Merz: „Auf die Mannschaft kommt’s an!“

Erinnern Sie sich? Auf Einladung von Robert Brannekämper, CSU-Landtagsabgeordneter, gas­tierte Friedrich Merz Mitte Januar 2020 bei einer Neujahrskundgebung im Löwenbräukeller. Bei einem Zwischenruf eines Besuchers hielt Merz in seinen Ausführungen kurz inne, blickte auf, mahn­te streng: „Auf die Mannschaft kommt’s an!“ Jetzt wurde der Rechtsanwalt mit 62 Prozent der Mitgliederstimmen zum Chef der Mannschaft, zum Vorsitzenden der CDU, ernannt. Wow! Wie dieMannschaft aussieht, das wird sich am Freitag, 21. Januar 2022, beim 34. Parteitag der CDU in Hannover zeigen.

In der „Höhle des Löwen“ ging’s seinerzeit wie in der Unterhaltungsschau (vorwiegend) um Geld und Wirtschaft – gleichwohl auf einem höheren Niveau, nämlich um bundes- und weltpolitische Fak­ten. Mehr als 1500 Besucher, kein Stuhl blieb frei, auf der Empore standen hinter den Tischen die Besucher in Dreierreihen, waren dabei – allesamt im Bann der Klartext-Aussagen des heute 66-Jährigen. Eine Revue einiger Aspekte vor von knapp zwei Jahren.

Der Auftritt: Dunkler Anzug, hellrot gemusterte Krawatte, vollschlank, knapp zweiter Meter groß – schon rein äußerlich beeindruckte Merz. Seine Körperhaltung kennen alle aus dem Fernsehen: den Oberkörper leicht, den Kopf meist ein wenig mehr geneigt. In 45 Minuten freier Rede entpuppte sich Merz gleichsam als begnadeter Unterhalter – mit Witz, Humor und ab und an mit Sticheleien gegen­über den politischen Kontrahenten. Und er kann auch mal lächeln – zumindest am Ende seines Vortrags, quittiert mit frenetischem Applaus und Standing Ovations.

Die Jahrzehnte: „Denken Sie mal zurück: 2009 / 2010 waren wir gerade am Ende der Finanzkrise. Es folgten zehn Jahre wachsender Wohlstand und wachsende Wirtschaft. Wir leben in einem phan­tastischen Land, das ist ein großes Glück. 2020 war zwar ein guter Auftakt. Aber 2029 / 2030 ver­stehen wir wohl erst, was heute alles passiert, wir werden Zeugen einer epochalen Verände­rung. Wir müssen unsere Wirtschaft neu ausrichten. Das gilt auch für die Energiepolitik.“

18. Januar 2020 – Blick nach vorn: OB-Kandidatin Kristina Frank, Friedrich Merz und CSU-Landtagsabgeordneter Robert Brannekämper.    Archivfoto: hgb

Die Europa-Frage: „Ohne Europa hat Deutschland keine Chance, Deutschland allein ist keine Option. CDU und CSU sind die Europa-Parteien – und das muss auch so bleiben! Aber wo ist die europäische Technologie?“

Die Umweltpolitik: „Da haben wir ein massives Problem. Wir müssen aber nach- und beweisen, dass Marktwirtschaft und Umweltschutz kein Widerspruch ist.“ Als einen „absurden Teil der Umwelt­politik“ bezeichnete Merz eine Maßnahme in seinem Wohnort Düsseldorf, wo man, um mit dem Au­to in die Stadt zu gelangen, mindestens eine halbe Stunde länger braucht. Der Grund: eine Spur für E-Fahrzeuge, Busse, Taxis und Autos mit wenigstens drei Personen besetzt. „Und dann wird dar­über diskutiert, was ist los, wenn ein Leichenwagen mit Fahrer und Beifahrer unterwegs ist.“

Die „Klimaaktivistin“ Greta: „Ihr habt meine Träume und meine Kindheit gestohlen mit euren leeren Worten!“ Merz zu dieser „Heulrede“ beim Klimagipfel der Vereinten Nationen in New York: „Greta Thunberg, Deine Eltern haben dafür gesorgt, dass Du die bestmögliche Jugend hast!“

Die Zeiten haben sich geändert, vor allem angesichts der herrschenden und wohl auf viele Jahre anhaltenden Corona-Pandemie. Fast hellseherisch die seinerzeitige Aussage „Wir werden Zeugen einer epochalen Veränderung.“ Wow!