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8. September 2021

„Wir sind Anwohner einer Grünanlage, nicht einer Bezirkssportanlage.“ Die Liste der im Be­zirksausschuss unlängst eingereichten Klagen von Bürgern, die im Umfeld der Spielanlage an der Fideliostraße wohnen, ist lang. Der Anlass war stets derselbe: Lärm, „vor allem an Wochenenden und bei schönem Wetter, bis in die Nacht hinein“. Die Beschwerden hatten die Lokalpolitiker an die Stadt eingereicht, das Baureferat / Gartenbau hat inzwischen Verbesserungen vorgenommen. Die Mahnungen sind nunmehr verstummt – zumindest in Richtung des Stadtteilgremiums!

Rückblick in die Mai-Tagung des Kommunalparlaments: „Schauen Sie mal, was bei uns los ist.“ Eine Anwohnerin hatte ihr Handy in die Höhe gehalten und ein Video abgespielt. Zu sehen war aus der Distanz wenig, zu hören umso mehr: wummernde Bässe, harte Trommelschläge, Techno- und Hip-Hop-Beats. „Das habe ich vom Balkon im dritten Stock aufgenommen. Das geht jeden Tag so, mittags, abends, nachts. Sogar am Sonntag in der Früh“. Ein Besucher dazu: „Das ist oft die Hölle.“ Im Einsatz dabei: „mobiles Flutlicht, Stirnlampen, Beleuchtung mit Handys.“

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Die Spielanlage an der Fideliostraße darf aus Lärmschutzgründen „nur“ von 7 bis 22 Uhr genutzt werden, was von der Grünanlagenaufsicht überwacht wird. Foto: hgb

Moniert wurde überdies: Die Plätze werden von „jungen Erwachsenen genutzt, die nicht hier woh­nen, sondern größtenteils mit dem Auto kommen“. Auf dem Kleinfeld werden Fußballturniere ausge­tragen. Das Abprallen des Fußballs von der harten Bande hört sich an ein Kanonenschuss oder Silvesterböller. Der Basketballplatz wird oft zeitgleich von mehreren Jugendlichen mit jeweils einem eigenen Ball bespielt. Im Sekundentakt titschen die Bälle auf dem Asphalt auf und prallen von den Metallkörben ab.

Die Angaben konnte unser-bogenhausen.de seinerzeit nach Checks bestätigen. Auch Elisabeth Pangerl (CSU; Kinderbeauftragte des Kommunalparlaments) war vor Ort, hatte den Lärmpegel als hoch empfunden, hatte Verbesserungen der Situation durch geeignete Maßnahmen für ange­bracht erachtet.

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Fidelio-Kunstrasenfeld: Die Banden wurden mit einem Zentimeter dicken, groben Kunstrasen verkleidet, so dass Aufprallgeräusch der Bälle gemindert ist. Fotos: hgb

Die Mitarbeiter vom Gartenbau haben inzwischen ganze, vorbildliche Arbeit geleistet. Das Referat in seinem Bericht (Auszüge) an Bezirksausschuss-Chef Florian Ring:

  • Nach der umfangreichen Sanierung 2019 entstand eine attraktive Spielanlage für alle Altersgrup­pen mit einem Abenteuerspielplatz und einem Kleinspielfeld mit Kunstrasen sowie einer Streetball-Anlage. Die Anlage wird sehr gut angenommen und erfreut sich großer Beliebtheit.
  • Bei der Sanierung wurden bereits bauliche Lärmschutzmaßnahmen ergriffen. So wurde der zu­nächst bestehende Asphalt-Bolzplatz um die Hälfte verkleinert und als Lärm minderndes Kunstra­sen-Spielfeld mit dem weitest möglichen Abstand zur Wohnbebauung errichtet.
  • Die zur Wohnbebauung näher liegende Spielfeldhälfte wurde als Asphalt-Streetball-Platz wieder hergestellt, da Basketball als weniger lärmintensiv eingestuft wird.
  • Eine Beschilderung zur Regelung der Nutzungszeit von 7 bis 22 Uhr wurde angebracht. Die Grün­anlagenaufsicht führt Sonderkontrollen durch und ist im Hinblick auf die Einhaltung der Nutzungs­zeiten und die Beachtung der Anlagensatzung nochmals sensibilisiert. Die Sonderkontrollen werden fortgeführt und im Rahmen der Kontrollgänge vermeidbare Lärmbelästigungen unterbunden.
  • Die beiden vorhandenen Basketballkörbe mit Metallketten wurden durch ein Lärm minderndes Modell aus Kunststoffnetz ersetzt.
  • Für den Streetball-Platz kommt als Alternative für den Asphaltbelag nur ein Sportbelag aus Kunst­stoff (EPDM) in Frage. Aus fachlicher Sicht ist ein Austausch nicht zu empfehlen, da ein Kunststoff­belag zu keiner Reduktion der Lärmemissionen führen wird und lediglich hohe Umbaukosten verur­sachen würde. Zudem ist dieser Belag anfälliger für Vandalismus.
  • Bei dem Kunstrasenspielfeld handelt es sich um ein Minispielfeld. Auf Grund der geringen Größe des Spielfelds ist bauartbedingt eine Bande erforderlich. Das Minispielfeld wurde beim Bau mit einer Bande mit Lärm minderndem Hartschaumkern ausgestattet. Es ist allerdings nicht vermeidbar, dass bei hart geschossenen Bällen ein dumpfes Aufprallgeräusch entsteht. Nach Rücksprache mit dem Hersteller zwecks einer weiteren Reduzierung der Lärmemission wurde an den Bandenflächen eine Beschichtung mit einem Kunstrasen angebracht.
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Fidelio-Asphaltplatz: An den zwei Basketballkörben wurden die Netze aus Metallketten durch Kunststoffnetze ersetzt – es „scheppert“ nicht mehr. Fotos: hgb