Seit 2010 Jahren plant die Russisch-Orthodoxe Kirche auf dem Grundstück Knappertsbusch­straße 26, parallel zur Grundschule, in Nachbarschaft zum künftigen Wilhelm-Hausenstein-Gymna­sium, auf 7000 Quadratmeter Grund ein (2014 genehmigtes) Gotteshaus plus Zentrum plus Kita plus Seniorenhaus (siehe Chronologie). Diese Pläne wurden vor zwei Jahren – wohl aus finan­ziellen Gründen – ad acta gelegt“, so Kirchenvertreter Matthias Kobro auf Nachfrage. Nun wird (zunächst?) eine Holzkapelle erstellt. Das lilafarbene Fundament steht jetzt, dicke Holzbalken sind am Rand gestapelt.

Drei Mal hatte das Kommunalparlament in den vergangenen 13 Jahren den Bau des Mammutpro­jekts mit einer mehr als 30 Meter hohen Kathedrale abgelehnt. Kirchenvertreter Matthias Kobro hat­te dann namens des anwesenden Erzpriesters Nikolai Zabelitch im Juli 2021 im Planungsgremium des Bezirksausschusses das Vorhaben Holzkapelle erläutert: 150 Quadratmeter Grundfläche, 15 Meter lang, 14 Meter breit (Ausmaß also 210 Quadratmeter), Dachkante acht Meter, Höhe mit Kuppel 20 Meter. Mehr als ein Dutzend Bäume am Arealrand wurden für das Projekt gefällt.

Der lilafarbene Sockel für die Holzkapelle der Russisch-Orthodoxen Kirche – 15 mal 14 Meter – an der Knappertsbuschstraße ist installiert.   Foto: hgb

Zu Besucherzahlen und zum zusätzlichen Verkehr samt Parkplatzaspekten machten die Kir­chenvertreter bis dato dem Kommunalparlament trotz Aufforderung keine Angaben. Auch zu einer diesbezüglichen Forderung der Lokalpolitiker an das Planungsreferat / die Lokalbaukommission (LBK) liegt keine Antwort vor. Und das, obwohl seinerzeit Robert Brannekämper, CSU-Landtagsab­geordneter, betont hatte, dass „die LBK muss die Verkehrsströme und der den Stellplatzbedarf vor Genehmigung der Holzkapelle klären“.

Offen ist auch nach wie vor eine Reaktion der LBK auf Brannekämpers Verlangen, die „Stadt soll prüfen, ob die Tiefgarage des neuen Gymnasiums nach Fertigstellung an Sonntagen, wenn 300, 400 oder gar 500 Kirchenbesucher kommen, zur Verfügung gestellt werden kann.“

Warum eigentlich ein Holzbau? Kobro dazu: „Das hat nichts mit dem hiesigen Trend zu tun. In Russland sind viele Kapellen aus Holz, für uns ist das ein Stück Heimat.“ Er betonte zudem: „Wir wollen uns in München einfügen.“

Die Chronologie zum Hintergrund

• Juni 2010, erste Anfrage: Bau eines Gotteshauses „im Stil des vorigen Jahrhunderts“, so ein Lokalpolitiker, samt Zentrum für 300 Personen, Unterrichtsräumen, Kita sowie 22 Parkplätzen. Der Kirchturm sollte (ohne Kreuz!) 32 Meter hoch werden – zehn Meter höher als die neungeschossigen Gebäude in der Nachbarschaft. Im Bebauungsplan aus dem Jahr 1966 ist die Art der Nutzung des Geländes mit „katholische Kirche“ festgesetzt. Die russisch-orthodoxe hatte der katholischen Kirche das Areal abgekauft. Den Kaufpreis wollte Zabelitch nicht nennen, die Baukosten für das Zen­trum schätzte er auf „etwa zehn Millionen Euro“.

So soll die Holzkapelle der Russischen Kirche – Kuppelhöhe 20 Meter – gemäß einem präsentierten Motivbild aussehen.   Foto: hgb

September 2012, zweite Version: Der Eingangsbereich des Komplexes wurde auf Geländeniveau abgesenkt, wo­durch die Kirche rund 6,5 Meter niedriger wird – sie wäre nun etwa so hoch wie die angrenzenden Wohntürme. Gleich­wohl wurde von der Stadt wie auch dem Kommunalparlament moniert, dass „der historisch monumentale Baukörper mit der opulenten Optik wie ein Fremdkörper in der Umgebung wirkt“.

August 2014: „Die Baugenehmigung wurde mit Bescheid vom 11. August 2014 erteilt, sie gilt vier Jahre, kann auf An­trag um zwei Jahre verlängert werden“, so das Planungsreferat. Die Verlängerungen wurden fristgemäß beantragt.

September 2016: Kobro zur Frage, ob das Vorhaben noch aktuell ist: „Die Pläne zum Bau einer Kirche werden weiter­hin verfolgt. Um mit dem Bau beginnen zu können, wird die Aufnahme eines Bankdarlehens geprüft. Dazu wird Eigen­kapital benötigt, das durch Spenden zustande kommen soll.“ Laut der Kirchen-Internet-Seite www.voskresenie.de ruft man zu Spenden auf, um dieses Bankdarlehen erhalten zu können. Via 500 „Wandblöcke“ zu je 1800 Euro sollen zu diesem Zweck 900 000 Euro zusammenkommen.

• September 2017: Das eingezäunte, an den Rändern dicht von Büschen gesäumte Areal, liegt brach, verwildert, ver­moost, dient als eine Art Baumschule. Unter „Aktueller Spendenstand“ heißt es auf der Netz-Seite der Kirche: Zum 31.12.2016 konnten wir in den letzten zwei Jahren Spender für 130 Wandblöcke (zu je 1800 Euro) gewinnen. Summe 234 000 Euro. Etwa die Hälfte davon, rund 117 000 Euro, ist vorhanden; die zweite Hälfte wird unter >Zugesichert< registriert.

Oktober 2019: Laut (Anm. d. Red.: dem damaligen) CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller ist die LBK gegen die Pläne: „Die Mitarbeiter haben die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als sie das gesehen haben.“ Und auch der Bezirksausschuss hatte einstimmig – zum dritten (!) Mal – gegen das Mammutprojekt votiert. Die Stiftung plant näm­lich nun den „Neubau einer Kirche mit Gemeindezentrum, Kindertagesstätte, Seniorenpflegeheim (inkl. Tagespflege) sowie Mitarbeiterwohnungen und Tiefgarage“. Der L-förmige Komplex mit dem Gotteshaus im Eck sieht auf der einen Seite (zum Bruno-Walter-Ring) einen Riegel mit sechs und auf der anderen Seite einen Trakt mit vier Stockwerken vor. Finkenzeller seinerzeit süffisant „in St. Peterburg wäre so was wohl denkbar“.

Wie erwähnt: Alles ab acta gelegt. Abwarten, wie die Holzkapelle wirkt …