23. Februar 2018
Das Werk des Bildhauers Karl Knappe (1884 bis 1970), ein Wandmosaik, betitelt „Der Fährmann“, misst zwölf mal vier Meter, ist also knapp 50 Quadratmeter groß. Einst zierte es das Foyer zum Hörsaalgebäude 12 der ehemaligen Pionier- und Fachschule des Heeres für Bautechnik auf dem Areal des Wohnquartiers Prinz-Eugen-Park an der Cosimastraße. Die Gretchenfrage: Was tun, wohin mit dem Relief?
Im künftigen KulturBürgerHaus (KBH) am Maria-Nindl-Platz gibt’s keinen den Maßen entsprechenden (Wand-)Platz. Eine ursprünglich beabsichtigte Integration hat sich deshalb mittlerweile zerschlagen. Auch ein Ein- und Aufbau auf einer öffentlichen Grünfläche in der neuen Siedlung hatte sich als nicht machbar herausgestellt. Das Kommunalreferat bat daher die Mitglieder des Bezirksausschusses um Hilfe bei der Standortfindung. Dem von Christiane Hacker dargelegten Vorschlag, das Riesen-Mosaik einmal im neuen Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium (WHG) am Salzsenderweg unterzubringen, schlossen sich die Lokalpolitiker unisono an.
Das Knappe-Steinwerk wurde 1955 direkt und ohne weitere Armierung in eine vorbereitete Mörtelschicht an der Betonwand im Foyer besagten Hauses fixiert. Später wurde es, so städtische Fachleute, „singulär und abgekoppelt vom Gebäude als Denkmal ausgewiesen“.
Beim Abbruch des Gebäudes 2011 hatte man festgestellt, dass auch „die tragende Stahlbetonwand ohne Bewehrungen gegossen war und somit ein Trennen des Mosaiks vom Träger nicht möglich war. Deshalb wurde es zusammen mit der etwa 40 Zentimeter dicken Betonwand in sechs großen Stücken zum Abtransport herausgeschnitten und in einem speziell dafür gebauten Holzschuppen in Großlappen abgedeckt eingelagert.“
Und zwar bis heute. Offensichtlich war „Der Fährmann“ dort zu gut >abgedeckt< – nämlich (auch) mit Plastikfolien. Es bildete sich Schimmelpilz, „wodurch die Stabilität der Mosaiksteine auf dem Mörteluntergrund jedoch nicht beeinträchtigt wurde.“
Das Ergebnis einer „fachlichen Einschätzung“ von Vertretern des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, der Unteren Naturschutzbehörde und des Kommunalreferats Ende Juli 2017: Der Kostenaufwand für die Restaurierung des Mosaiks – vor allem an den Schnittflächen sowie starke Verschmutzungen der Oberfläche – wird „als relativ gering eingeschätzt“. Hingegen ist der logistische Aufwand, der Transport und Wiedereinbau der Einzelteile an einem neuen Standort, „mit einem erheblichen Kostenaufwand verbunden.“ Eventuell könnte das aus dem städtischen Etat „Kunst am Bau“ finanziert werden.
Karl Knappe – ihm wurde 1959 der Bayerische Verdienstorden und 1964 das Große Bundesverdienstkreuz verliehen – ist eng mit München verbunden. Vom ihm stammen das Kriegerdenkmal im Hofgarten und die Reliefs am Ledigenheim in der Bergmannstraße. Kurz vor seinem Tod hatte er noch das Mosaik im U-Bahnhof Odeonsplatz entworfen.