Die Radwege in der Fideliostraße sollen entfernt, der Abschnitt als Fahrradstraße ausgewiesen werden. Mit diesem Vorschlag des Mobilitätsreferats erklärten sich die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) unlängst einverstanden. „Wir benötigen keine Fahrradstraße in der Fideliostraße“ – protestieren Anlieger in einem Schreiben. Wegen des hohen Parkdrucks stellte die CSU-Fraktion einen Prüfantrag: Können nicht benötigte Stellplätze in der Tiefgarage des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums (WHG) am Salzsenderweg an Anwohner vermietet werden?
Zum besseren Verständnis die Erklärung desReferats (bearbeiteter Auszug): „Gemäß des Stadtratsbeschlusses >Radwegrückbau in Tempo-30-Zonen< müssen Radverkehrsanlagen in 30er-Zonen geprüft werden, sobald dort vom Baureferat Sanierungsbedarf festgestellt wird und diese möglichst zu Gunsten von mehr Platz für den Fußverkehr zurückzubauen oder dem angrenzenden Baumgraben zuzuschlagen.
Im Zug der Planung des neuen WHG wurde überlegt, inwiefern die Beibehaltung der baulichen untermassigen Radwege sinnvoll ist. Für den Rückbau spricht, dass zum einen die Schüler mehr Platz auf dem Gehweg hätten, zum anderen, dass dann die Ausweisung einer Fahrradstraße in der Fideliostraße möglich wäre und der Radverkehr komfortabel und bevorrechtigt auf der Straße geführt werden könnte.“
Bearbeitete Auszüge des Bürgeranliegens: „Seit 25 Jahren sind wir Anwohner der Fideliostraße, die vor 20 Jahren noch eine ruhige grüne Sackgasse war, was für uns auch einer der Gründe war, in dieses Viertel zu ziehen. Wir beobachten städtebauliche Veränderungen (Verdichtung), die sich negativ auf die Lebensqualität auswirkt.
Ein Ärgernis ist das zunehmende Abstellen von abgemeldeten Fahrzeugen, Car-Sharing-Autos und E-Scootern sowie Anhängern und Wohnmobilen, in denen auch übernachtet wird.“ Fotos, nach der BA-Tagung aufgenommen, zeigen zwei nicht mehr zugelassene Pkw ohne Kennzeichen, fünf Anhänger und Autoreifen, die im Grünstreifen beim Eingang zum Spielplatz entsorgt wurden. „Allein die sieben Fahrzeuge nehmen den Raum von mindestens neun Anwohnerautos ein.“
Und weiter: „Die Fideliostraße ist geprägt von drei neungeschossigen Blöcken (Nummern 154, 156 und 158) mit drei Wohnungen pro Etage, so dass sich 81 Mietverhältnisse ergeben. Von diesen 81 Mietwohnungen hat statistisch gesehen jeder zweite Haushalt ein Fahrzeug, teilweise sogar einen Zweitwagen. Nur ein kleiner Teil hat Zugriff auf die zur Wohnanlage gehörende Tiefgarage an der Freischützstraße 51. Es ist auch nicht so, dass wir Anwohner alle gern und absichtlich auf der Straße parken. Bei unserer Vermieterin stehen wir seit mehr als sechs Jahren auf der Warteliste für einen Stellplatz. Wir haben daher notgedrungen für unseren Kleinwagen einen TG-Platz in einer einen Kilometer entfernten Wohnanlage angemietet.
Wir alle sind auf eine gewisse Anzahl an Parkplätzen im Verhältnis zum Wohnraum angesichts des Zuzugs ins Viertel angewiesen. Durch die regelmäßigen Aktivitäten im Spiel- und Begegnungszentrum (SBZ) entsteht zusätzlicher Autoverkehr. Und: Die Fideliostraße wird von Fahrzeugen der WEG am Bruno-Walter-Ring 34 bis 36 frequentiert, die ausschließlich für ihre Wohnungseigentümer Stellplätze im Freien mit Einfahrt am Ende der Fideliostraße besitzt.
Auf Unverständnis trifft für uns daher der Vorschlag des Mobilitätsreferats zur Einführung einer Fahrradstraße. Wir benötigen keine Fahrradstraße in der Fideliostraße. Es spricht nichts gegen die Nutzung der vorhandenen und sehr gut ausgebauten Rad- und Fußwege in unserer schönen Allee. Wir benötigen zudem wieder mehr Kontrollen von rechtswidrig abgestellten Fahrzeugen und Sanktionen gegenüber Roller- und Radfahrern, die sich nicht an Verkehrsregeln halten.
Es muss ein ausgewogenes Verkehrskonzept für die Fideliostraße geben, bei dem sowohl Anwohner eingebunden als auch sichere Schulwegkonzepte integriert werden, welches dem zu erwartenden Verkehrsaufkommen ab Herbst 2024 (Anm. d. Red.: Inbetriebnahme des neuen WHG) und allen Verkehrsteilnehmern gerecht wird.
Sinnvoll wäre es, den für die Baufahrzeuge eingerichteten asphaltierten Zubringerweg neben der Freischütz-Apotheke weiter zu nutzen, um eine gerechte Verkehrsentzerrung herbeizuführen. Sinnvoll wäre auch, wenn man den unmittelbaren Anwohnern einen Stellplatz in der Tiefgarage des WHG zur adäquaten Miete anbietet, bevor man eine bewährte Tempo-30-Zone in eine Fahrradstraße umdeklariert und die Anwohner nicht wissen, wohin sie ihre Fahrzeuge stellen sollen.“
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Diese Idee veranlasste Brannekämper zusammen mit Stadtrat Jens Luther und Bezirksausschuss-Chef Florian Ring zu einem einstimmig verabschiedeten Prüfantrag an die Stadt, „ob nicht benötigte Stellplätze in der Tiefgarage des WHG an umliegende Bewohner temporär vermietet werden können. Denn die Wohnbebauung im Bereich der Fideliostraße bietet aus baulichen Gründen vielen Anwohnern keinen Platz in einer Tiefgarage. Zusätzlich besteht dort im oberirdischen öffentlichen Straßenraum ein hoher Parkdruck. Die Vermietung von Stellplätzen in der WHG-Tiefgarage wäre eine gute und praxisnahe Lösung. Die Tatsache, dass andere Tiefgaragen von Schulen teilweise vermietet werden, zeigt, dass diese bereits bewährte Praxis auch hier in Zusammenarbeit mit der Schulfamilie angewandt werden kann und soll.“
