalls über den Europaplatz, die Möhl- und die Hompesch­straße geführt. Diese Route bietet mit ihrer Verlängerung über die Sternwart- und Denninger Straße einen Mehrwert für die Anbindung Bogenhausens an das Stadtzentrum.“[/alert-announce]

Aha, daher weht der Wind: Einzelstück um Einzelstück soll die Radschnellverbindung nach Markt Schwaben Gestalt annehmen, sollen quer durch Bogenhausen Autospuren und 900 öffentliche Pkw-Parkplätze entfallen – ohne Konzept, ohne Gesamtkonzept. Genau das monierte im Kommu­nalparlament CSU-Stadtrat Jens Luther. Er forderte „ein Projekt aus einem Guss“, beantragte des­halb Vertagung des Antrags, was die Mehrheit der Lokalpolitiker aber abgelehnt hat.

Es ist inzwischen schon eine geflügelte Formulierung von Florian Braun, Grüne, Vorsitzender des Untergremiums Verkehr und Mobilität, als Fazit zu einer Initiative seiner Fraktion: „Die Stadt soll prüfen.“ Aber was gibt es da eigentlich zu prüfen? Fahrradspuren, teils rot abmarkiert, sind ebenso vorhanden wie Ampel gesteuerte Übergänge. Auch Grüne müssen da auf Grün warten!

Auf die irrsinnige Idee zum Prüfen eines Brückenbaus wie an der Cosimastraße auf Höhe des Salz­senderwegs haben die Grünen im Fall Europaplatz, über dessen Gestaltung übrigens  seit vielen Jahren diskutiert wird, verzichtet. „Wie wär’s denn mit einer Unterführung?“ meinte verschmitzt ein Bürger.