05. Mai 2017

Im Februar vor drei Jahren hat der Stadtrat die Option einer Verlegung des Isarrings in einen Tun­nel befürwortet. Ziel ist es, den Englischen Garten wieder zu vereinigen. Das Planungsreferat wurde beauftragt, auf Grundlage der Machbarkeitsuntersuchung der Stiftung „Ein Englischer Garten“ eine Entscheidungsvorlage zu erarbeiten. Die Ergebnisse in der Zusammenfassung.

Das Fazit zu der von der Behörde favorisierten Variante: eine Unterführung mit rund 390 Metern Länge, kalkulierte Baukosten circa 125 Millionen Euro, sechs Jahre Planung und Genehmi­gungsverfahren, Bauzeit mindestens 4,5 Jahre. Gibt’s bald einen Beschluss im Rathaus, könnte frühestens 2028 der Verkehr unterirdisch rollen.

Die Beschlussvorlage für die Stadträte zum so genannten >Sonderprojekt<: „Das Planungs­referat soll den sechsspurigen Ausbau des Isarrings zwischen Dietlinden- und Ifflandstraße mit je zwei durchgehenden Fahr- und einem Verflechtungsstreifen je Richtung in der Tunnelvariante als geplante Maßnahme in den Verkehrentwicklungsplan aufnehmen.“

Und: „Das Baureferat soll mit der Bayerischen Verwaltung der Schlösser, Gärten und Seen „ein ab­gestimmtes Konzept für die Parkgestaltung sowie die Rad- und Fußwegeführung an der Oberfläche und eine Empfehlung zur künftigen Lage und Größe des Seehaus-Parkplatzes erarbeiten.“

Dazu muss man wissen: Laut Stiftung soll der Isarring vom südlichen Portal des Biedersteiner Tunnels bis zur Brücke über den Eisbach auf einer Gesamtlänge von rund einem Kilometer tiefer gelegt werden, wobei knapp 400 Meter im Tunnel verlaufen.

Den drei Dutzend Seiten umfassenden Entwurf haben die Mitglieder des Bezirksausschusses „zur Kenntnis“ genommen. Zum Englischen Garten wird darin angeführt: „Er ist mit einer Fläche von 375 Hektar eine der weltweit größten Parkanlagen, wurde als erster Volkspark Europas 1792 für die Bevölkerung geöffnet.“

Der Isarring in Blickrichtung Bogenhausen (li): So sieht’s heute aus – der Englische Garten ist geteilt Und so (re). könnte die Unterführung des Isarrings aussehen – der Park wäre wieder vereinigt.     Visualisierung und Foto: Bürgerinitiative „Ein Englischer Garten“
Der Isarring in Blickrichtung Bogenhausen (li): So sieht’s heute aus – der Englische Garten ist geteilt Und so (re). könnte die Unterführung des Isarrings aussehen – der Park wäre wieder vereinigt. Visualisierung und Foto: Bürgerinitiative „Ein Englischer Garten“

Der Park wurde in den Sechziger Jahren durch den Bau des Mittleren Rings in den stadtnäheren, von Bürgern und Touristen hoch frequentierten Südteil und einen weniger besuchten Nordteil zerschnitten.

Beide Teile sind heute lediglich durch eine Fußgängerbrücke verbunden. Durch das hohe Verkehrsaufkommen vor allem bedingt durch die im Sommer 2009 erfolgte Eröffnung des Richard-Strauss-Tunnels – Ende 2014 wurden täglich mehr als 112 000 Fahrzeuge gezählt – ist die Aufenthaltsqualität und Erholungsfunktion rund um den Kleinhesseloher See laut städtischen Angaben „erheblich beeinträchtigt.“

In einer Verkehrsprognose fürs Jahr 2030 haben die Fachleute unter Berücksichtigung von fünf ampelgesteuerten Knotenpunkten, von denen viel Verkehr zufließt, eine Belastung auf dem Ring von täglich 133 000 Autos errechnet. Die kritische Stelle ist, wie kaum anders zu erwarten, der Effnerplatz. Entlang des Isarrings erwartet man in Zukunft an allen Zu- und Abfahrten wesentlich weniger Rückstaus. Indes, so die Untersuchung, „übersteigt in der Morgenspitzenstunde das Wachstum des Verkehrs die Kapazitätserhöhung am Isarring, es wird weiterhin zähflüssigen Verkehr geben“. Trotzdem werden mit dem Bau einer Unterführung „ausreichende Verbesserungen der Verkehrsqualität erreicht“.

Ging man in der Studie noch von 3,25 Meter Fahrbahnbreite aus, müssen auf Basis neuer Richt­linien 3,5 Meter Fahrbahnbreite umgesetzt werden. Erstellt werden soll das Projekt in der so genannten Deckelbauweise, wobei die Tunneldecke längs geteilt in zwei Abschnitten realisiert wer­den kann. So kann der Verkehr mit Ausnahme der Zu- und Abfahrten „größtenteils im derzeitigen Straßenraum bzw. im Baufeld des Tunnels geführt werden.“

Parken beim Seehaus und in der Hirschau: Würde der Seehaus-Parkplatz im künftigen Park in seiner heutigen Lage bleiben, müssten alle Parkplatznutzer durch den wieder vereinigten Park fah­ren. Deshalb sollen der bestehende Parkplatz am Seehaus (kostenpflichtig, 92 Stellplätze) sowie die rund 50 Parkplätze im Bereich der Unterführung Gyßlingstraße entfallen.

Die Autofahrer aus der Ifflandstraße fahrend können seit kurzem im Reißverschlusssystem auf den Isarring einbiegen oder auf der Spur weiter Richtung Dietlindenstraße fahren.        Foto: ikb
Die Autofahrer aus der Ifflandstraße fahrend können seit kurzem im Reißverschlusssystem auf den Isarring einbiegen oder auf der Spur weiter Richtung Dietlindenstraße fahren. Foto: ikb

„Als Ersatz soll ein Parkplatz an anderer Stelle errichtet werden. Vorstellbar wäre ein Areal nördlich des Isarrings im Bereich der abzubrechenden Rampe an der Gyßlingstraße.

Mit einzubeziehen ist darüber hinaus eine Nutzung des Parkhauses auf dem Lodenfrey-Gelände an der Osterwaldstraße, das vor allem am Wochenende und am Abend über freie Kapazitäten verfügt, so dass eine Wech­selnutzung der Stellplätze sinnvoll wäre“, heißt es in der Vorlage.

Und: Sämtliche Wege/Unterfüh­rungen für Fußgänger und Radfahrer sind abhängig von der künftigen Parkgestaltung.

Für den Tunnelbau – neun Hektar Naturfläche werden so gewonnen – geht’s dem Baumbestand an die Stämme. Errechnet wurden 1220 notwendige Fällungen, wovon etwa 560 Bäume einen Stammumfang von mehr als 79 Zentimeter haben. Bei der Deckelbauweise werden im Gegensatz zur Stiftungsstudie weniger Bäume umgesägt. Mit Neuanpflanzungen und gartentechnischen Maßnahmen soll das aber vollständig ausgeglichen werden. Und: „Das Tötungsrisiko für streng geschützte Tierarten durch Kollision mit Fahrzeugen auf dem Isarring würde vollständig aufgehoben, der Lebensraumschutz würde maßgeblich verbessert werden.“

– Titelbild: hgb –