31. Dezember 2016

Schon vor der Eröffnung der Tram St. Emmeram im Dezember 2012 wurde die Sicherheitssituation vor allem für Schulkinder an der Haltestele Cosimabad von vielen Eltern, der Leitung des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums (WHG) und von Lokalpolitikern scharf kritisiert. Per Antrag forderte jetzt die Grünen-Fraktion im Bezirksausschuss die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) auf, „die Haltestelle unfallsicher zu gestalten.“ Die Initiative wurde aber auf Vorschlag der Vertreter im Untergremium Verkehr vertagt. „Ein erneuter Termin mit Referatsvertretern“ und der Polizei soll Klarheit schaffen.

In den Ausführungen der Initiative heißt es: „Mitte Juli gab es an dieser Stelle einen Unfall und ein Schüler wurde schwer verletzt. Nach Aussagen der Polizei gab es in der Vergangenheit bereits drei weitere Unfälle. Zukünftige Unfälle können nicht ausgeschlossen werden.“

„Die Situation vor Ort“ – so steht’s in der Begründung von Initiator Karl Nibler, von Beruf Straßen­bahnfahrer und somit sachkundiger Kenner – „ist dergestalt, dass mehrere Tram- und Buslinien in zum Teil unübersichtlichen Phasen diese Haltestelle anlaufen. Dadurch ergibt sich ein gefährlicher Querungsverkehr auf der Haltestelle selbst. Eine Möglichkeit wäre ein Mattenzaun. So ein Matten­zaun hat sich im Bereich der Haltestelle Donnersbergerstraße (Tram 16/17) bestens bewährt; er kann schwerlich überstiegen werden. Da die Metallstangen nur einen geringen Durchmesser auf­weisen (circa einen Zentimeter) wird dies für die in die Haltestelle einfahrenden Linienbusse kein Problem darstellen.“

Ein derartiger Mattenzaun, so die Forderung der Grünen in Bezirksausschuss, soll an der Straßen-bahn- und Bushaltestelle Cosimabad für mehr Sicherheit der Fahrgäste sorgen. Werkfoto: RS-Zaun
Ein derartiger Mattenzaun, so die Forderung der Grünen in Bezirksausschuss, soll an der Straßen-bahn- und Bushaltestelle Cosimabad für mehr Sicherheit der Fahrgäste sorgen. Werkfoto: RS-Zaun

In der Tat: Als Beobachter stockt einem der Atem, als Autofahrer tritt man instinktiv aufs Bremspe­dal: Was seit Jahren rund um den Haltepunkt Cosimabad und auch beim Stopp Arabellapark/Klini­kum abläuft, wie Kinder und Erwachsene quer über die Straße rennen, ist Russisch Roulette.

Vergeblich wurden am Cosimabad bislang Sicherungen gefordert. Sämtliche Initiativen sind von den Stadtwerken abgelehnt worden. Im August 2011 hatten Betriebsleiter Günter Pedall und Wolfgang Pfützner, Strategische Planungsobjekte, WHG-Direktor Wolfgang Hansjakob mitgeteilt:

„Die Haltestelle Cosimabad wird ohne vorgeschaltete Ampel oder Geländer ausgestattet. Das Gefährdungspotenzial wurde in den Planungen, unter Beachtung unserer jahrelangen Betriebs­erfahrungen, beachtet und berücksichtigt. Daher weist die Haltestelle mit einer Nutzlänge von 60 Metern und einer Breite von 3,30 Metern eine großzügigere Aufstellfläche auf als ansonsten üblich. Die Haltestelle ist außerdem mit einer Ampel ausgestattet, die ein sicheres Kreuzen der Straße ermöglicht.

Weiter wurde seinerzeit von den beiden Experten angeführt: „Von der Aufstellung eines Geländers, das die Nutzfläche der Haltestelle erheblich reduziert, sehen wir ab“. Überdies wurde hingewiesen auf „Problemstellungen, die sich aus der Verwendung von Geländern ergeben (Hindernis, Miss­brauch als Sitzgelegenheit etc.).“ Diese Aussage hatte das Kreisverwaltungsreferat in einem Schreiben an den Bezirksausschuss bestätigt und angefügt: „Schutzgeländer werden allzu gern, gerade von Kindern und Jugendlichen, über- oder unterstiegen oder als Klettergerüst missbraucht, was zusätzliche Gefahren birgt“.

Mit „Spritzschutzwänden“ könnte die Sicherheit an der Straßenbahn- und Bushaltestelle Cosimabad wesentlich verbessert werden.     Werkfoto: Orion Bausysteme
Mit „Spritzschutzwänden“ könnte die Sicherheit an der Straßenbahn- und Bushaltestelle Cosimabad wesentlich verbessert werden. Werkfoto: Orion Bausysteme

Eine weitere Variante, sogenannte Spritzschutzwände, war erörtert worden. Sie hätten einen doppelten Effekt:

Die Kleidung von wartenden Fahrgästen bliebe von den durch vorbeifahrenden Autos verursachten Sprühwasserfontänen verschont, und die Glasplatten, höher als herkömmliche Geländer, würden die Fahrbahnen abschirmen.

Somit wären gefährlichen Abkürzungen vorgebeugt, Fahrgäste wären gezwungen, den Weg über den ampelgesteuerten Übergang zu nehmen.

Am Donnerstag, 12. Januar 2012, gegen 13.40 Uhr, hatte es den ersten schweren Unfall an dieser Stelle gegeben, beide Spuren Richtung Englschalking mussten gesperrt werden: Laut Andrea Ortmayr, Chefin der Polizeiinspektion 22 Bogenhausen, hatte ein Bub auf dem Schulhweg von der Tramhaltestelle kommend die Straße zur südlich gelegenen Bushaltestelle überquert, ohne auf den Verkehr zu achten und war von einem Auto erfasst worden. Der Fahrer hatte zwar stark abgebremst und noch versucht, auszuweichen, doch das Kind wurde erfasst und nach links auf die Fahrbahn geschleudert. Leicht verletzt wurde der Elfjährige ins Krankenhaus gebracht, konnte aber noch am selben Tag von seinen Eltern wieder abgeholt werden