05.12.2014

Brannekämper besichtigt mit Geschäftsführerin Falter die Olympia – Reitanlage im Zuge der „Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme“

Anno 1972, zu den Olympischen Spielen, blickten weltweit Millionen Menschen an den Fernseh­apparaten gebannt nach München. Für die Anhänger des Pferdesports standen die Wettbewerbe im seinerzeit hochmodernen Reitstadion Riem im Mittelpunkt. 42 Jahre danach hat sich vieles verän­dert – Anlagen wurden abgerissen, neue Gebäude erstellt. Das parkähnliche Gelände aber ist noch heute so, wie es einst angelegt wurde.

Foto: Olympia Reitanlagen GmbH
Foto: Olympia Reitanlagen GmbH

 

Die geschwungenen Wege, die Hügel, Wälle, Reitplätze, Koppeln sind eingesäumt von einem über die Jahrzehnte gewachsenen, nunmehr dichten Baumbestand. Doch die meisten Münchner, selbst Bürger aus Bogenhausen, kennen das vor ihrer Haustür gelegene Zentrum des Pferdesports nicht. Das Areal ist jetzt wieder in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses gerückt, es gehört zur „Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme“ (SEM) im Münchner Nordosten.

Rund um die Münchner Stadtteile Englschalking, Daglfing, Johanneskirchen und Riem und flankiert von den Gemeinden Unterföhring und Aschheim befindet sich das 600 Hektar große Areal, für das ein Strukturkonzept erarbeitet wird. Vier Gutachten dazu – Verkehr/Erschließung, Siedlungs- und Landschaftsentwicklung sowie Schallschutz/Emissionen – sind von der Stadt vergeben worden und bereits in Arbeit. Die Analyse soll bis 2016 vorliegen. „Sie soll Chancen und Grenzen aufzeigen, um einen Plan entwickeln zu können“, erläuterte unlängst Stadtbaurätin Elisabeth Merk.

War vor kurzem noch die Rede von rund 10 000 künftigen Bewohnern ab dem Jahr 2030 – auf Basis des Flächennutzungsplans von 1986 –, so überraschte Robert Brannekämper, CSU-Landtagsabgeordneter und Vize-Vorsitzender im Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen, mit der von einem Stadtvertreter im örtlichen Planungsgremium genannten Aussage „von rund 10.000 Wohneinheiten“, was rund 25.000 Einwohner entspricht. „So ist keine kleinstädtische Struktur machbar, so bekommen wir einmal Verhältnisse wie in der Messestadt Riem“, kommentierte dies Brannekämper. Der 49-Jährige ist wild entschlossen, dagegen anzugehen, machte sich jetzt ein Bild, genauer einen Bildausschnitt, vor Ort.

Pressefoto Robert Brannekemper, MdL

Zusammen mit Gabriele Falter, Geschäftsführerin der Olympia-Reitanlagen GmbH, inspizierte Brannekämper bei einem kilometerlangen Rundgang das 27 Hektar große Reitgelände. Sein Fazit nach zweistündiger Info-Tour: „Der Pferdestandort muss als tragende Säule im Münchner Osten unbedingt erhalten werden.“ Er betonte mehrmals, dass ihm dies besonders wichtig sei.

Foto: Olympia Reitanlagen GmbH
Foto: Olympia Reitanlagen GmbH

140 Meter lang, 40 Meter breit, 7.000 Sitzplätze, 50 Reporterkabinen, Restaurant, Richterturm, eine einzigartige Anzeigentafel und eine kühne Dachkonstruktion ohne störende Stützpfeiler samt 45 Meter in die Höhe ragenden Trägern – das waren 1972 die Merkmale des Reitstadions mit seiner Haupttribüne. In den Jahren danach gab es viele internationale Wettkämpfe und Turniere. So 1975 die Europameisterschaft der Springreiter, bei der der legendäre Alwin Schockemöhle die Goldmedaille gewann. 1984 zertrümmerte dann ein Hagelschaden das Stadiondach, Wasser drang ein, gravierende Schäden und die Sperrung der Tribüne waren die Folgen. 

Die Konstruktion wurde provisorisch abgestützt, damit Großveranstaltungen wie Pferd International, Pferde der Welt und diverse Pop- und Rock-Konzerte (ab 2012 aus Sicherheitsgründen untersagt) durchgeführt werden konnten. Indes war der Zerfall nicht mehr aufzuhalten. Am 18. Januar 2008 wurde dann das Dach von den 25 Stützpfeilern gesprengt – ein Stück olympische Geschichte lag am Boden. Drei Monate lang dauerte es, die Trümmer zu beseitigen.

Schon Jahre zuvor, nämlich 2001, wurde die Olympia Reitanlagen GmbH Pächterin des Geländes. Sie fungiert vertraglich abgesichert bis 2030 als Betreibergesellschaft der Anlage.

Das Unternehmen hat fünf Gesellschafter, allesamt eingetragene Vereine: den Bayerischen Reit- und Fahrverband, den Landesverband Bayerischer Pferdezüchter, die Reitakademie München, den Bayerischen Zuchtverband für Kleinpferde und Spezialpferderassen sowie den Förderkreis des nationalen und internationalen Reitsports in Bayern.

In die vorhandenen Hallen und Plätze wurde und wird viel Geld investiert: Eine neue Reithalle und Stallungen wurden gebaut. Zur Verfügung stehen aktuell vier Stallungen nebst Verwaltungs- und Schulungsgebäuden, elf Reitplätze auf Sand oder Gras, ein halbes Dutzend Hallen, darunter die 2009 sanierte Olympia-Reithalle. Kurzum: Riem ist heute im Freistaat das Kompetenzzentrum für Pferdesport und -zucht. Neben dem werktäglichen Betrieb mit den mehr als 200 Ausbildungs-, Schul- und Pensionspferden geht es das ganze Jahr rund – neun Turniere, 30 Zuchtveranstaltungen, elf Kaderlehrgänge, jede Menge Seminare, Berufsausbildungen und vieles andere mehr. Highlight ist alljährlich im Frühsommer das internationale Spitzenturier mit Messe und Showprogramm Pferd International „mit bis zu 60.000 Besuchern“, wie Falter erläutert.

Foto: Olympia Reitanlagen GmbH
Foto: Olympia Reitanlagen GmbH

Hätten Sie’s gewusst? Das Pferd ist in Bayern ein Wirtschaftsfaktor: Rund 30.000 Menschen verdienen mit dem Pferd ihren Lebensunterhalt, wobei drei bis vier Pferde einem Arbeitsplatz entsprechen. In den mehr als 15.000 landwirtschaftlichen Betrieben und Reitbetrieben gibt es fast 130.000 Pferde. Die etwa 1.000 Reit- und Fahrvereine zählen mehr als 100.000 Mitglieder, jedes Jahr finden circa 400 Turniere aller Art statt.

Landtagsabgeordneter und Vize-BA-Vorsitzender Robert Brannekämper (CSU) bei der Besichtigung der Reitanlage Riem
Landtagsabgeordneter und Vize-BA-Vorsitzender Robert Brannekämper (CSU) bei der Besichtigung der Reitanlage Riem