1. Juli 2017

Ob in Schwabing oder in Pasing – fünf mal gibt es ihn schon in München, der sechste folgt in Bogenhau­sen, zehn weitere Standorte in den Stadtbezirken werden momentan geprüft: der öffentliche Bücher­schrank. Die Initiative für die künftige Einrichtung vor dem Cosimawellenbad – die Stadtwerke München (SWM) haben die Erlaubnis erteilt – ging von Georgine Resch aus, CSU-Vertreterin im Bezirksausschuss, die zusammen mit Andreas Baier, Fraktionssprecher der Grünen im Stadtteil­gremium die Sache angepackt und im März einen gemeinnützigen Verein gegründet hat.

Nicht nur der Bücherschrank an und für sich, auch das „Drumrum“ wie die Aufstellung ist relativ kostspielig. Der Verein beantragte daher im Kommunalparlament die Übernahme der Kosten von 9572 Euro. Nach kontroverser Erörterung im Untergremium Budget/Vereine/Satzung genehmigten die Lokalpolitiker – Bezirksausschuss-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser findet „die Aktion einfach toll“ – 9072 Euro Zuschuss. Der Rest muss aus Eigenmitteln – die Vereinigung zählt gerade mal sechs Mitglieder – aufgebracht werden. Klappt das Spendensammeln zügig, könnte der Bücherschrank, kalkulierte Lieferfrist etwa sechs Wochen, bestellt und eventuell bereits Ende August/Anfang September installiert sein.

Doch wie es um den Termin auch bestellt sei, die Bogenhauser Bücherfreunde können sich schon mal freuen. Das Prinzip eines offenen Bücherschranks ist denkbar einfach: geben, nehmen, leihen, behalten.

Ein Modell wie dieses beim Nordbad in Schwabing an der Schleißheimerstraße wird demnächst auch in Bogenhausen, vor dem Cosimawellenbad, aufgestellt.     Foto: Stadt München/Mark Read
Ein Modell wie dieses beim Nordbad in Schwabing an der Schleißheimerstraße wird demnächst auch in Bogenhausen, vor dem Cosimawellenbad, aufgestellt. Foto: Stadt München/Mark Read

Wer immer will, kann – an jedem Tag im Jahr zu jeder Uhrzeit, also unabhängig von Öffnungszei­ten, ohne Anmeldeformular und ohne Beachtung einer zeitlichen Frist – ein Buch oder auch mehre­re in die Regale einstellen (pornografische, diskriminierende und parteipolitische Schriften sind natürlich verboten), den Lesestoff nach der Lektüre wieder zurückbringen oder auch behalten.

Personen, die die Auffassung vertreten, dass das nicht klappen kann, seien die Erfahrungen aus Schwabing genannt, wo seit drei Jahren beim Nordbad an der Schleißheimer Straße ein Schrank steht. Dort hat sich quasi ein Umschlagplatz für Literatur entwickelt, tagtäglich werden Dutzende Bücher geholt oder gebracht.

Also: Wer beispielsweise ein gelesenes Werk nicht zu Hause verstauben lassen oder auf einem Flohmarkt für ein paar Cent verkaufen will, kann es in der Vitrine deponieren, in der Platz für etwa 500 Bücher ist. Überdies bietet sich unter „Leseratten“ die Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen, zu diskutieren. Damit alles funktioniert, kontrollieren ehrenamtliche Betreuer aus dem Vereinskreis die Einrichtung und achten auf die Instandhaltung und Sauberkeit.

Mit Sponsorentafeln am Bücherschrank – für eine Zuwendung von 250 Euro oder mehr – will man die damit verbundenen Aufwendungen abdecken. Aber auch über Spenden freut sich Vorsitzender Baier und Vize Resch natürlich: Stadtsparkasse München, IBAN DE 54 7015 0000 1004 7447 91, „Offene Bücherschränke Bogenhausen e. V.“

Auch in Daglfing gibt’s übrigens eine derartige Initiative. Anwohnerin Susanne Taggruber plant eine „Kulturoase“, einen Treffpunkt ohne Konsumzwang mit Bänken, Schachplatz im Freien, einer Infobox fürs Viertel und öffentlichem Bücherschrank. Auch das unterstützen die Lokalpolitiker, warten nunmehr auf das Statement der Stadt bezüglich Grundstück und Auflagen. Als Standort schwebt Taggruber eine Wiese an der Burgauer Straße im Umfeld des Einkaufszentrums vor.