Gunda Krauss (86), Mitglied im Bezirksausschuss Bogenhausen und seit 2023 Grünen-Stadträtin, müsste es eigentlich quo ihrer politischen Funktionen wissen: die Stadt ist blank, ist total verschuldet, hat kaum mehr Finanzmittel zur Verfügung, muss kämpfen, ihre Grundverpflichtungen zu stemmen. Dennoch kommt von der eingefleischten Radbeauftragten im Kommunalparlament des 13. Stadtbezirks mal wieder ein kostenintensiver Antrag.
Jetzt: „Radwegsanierung Englschalkinger – zwischen Elektrastraße und Ariadneweg als Pilotprojekt >Wurzelbrücken<“. Wobei: Die Initiative ist eine Wiederholung – siehe Text nach dem * – Und: Warum Sanierung?
In dem aktuell einstimmig verabschiedeten Antrag – es könnte ja noch überraschend ein Geldkistl irgendwo im Rathaus versteckt sein – heißt es: „Die Stadt wird gebeten, den dringend sanierungsbedürftigen Radweg auszubessern. Bei dieser Maßnahme sollen auch >Wurzelbrücken< eingesetzt werden. Ziel ist es, die wiederkehrenden Schäden durch Baumwurzeln nachhaltig zu beheben und die Verkehrssicherheit für Radfahrende zu erhöhen.“
Denn auf dem genannten Abschnitt komme es regelmäßig zu Wurzelaufbrüchen, insbesondere durch die Pappeln am Straßenrand. „Diese heben den Radwegbelag an und stellen – vor allem bei Laub – eine erhebliche Gefahr für Radfahrer dar. Herkömmliche Sanierungen sind meist nicht von Dauer,“ so Krauss. Gleichwohl: Vor Ort ist kein Wurzelaufbruch zu sehen!
Und weiter: „Wurzelbrücken sind bauliche Maßnahmen, die es ermöglichen, den Radweg über die Baumwurzeln hinwegzuführen, ohne diese zu beschädigen. Dadurch werden die Bäume geschützt und die Intervalle zwischen notwendigen Sanierungen verlängert. Es wird angeregt, verschiedene Methoden des Baumwurzelschutzes zu recherchieren und zu prüfen, welche sich für diesen Abschnitt am besten eignen. Die langfristigen Vorteile einer Wurzelbrücke, insbesondere die Amortisation der Investition durch geringeren Sanierungsaufwand, sollen dabei berücksichtigt werden.“
Als Beispiel wird angeführt: Die Stadt Nürnberg – Schulcampus Maiacher Straße – hat mit Geozellen von >Eco Trade< saniert. Es handelt sich dabei über ein lastverteilendes Wabensystem, das über die Wurzeln gespannt und anschließend mit Schüttmaterial verfüllt und verdichtet wird.
Nicht erwähnt hat Krauss: Man muss aber zuerst einmal der Asphaltbelag und eine Erdschicht entfernen, ohne dass dabei die Baumwurzeln beschädigt werden. Von wegen „geringer Sanierungsaufwand“, von wegen „Amortisation der Investition“.
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Ups, da war doch mal was – Blick ins Archiv: Im September 2021 hatte der Bezirksausschuss nach einem Antrag der Grünen die Sanierung des Abschnitts an der Englschalkinger Straße (Südseite) zwischen Arabellapark und Cosimastraße beantragt. Bei einer etwaigen Erneuerung der gesamten Asphaltdecke wurde angeregt, den Radweg auf 1,6 Meter zu verbreitern und bei stark wurzelnden Bäumen Wurzelbrücken einzubauen. Statt Arabellapark und Cosimastraße heißt jetzt eben Elektrastraße und Ariadneweg …
Auf das Ansinnen hatte im April 2023 die Behörde reagiert und sich auf eine angeforderte Stellungnahme des Baureferats bezogen: „Alle öffentlichen Verkehrsflächen werden turnusgemäß auf ihre Verkehrssicherheit überprüft. Daraus leiten sich Sanierungsmaßnahmen ab. Dem Straßenunterhaltsbezirk Ost ist der Zustand des Radwegs bekannt. Der Bereich ist in einigen Abschnitten gekennzeichnet von Hebungen durch Wurzeln oder Verschleiß. Die Verkehrssicherheit wird jedoch durch Ausbesserungsarbeiten gewährleistet.“
Und weiter hieß es: „Grundsätzlich sind Wurzelbrücken ein geeignetes Mittel, um den Wurzelraum von Bäumen vor Belastungen / Eingriffen zu schützen. Für den Einbau einer Wurzelbrücke müssen Streifen- bzw. Punktfundamente in den Boden eingebaut werden, um die >Brücke< herzustellen. Hierbei ist bei Bestandsbäumen die Höhenlage des Stammfußes und die Ausbreitung der bestehenden Wurzeln zu berücksichtigen.“
Zum Antrag: „Entlang der Strecke handelt es sich größtenteils um Pappeln mit starker Wurzelbildung, die höhengleich und zudem nur mit einem Abstand von etwa 50 Zentimeter zum Belag des Radwegs stehen. Der nachträgliche, flächige Einbau von Wurzelbrücken ist wegen des geringen Abstands der Stammfüße zum Radweg und des oberflächennahen Verlaufs der Wurzeln nicht möglich. Die erforderlichen Eingriffe für die Erd- und Fundamentierungsarbeiten würden die Bestandsbäume massiv schädigen. Somit ist es nicht möglich, den Radweg zu verbreitern und gleichzeitig den Erhalt der Bestandsbäume dauerhaft zu sichern.“
Grüne, Grüne, ach du grüne Neune …


