Im September 2024 öffnete mit Beginn des Schuljahrs das Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium (WHG), ein futuristischer Neubau, geplant von Hascher Jehle Architekten, an der Fideliostraße die >Schultore< für 1350 Kinder und Jugendliche. Nun – rund acht Monate später – läuft der >Betrieb<, wurde „die schönste und modernste Schule, die wir je gebaut haben“, so Oberbürgermeister Dieter Reiter, eingeweiht. Und es gab noch einen Grund zum Feiern: den 55. WHG-Geburtstag.

Allseits beste Laune, festliche Atmosphäre, frenetischer Beifall für fetzige Musik. Auszüge der Ansprachen – mit einem Faux pas, und das ausgerechnet von Stadtschulrat Florian Kraus, Chef von mehr als 15 000 Mitarbeitern. Report mit Eindrücken eines besonderen Tags.

Studiendirektorin Kerstin Renner, Stellvertretende Schulleiterin, stellte kurz die Schulfamilie vor und freute sich, dass wir diesen Moment gemeinsam genießen können.

Oberstudiendirektor Uwe Barfknecht: Heute ist ein Tag der Freude und des Aufbruchs. Unser Umzug in das neue Gebäude – die modernste Schule Deutschlands – markiert einen Meilenstein in unserer Schulgeschichte. Es eröffnet uns zahlreiche – auch digitale – neue Möglichkeiten.

Die Gebäude bieten nicht nur mehr Raum, sondern auch eine inspirierende Atmosphäre, die das Lernen und die Gemeinschaft fördert. Die runde Form symbolisiert dabei Offenheit, Zusammenhalt und Schutz – Werte, die für unsere Schulgemeinschaft von zentraler Bedeutung sind.

Der Standort ist das Ergebnis jahrelanger Planungen und harter Arbeit von vielen Beteiligten – architektonisch wie pädagogisch. Dafür Dank in tiefer Demut und großen Respekt an alle, auch an meinen Vorgänger Wolfgang Hansjakob im Namen der gesamten Schulgemeinschaft. Ein Schultraum wurde Wirklichkeit.

Unsere Schule soll auch ein Ort des Entdeckens und des Forschens sein. Wir wollen die fröhlichste Schule in München sein – auch wenn uns leider wegen G9 gerade die Lehrkräfte ausgehen …

Heute ist auch der 55 Geburtstag des WHG – 1970 gegründet, noch als Schule ohne Namen, damals zu Gast in der Ostpreußen- und später in der Regina-Ullmann-Schule. Ehe die >große Lösung< kam, Ende 1974, der Umzug in die Elektrastraße im Arabellapark.

Elternbeiratsvorsitzende Mehtap Türen: Diese Schule ist ein Ort der Ideen und Zukunft, an dem alle unsere Kinder ihre Talente entwickeln können. Ich hoffe, dass das WHG alle motiviert.

Oberbürgermeister Dieter Reiter: Das WHG beeindruckt, ist sensationell, zukunftsweisend. Von oben sieht’s aus wie ein vierblättriges Kleeblatt – ein Glückszeichen. Ein Glückszeichen für Bogenhausen. Es ist ein Projekt bewusst ohne Zaun, geöffnet zur Nachbarschaft, ein Projekt, wo fast alle zufrieden sind, ein Vorbild für Beteiligung. Bogenhausen hat sich sehr gut entwickelt, hey, hier funktioniert’s, sogar die IT. Ich war ja vor sechs Monaten schon mal hier – danke, lieber Schülerinnen und Schüler, dass auch heute noch alles so gut ausschaut.

Bayerns Unterrichtsministerin Anna Stolz: Das WHG ist ein Highlight, ein topmoderner Ort des Lernens, der Inspiration und des Miteinanders. Die Schule hat die besten Voraussetzungen, die fröhlichste Schule in ganz Bayern zu werden. Die Lehrkräfte im ganzen Freistaat leisten eine großartige Arbeit. Gute Bildung legt den Grundstein für soziale Gerechtigkeit, wirtschaftlichen Wohlstand und Fortschritt. Dafür benötigen wir optimale schulische Rahmenbedingungen, damit junge Menschen ihre Talente entfalten und sich auf die Herausforderungen von morgen vorbereiten können.

Stadtschulrat Florian Kraus: Das WHG ist mehr als nur eine Schule. Es setzt Maßstäbe, ist ein Bildungs-, Begegnungs- und Bewegungs-Ort für das ganze Quartier. Innen ist die Schule in Lernhäusern organisiert, das stärkt Gemeinschaft und Teilhabe und schafft beste Voraussetzung für die individuelle Förderung der Kinder. Diese Schule ist ein Trainingsplatz für Demokratie.

