9. Januar 2020

Das ist eigentlich weniger ein Platz als vielmehr eine Wendemöglichkeit mit viel Verkehr“, so hatte einmal Angelika Pilz-Strasser (Grüne), Vorsitzende des Bezirksausschusses, über den Herkomerplatz geurteilt. Denn fünf Straßen und zwei Trambahnlinien münden in der Mitte. Dazu kommen der Taxistand und mehrere Bushaltestellen. Eben eine Durchgangsstation. Punkt.

Grüne Profilierung angesichts der bevorstehenden Kommunalwahlen im kommenden März? Diese Vermutung liegt nahe beim aktuellen Antrag von Patricia R. Castaño, die erst vor einem Jahr für Holger Machatschek ins Stadtteilgremium nachgerückt und vor kurzem auf dem mit größter Wahrscheinlichkeit aussichtslosen Listenplatz 14 der Grünen nominiert worden war. Ihre Initiative „Verkehrskontenpunkt Herkomerplatz: Einrichtung eines Raums zum Entspannen und Ausruhen“ wurde – wenig verwunderlich – in ihre Bestandteile zerlegt, wurde mehrheitlich abgelehnt.

Wahrlich keine Visitenkarte für Bogenhausen: Verschmutzte Wertstoffcontainer und nur ein Taxi auf drei Standstreifen am Herkomerplatz. Foto: hgb

Zum Herkomerplatz – anno 1927 so benannt nach Sir Hubert Ritter von Herkomer, ein in Bayern geborener deutsch-britischer Maler, einer der Wegbereiter des Automobilsports in Deutschland – muss man wissen: Im Februar 2018 hatte die CSU-Fraktion nach einem im Kommunalparlament einstimmig gefassten Beschluss von der Stadt gefordert, eine Neugestaltung zu prüfen: „Der Platz macht einen sehr ungeordneten Eindruck … Es ist zu prüfen, inwieweit die Grünanlage neu gestaltet werden kann unter Berücksichtigung der Marktstände und der Fahrradständer.“

Ein Jahr später, im April 2019, lag ein Lösungsvorschlag des Baureferats auf dem Tisch: „Die Denninger – zwischen Bülow- und Scheinerstraße könnte für den motorisierten Individualverkehr (MIV) gesperrt werden. Dieser Abschnitt könnte einer möglichen Platzfläche zugeschlagen werden. Die Bushaltestelle bleibt bestehen und ein 3,50 Meter breiter Streifen wird als befahrbare Fläche für Busse, Lieferverkehr und Radfahrer berücksichtigt. Bei der Sperrung des Abschnitts der Denninger Straße würden circa 13 Parkplätze entfallen.

Weiter: „Auf der Ostseite des Herkomerplatzes muss eine Möglichkeit für den MIV vorhanden sein, um zur Scheiner- und Denninger Straße fahren zu können. Dies könnte an der Stelle der heutigen Taxi-Standplätze geschehen. Neben der Fahrbahn Richtung Süden könnte weiterhin eine Taxi-Standplatz-Spur berücksichtigt werden. Eventuell ist es auch möglich, den Fußgängerbereich auf der Ostseite des Platzes, unabhängig von der neu entstehenden Platzfläche, zu erweitern.“ Und: „Die Bäume auf der Platzfläche sind in einem vitalen Zustand. Eingriffe im Bereich von Bestandsbaumkronen sind schwierig, ohne eine Beschädigung der Bäume zu riskieren.

Der Wegfall von 13 Parkplätzen hatte die Lokalpolitiker irritiert. Sie hatten die Behörde um Alternativen zu dem „Ansatz“ gebeten, um eine „ganzheitliche Umgestaltung“. Ergebnis bis dato: keines.

Und nun der Grünen-Vorstoß: „Die Aufenthaltsqualität soll durch das Aufstellen von Sitzgelegenheiten in der Mitte des Platzes verbessert werden. Diese könnten beispielsweise kreisförmig angeordnet werden. Außerdem soll der Trampelpfad innerhalb der Baumgruppe erhalten bleiben. Zusätzlich sollen die Container der Wertstoffinsel an den westlichen Rand der Einmündung der Gebelestraße verlegt werden. Dadurch kann die Grünfläche und somit die Aufenthaltsfläche in ihrem vollen Potenzial genutzt werden. Ebenfalls soll geprüft werden, ob in der Grünfläche ein Brunnen oder alternativ ein Schachbrett angelegt werden kann.“

Vorstellung der Grünen im Bezirksausschuss für eine „Ruheoase“ Herkomerplatz: Liegen und ein Brunnen. Die Lokalpolitiker lehnten die „Idee“ ab. Foto: Grünen-Antrag

In der Begründung heißt es unter anderem: „Die Bürger sollen sich dort wohl fühlen und die Gelegenheit haben, inmitten des Alltags einen Moment der Entspannung zu erleben.“ Nun denn.

Dazu die Statements der Stadtteilvertreter. „Zum Entspannen müsste man eine Lärmschutzwand rundum bauen“, so Karin Vetterle (SPD) – ihr Parteikollege Martin Tscheu: „Eine Ruheoase ist nicht möglich“ – „In der Sonne wird dort niemand baden“, scherzte CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller. Und Peter Reinhardt (CSU) zunächst ironisch: „Der Antrag erinnert an einen Luftkurort in einem Industriegebiet. Wir wollen eine vernünftige Umgestaltung, keine kleinteiligen Maßnahmen.“

Robert Brannekämper, stellvertretender Vorsitzender des Bezirksausschusses und CSU-Landtagsabgeordneter, machte klar: „Der Platz bleibt immer eine Verkehrsfläche. Man kann ihn aber schöner machen – Taxis auf einer Spur, Unterflurcontainer (Anm. d. Red: Wertstoffboxen im Boden) und Radständer installieren, eben aufräumen und ordnen. Erst dann kann man auf dem erweiterten Platz ein paar Bänke aufstellen.“