25. Mai 2016

Laut Plan des Baureferats geht’s am Montag, 25. Juli, los – die Hauptarbeiten zum dreispurigen Ausbau des Isarrings ab der Einmündung der Ifflandstraße, die bis etwa Ende Oktober dauern und knapp sechs Millionen Euro verschlingen werden. Der Verkehr Richtung Schwabing ist dann rund 100 Tage lang auf eine Fahrspur verengt. Das bedeutet 100 Tage kilometerlange Staus. Die CSU-Fraktion stellte deswegen einen temporären Vier-Punkte-Antrag, den der Bezirksausschuss in seinen wesentlichen Teilen verabschiedet hat.

In der Initiative wird die Stadt erstens aufgefordert, die Bauzeiten und -abläufe im Bereich Isarring/Ifflandstraße „zu optimieren, damit die Bauzeit noch weiter reduziert werden kann“. Dieser Punkt wurde von den Lokalpolitikern einstimmig verabschiedet.

Zweitens wird gefordert: Die Stadt lässt die Arbeiten im Rahmen einer Tag- und Nachbaustelle erledigen, um kostbare Zeit zu sparen. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass „in den meisten Fäl­len die Aushärtezeiten der Stahlbetonbauwerke auf Grund physikalischer Gegebenheiten gewisse Zeitgrenzen bestimmen werden.“ Mit 31 gegen die zwei Stimmen der Grünen Holger Machatschek und Andreas Baier wurde auch dieser Teil gut geheißen.

„Es ist von Prof. Harald Kurzak (TU München) „eine komplette Verkehrsuntersuchung zum Planfall >Isarring Wegfall zweite Fahrspur< erstellen zu lassen, um eine realitätsbezogene Betrachtung der verkehrlichen Spitzenzeiten aller wichtigen Verkehrsknoten zu erzielen.“ Die 16 Vertreter von CSU und FDP plädierten für diesen dritten Teil, 17 Lokalpolitiker und damit die Mehrheit lehnten ihn ab. Begründung: Eine Untersuchung kommt zu spät.

Ein alltägliches Bild: Obwohl verboten, wechselt dieser Busfahrer auf dem Isarring im letzten Moment die Spur, um 200 Meter weiter nicht an der Ampel stoppen zu müssen.
Ein alltägliches Bild: Obwohl verboten, wechselt dieser Busfahrer auf dem Isarring im letzten Moment die Spur, um 200 Meter weiter nicht an der Ampel stoppen zu müssen.

„Auf Grund des Verkehrsgutachtens“ sind dann entsprechende fünf weitere Sofortmaßnahmen zu prüfen heißt es im letzten Abschnitt. Dabei kam es zu zwei Kuriositäten: Ein „temporäres Verbot des Linksabbiegens“ und die „Aufhebung von Parkstreifen“ wurden mehrheitlich gut geheißen – gleichwohl die besagte „komplette Verkehrsuntersuchung“ abgelehnt worden war. Abschlägig beschieden haben die Stadtteilvertreter beim vierten, dem letzten Teil, die „Aufhebung von Bus- und Tramspuren“, die „Aufhebung der Vorrangschaltungen für den ÖPNV“, die „Aufhebung des Durchfahrtsverbots durch den Englischen Gartens für Fahrzeuge des Wirtschaftsver­kehrs“ sowie die „Veränderung der Grünphasen für den Querungsverkehr.“

In der Begründung des Vorstoßes heißt es: „Leider ist in der Vorlage des Baureferats nur einmal das Wort Rückstau erwähnt. Wenn dann folgend zu lesen ist, dass während der gesamten Bauzeit mit Verkehrsbehinderungen zu rechnen sei, dann ist dies eine der größten Untertreibungen, die man sich vorstellen kann.“ Laut Kurzak würden sich nach dem „Wegfall einer von zwei Fahrspuren auf dem Isarring die Verkehrsströme mittelfristig neu orientieren, „aber in den ersten Tagen herr­sche mit Sicherheit ein totales Verkehrschaos“.

Dies, so wird erklärt, erscheint plausibel, da durch die Reduktion von zwei auf eine Spur die Verkehrsleistung um 50 Prozent reduziert wird. Unter Berücksichtigung der Verkehrsstudie für den Münchner Osten müsse man feststellen, dass die überschlägige Formel „zehn Prozent mehr Verkehr führe zu 100 Prozent mehr Stau“ im Fall der Baustelle am Isarring bedeuten würde: „50 Prozent weniger Verkehrsleistung bedeuten 500 Prozent mehr Stau.“ Nur genaue Berechnungen der Spitzenbelastung würden die dynamischen Mehrbelastungen der jeweiligen Verkehrsknoten aufzeigen und „gegebenenfalls sinnvolle Gegenmaßnahmen ermöglichen“.

Dazu muss man wissen: Nach Erhebungen aus dem Jahr 2010 passieren diesen Abschnitt von Bogenhausen nach Schwabing rund 55 000 Fahrzeuge pro Tag. „Mittlerweile sind es sicher mehr“ schlussfolgert man. Ob Politiker oder Bürger – wohl jeder kann das unterschreiben.

Laut einer Erhebung aus dem Jahr 2010 passierten täglich rund 55 000 Fahrzeuge den Isarring von Bogenhausenn nach Schwabing. Inzwischen dürfte die Zahl deutlich höher sein. Nadelöhr ist der Knoten an der Einmündung der Ifflandstraße. Auf der linken Spur des Isarrings haben die Verkehrs¬teilnehmer Dauergrün, auf der rechten Seite wechselt die Ampelschaltung mit jener an der Ifflandstraße ab.
Laut einer Erhebung aus dem Jahr 2010 passierten täglich rund 55 000 Fahrzeuge den Isarring von Bogenhausenn nach Schwabing. Inzwischen dürfte die Zahl deutlich höher sein. Nadelöhr ist der Knoten an der Einmündung der Ifflandstraße. Auf der linken Spur des Isarrings haben die Verkehrs¬teilnehmer Dauergrün, auf der rechten Seite wechselt die Ampelschaltung mit jener an der Ifflandstraße ab.

Obwohl Robert Brannekämper, stellvertretender Vorsitzender des Bezirksausschusses und CSU-Landtagsabgeordneter, mehrfach ausdrücklich betonte, dass es der CSU um eine Prüfung angesichts eines möglichen gigantischen Verkehrschaos gehe, dass ein Infarkt wegen eines Domino­effekts drohe, dass sich 35 Kilometer Stau bilden, gab es Kontra im Kommunalparlament.

Da half auch die Bestärkung durch CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller nicht: „Es geht um Sofort­maßnahmen für die Dauer von etwa drei Monaten, nicht längerfristig. Das ist ein Prüfantrag!“ Andreas Nagel (David gegen Goliath), Verfechter von Zug-, S- und U-Bahn- sowie Tram, Gegner jeglichen Individualverkehrs: „35 Kilometer Stau wird es nicht geben. Die Menschen suchen sich andere Möglichkeiten.“ Indes konnte er diese nicht benennen.

Holger Machatschek (Grüne) erklärte gestenreich: „Der Richard-Strauss-Tunnel ist ein städtebau­licher Pfusch. Die dritte Spur am Isarring ein Pfusch am Pfusch. Und dann kommt der Biederstein-Tunnel, der ist zweispurig. Der Stau wird also um 400 Meter weiter verlagert.“