Es grünt so grün im Grünzug rund um das Ökologische Bildungszentrum (ÖBZ) an der Englschalkinger Straße 166, doch Anwohner, ÖBZ-Engagierte und -Verantwortliche sind sich nicht ganz grün. Das soll anders werden: Erstmals am Donnerstag, 17. September, und weiterhin alle drei Monate, gibt es einen Jour fixe, um Probleme zu besprechen und um das Neben- und Miteinander zu regeln. Aus Auseinandersetzungen wollen sich die Kommunalpolitiker künftig heraushalten.
Seit vielen Monaten gab’s Diskussionen im Bezirksausschuss zur Problematik, Anträge, die vertagt und nachgebessert wurden, Nachfragen bei den Münchner Behörden und Vermittlungsgespräche der städtischen Stelle für Gemeinwesenmediation (Steg) – all das mündete schließendlich in einem erfolgreichen Treffen im Kulturreferat und vor kurzem folgend in einem gemeinsamen Antrag aller sechs im Kommunalparlament vertretenen Parteien und Gruppierungen.
Der Kernsatz der einhellig verabschiedeten Erklärung: „Wie generell in Nachbarschaftsstreitigkeiten kann der Bezirksausschuss Bogenhausen hier grundsätzlich nicht regelnd eingreifen, sondern nur die Kommunikation befördern und gegebenenfalls Kompromisse anbahnen.“ Die Lokalpolitiker wollen sich im Konfliktfall also heraushalten. Grenzwertig ist indes der Schlussabsatz der Ausführungen, lässt wohl einen Spalt weit die Hintertür offen: „Dem Bezirksausschuss liegt ein gedeihliches Miteinander von ÖBZ, Anliegern und Bürgern sehr am Herzen, seine Mitglieder werden wie bisher hier engagiert mitwirken.“
Der Beschlusserläuterung ist zu entnehmen: „Der Bezirksausschuss freut sich über die Anwesenheit des ÖBZ im Stadtbezirk. Die Kursangebote bereichern das Leben im Stadtbezirk und die gestalteten Gärten bereichern das Auge und die Nase.
Gleichwohl bedauert das Gremium, dass nicht alle Anwohner mit dem derzeitigen Angebot und der Gartengestaltung völlig zufrieden sind.“
Die Lokalpolitiker „begrüßen“ die künftig regelmäßig stattfindenden Treffen von Anliegern und ÖBZ-Vertretern, um „Probleme und anstehende Projekte zu erörtern. Die Anwohner werden – soweit das möglich ist – in die Gestaltung mit einbezogen.
Und die ÖBZ-Verantwortlichen prüfen laut der Deklaration des Stadtteilgremiums „Alternativen für die Bauwägen. Inwiefern diese Alternative zielführend ist, kann in den Gesprächen abgeklärt werden.“ Außerdem erwägt das ÖBZ, „um die Mengen an Grundabfällen zu reduzieren, die Anschaffung eines Häckslers.“ Wohlwollend wurde zudem „die tägliche stattfindende Müllentsorgung“ durch den Hausmeister registriert.
Und bezüglich der Veranstaltungen heißt es in dem Antrag: „Kindergeburtstage sind – soweit sie einen ökologischen Hintergrund aufweisen – weiterhin zu begrüßen. Die Bildungsveranstaltungen vom ÖBZ werden von einer breiten Mehrheit positiv wahrgenommen.“ Dazu muss man wissen: Laut Münchner Umweltzentrum im ÖBZ wurden im vergangenen Jahr 166 Kindergeburtstage gefeiert, wobei durchschnittlich elf Mädchen und Buben dabei waren.
Die Aspekte rund um das Areal reichen Jahrzehnte zurück. Einst war in der heutigen Naturidylle eine parallel zur Weltenburger Straße verlaufende Fahrbahn von Zamdorf bis nach Oberföhring geplant. Das Vorhaben wurde verworfen, an den „Rändern“ Wohnbauten erstellt, das ÖBZ mit den rund 6,5 Hektar großen Außenanlage gebaut und im Juli 2001 eröffnet.
Den Eigentümern von Häusern an der Agnes-Miegel-, der Carl-Zuckmayer- und der Franz-Werfel-Straße waren im Anschluss an ihre Gärten von der Stadt unentgeltlich Streifen zwischen 3,5 und 7,7 Meter Breite mit einer Pflegeauflage überlassen worden.
Den so genannten Gestattungsvertrag mit der Stadt hatte Anliegervertreter Wolfgang Helbig, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender im Bezirksausschuss unterzeichnet. Er hatte im Juni im Kommunalparlament erklärt:
„Alle Anlieger haben überhaupt kein Problem mit dem ÖBZ. Nur bestimmte Hundebesitzer sind sauer, weil sie ihre Hunde nicht mehr auf der mit einem Zaun geschützten Streuobstwiese laufen lassen können.“
Just wegen dieses Zauns wegen des Zustands der Außenanlagen hatten sich die Streitereien entzündet. Zehn von elf befragten, an der Franz-Werfel-Straße wohnenden Familien reklamierten „überall herumliegende Kunststoff- und Metallbehälter, teilweise mit fauligen Wasser, süßlich-faulender Gestank durch verrottenden Müll, Abfälle, Ungeziefer und vieles andere mehr.