Und dann kam’s – Raunen im Raum. Im Zusammenhang mit der Petition >Exen abschaffen<, also die Initiative gegen unangekündigte Tests in Schulen, wetterte Kraus (Grüne) gegen Ministerpräsident Markus Söder, „widmete“ sich minutenlang dem Thema. Unwürdiges politisches Getrampel bei einem Festakt, zumal in einer Schule!

Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer: Dieser Schulkomplex ist keine >Schuhschachtel<. Der Bau ist rund, wir sind ja hier in einem Klimapark, die Luft kann drumrum strömen. Die weinroten Elemente und roten Fassaden sind eine Anlehnung an die einstigen Ziegeleien, die Ziegelsteine hatten auch die Farbe. Erfreulich: die genehmigten Baukosten betragen 132,5 Millionen Euro, die voraussichtliche Abrechnung beträgt 128 Millionen Euro.

Schulen bauen heißt für die Zukunft bauen – in jeder Hinsicht. Das WHG ist viel mehr als nur ein architektonisch beeindruckendes Schulgebäude. Die Außenbereiche mit der Freitreppe sind ein Treff- und Begegnungsort. Aufwändige Photovoltaiklösungen und eine umfangreiche Fassadenbegrünung sind Belege der Gebäude-Nachhaltigkeit.

                                                                                    Aspekte

Im sechszügigen Gymnasium (sechs Lernhäuser in Sekundarstufe I, drei Lernhäuser in Sekundarstufe II) – bestehend aus drei vier- bis fünfstöckigen Komplexen – werden mehr als 1350 Schülerinnen und Schüler von 100 Lehrkräften unterrichtet.

Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und eine im Ballfangzaun des Sportfelds integrierte Anlage generieren Strom. Für natürliche Verschattung und Kühlung sorgt im Erdgeschoss eine Fassadenbegrünung mit einmal fünf Meter hohen Rankpflanzen vor den Räumen. Zusätzlich verfügen die Klassenzimmer über einen außenliegenden textilen Sonnenschutz. Die Streben an den Fassaden sind aus Lärchenholz.

62 Bäume mussten für den frei zugänglichen Bau gefällt werden, vier wurden im Park umgesetzt – 76 Bäume wurden angepflanzt. Einige der gefällten Stämme leben montiert als Kunstobjekte „Amöbe“ in der Auladecke fort. Die Äste dienen als Aufhängung eines großen „Schwarms“ von geschnitzten Tierfiguren, Blüten und Zapfen – geschaffen von der Stuttgarter Künstlerin Gabriela Oberkofler.

Das neue Hausenstein – der Publizist und Diplomat wurde 1957 auf dem Friedhof St. Georg in Altbogenhausen beigesetzt – hat natürlich eine Mensa / Küche, eine Tiefgarage, einen MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) und eine Pausenhalle. Und klar, eine Dreifach-Sporthalle – ein heikles Thema.

Denn mit dem Satzungsbeschluss des Stadtrats für das Projekt war eine peinliche Fehlplanung besiegelt worden. Am 14. Januar 2020 hatte unser-bogenhausen.de aufgedeckt: Der Neubau mit Dreifach-Sporthalle ist bezüglich der Sporthallen zu klein. Die Dreifachhalle für das Gymnasium (G9) reicht nicht. Es fehlt eine „Einfachhalle“. Denn gemäß dem „Standard-Raumprogramm für Schulsportanlagen“ erhöht sich bei G9 der Sportflächenbedarf entsprechend der zusätzlichen Klassen von drei auf vier >Übungseinheiten<. Das wird Auswirkungen haben.

50 bunte Luftballons mit angehängten Wunschkarten ließen Schülerinnen und Schüler bei der Einweihung des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums (WHG) unter großem Jubel gen Himmel steigen. Vor dem Start unterhielt sich Oberbürgermeister Dieter Reiter mit vielen Kindern.   Fotos: hgb
Proppenvoll die Aula samt Nebenraum, viele Gäste standen am Saalrand: Mehr als 500 Personen hörten den Ansprachen zu.
 
Unterrichtsministerin Anna Stolz über den WHG-Bau: „Ein Highlight für die schulische Zukunft.“
Die WHG-Schulband heizte mit dem Rock-Song Let’s Have A Party von Wanda Jackson ein.
Mal zurücklehnen und genießen, hieß es zum frenetisch gefeierten Auftritt der Big Band, geleitet von Susanne Winter.
Chor, Band, Solisten: Eine beschwingte musikalische Zeitreise in die Siebziger – geleitet von Zoltan Ambrus.

Oberstudiendirektor Uwe Barfknecht und sein Vorgänger als Schulleiter, Wolfgang Hansjakob.

Sportplatz über den Dächern von Bogenhausen – Photovoltaikmodulen auf dem Ballfangzaun.
 
Hausenstein-Leitmotiv aus dem Jahr 1900 zwischen baulichen Impressionen.