26.02.2015

Einstimmig abgelehnt haben die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) den Antrag der Kirche „Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ (HLT) – kurz als Mormonen bezeichnet – neben dem geplanten Gemeindehaus in der Ecke Weltenburger-, Eggenfeldener- und Schwarzwaldstraße ein so genanntes Palettenparkhaus zu errichten.

Laut Definition ist eine Parkpalette ein kleines Parkhaus in extrem einfacher Bauweise, kurzum ein offenes Parkdeck. Das Ständerwerk einer solchen Einrichtung besteht aus Doppel-T-Trägern, so dass eine geringe Bauhöhe pro Stockwerk – im Normalfall rund zwei Meter – erreicht wird. Meist werden zwei Etagen übereinander „gestapelt“.

Das länglich geplante Gemeindezentrum der Kirche „Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ im Bogenhauser Stadtteil Steinhausen.    Foto: Kirche Jesus Christi HTL
Das länglich geplante Gemeindezentrum der Kirche „Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ im Bogenhauser Stadtteil Steinhausen. Foto: Kirche Jesus Christi HTL

Die Lokalpolitiker bestehen darauf, dass der Verkehr und das Parken – wie vor Jahren bereits ent­schieden – über eine Tiefgarage abgewickelt werden muss. Diese sei insbesondere aus gestalteri­schen Gründen notwendig, denn eine Parkpalette passe einfach nicht zu einer Kirche.
Überdies gelte es „zusätzliche Lärm- und Emissionsbelästigungen für die Anwohner“ zu vermeiden. „Wir müssen Rücksicht auf die Umgebung nehmen, wir müssen hart bleiben, wir müssen auf unserem Beschluss bestehen“, konstatierte eine Bürgervertreterin.

Ein Grundstückstausch zwischen der Kirche und der Stadt – jeweils rund 6000 Quadratmeter – ermöglicht auf Basis dieser Änderungen die Anordnung des Gemeindehauses an der Weltenburgerstraße.

Diese Situierung des Baukörpers hat den Vorteil, dass die Freiflächen mit wertvollem Baumbestand im Osten des Gebiets erhalten werden können. Darüber hinaus kann die Erschließung in Folge des Arealtausches unmittelbar von der Weltenburgerstraße erfolgen und belastet somit nicht die angrenzenden Wohngebiete im Osten.

An der Ecke Weltenburger-/Eggenfeldener Straße soll das Mormonen-Gemeindehaus entstehen.       Karte: Architekt/Stadt München
An der Ecke Weltenburger-/Eggenfeldener Straße soll das Mormonen-Gemeindehaus entstehen. Karte: Architekt/Stadt München

Mit den Plänen für die Kirche, plus Gemeindehaus samt Kapelle, Gemeinschaftssaal und diversen Gruppenräumen hatte sich der BA der städtischen Entscheidung folgend einverstanden erklärt, hatte aber bereits damals auf einer Tiefgarage „mit mindestens 20 Stellplätzen“ bestanden.

Der Grund für diese Vorgabe: Die Mitglieder der Glaubensgemeinschaft kommen nicht nur aus ganz Bayern zu den Veranstaltungen der Kirche, darunter zu zwei jährlichen internationalen Konferenzen im etwa 800 Personen fassenden Zentrum. Zwar liegen im Einzugsbereich zwei Bus­haltestellen, U- und S-Bahnhöfe sind aber weiter entfernt.

Folglich dürfte die Mehrheit der Besucher mit dem Auto anfahren. Dafür reichen die etwa vier Dutzend oberirdisch vorgesehenen Stellplätze aber nicht aus, zumal es auch im Umfeld der Weltenburger Straße zu wenig Parkplätze gibt.

Zur Tiefgarage hatte einen Mormonen-Vertreter damals erklärt: „Wir möchten das nicht, wir denken an Frauen und Kinder. Wir wollen keinen Platz der Unsicherheit. Wir bleiben oben und setzen noch was drauf.“ Keller würden heute nur noch gebaut, wenn das behördlich vorgeschrieben ist. Sollte die Stadt jedoch auf einer Tiefgarage bestehen, werde man sich nicht dagegen sperren.

Bereits im Jahr 2009 hatte Robert Brannekämper als Mitglied im Ausschuss für Stadtplanung des Stadtrats die Unterbringung in einer Tiefgarage als unverzichtbare Grundvoraussetzung für diese Einrichtung mit überregionalem Einzugsbereich mittels Antrag gefordert.

Die Kirche Jesu Christi HLT hat weltweit etwa 15 Millionen Mitglieder, in Deutschland sind’s rund 40.000. Die Kirche kennt weder ein Berufspriestertum noch ein Zölibat. Der Name Mormonen leitet sich vom Buch Mormon ab, das die Gläubigen neben der Bibel studieren. Der Hauptsitz der Glau­bensgemeinschaft befindet sich in Salt Lake City im amerikanischen Bundesstaat Utah. Die Mormonen verfolgen einen Kodex, der ihnen den Genuss von Drogen, Alkohol, Nikotin, Kaffee und auch Tee verbietet. Abtreibung lehnen sie grundsätzlich ab, völlige sexuelle Enthaltsamkeit vor der Ehe und Treue in der Ehe gehören zu ihren wichtigsten Regeln.