Nächster Schritt für die umstrittene Radschnellverbindung (RSV) von der Innenstadt, quer durch Bogenhausen, nach Markt Schwaben – Länge rund 26 Kilometer: Das Bundesverkehrs­ministerium fördert, so die Angabe aus dem Rathaus, die Planungsaufwendungen mit 75 Prozent. Laut Franziska Hartman, Pressesprecherin im Mobilitätsreferat, „veranschlagt die Stadt die Pla­nungskosten auf rund 880 000 Euro.“ Der Bund übernimmt also circa 660 000 Euro, die Stadt etwa 220 000 Euro. In den Planungen vorgesehen: Eine gleichzeitige Nutzung der Fahrradspur durch Busse und Fahrräder in der Denninger Straße!

Nebenbei: Die angeführten Zahlen betreffen ausschließlich die Stadt! Es kommen noch die Sum­men der beteiligten Landkreise dazu. Liest man zum Projekt die Ausführungen in der Rathaus Um­schau und kennt man die Politiker-Statements in der Vergangenheit, wird klar: Konflikte in der CSU sind programmiert, weitere Proteste vieler Bürger wahrscheinlich. Auszüge:

„Mit dem Fahrrad bequem, sicher und schnell von der Innenstadt nach Markt Schwaben fahren – das soll in naher Zukunft möglich sein. Das Mobilitätsreferat arbeitet an der Planung der Strecke, die der Stadtrat im April 2022 beschlossen hatte. Die neun Kilometer (Anm. d. Red.: bis zur Stadt­grenze) lange RSV weist laut einer Machbarkeitsstudie mit rund 6100 erwarteten Nutzern pro Tag ein hohes Potenzial auf. Sie soll beginnen am Altstadtring über die Gemeinden Aschheim (Ortsteil Dornach), Feldkirchen, Kirchheim (Ortsteil Heimstetten) und Poing nach Markt Schwaben führen und am dortigen Bahnhof enden.“

Mobilitätsreferent Georg Dunkel (parteifrei, unterstützt von den Grünen): „RSV stellen eine echte Alternative zu Fahrten mit dem eigenen Auto dar. Wenn wir mehr Menschen auf das klima­freundliche Fahrrad bringen wollen, müssen wir gute und sichere Infrastruktur bereitstellen – deshalb freut es mich umso mehr, dass auch der Bund dieses Projekt finanziell fördert.“

Christoph Göbel (CSU), Landrat Landkreis München: „Die Landkreis- und Stadtgrenzen über­greifende Planung und Umsetzung ist ein gelungenes Beispiel dafür, was man gemeinsam errei­chen kann.“

Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß (CSU): „RSV sorgen dafür, dass die Menschen sicher und umweltfreundlich mit dem Fahrrad an ihr Ziel kommen. Ich freue mich sehr, dass wir dafür Unterstützung vom Bund bekommen. Die RSV lässt die Region weiter zusammenwachsen.“

Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU): „Bayern ist Radland! Auch im Alltag ge­winnt das Rad als oft schnellstes und umweltfreundliches Verkehrsmittel immer mehr an Bedeu­tung. Unser Ziel ist es, zusammen mit den Kommunen 1500 Kilometer neue Radwege bis 2030 zu bauen. Dabei unterstützen wir die Kommunen auch finanziell. Es freut mich, dass mit der geplanten RSV eine weitere große und bedeutende RSV in die Realisierungsphase geht.“

Zur Bedeutung von RSV wird erklärt: „Sie sind dafür ausgelegt, dass Radfahrende im Alltagsver­kehr schnell, sicher und direkt größere Distanzen zurücklegen können. Dafür sorgen die hohen Qualitätsansprüche an diese Radwege – komfortable Breiten von drei Metern im Einrichtungsver­kehr und vier Metern im Zweirichtungsverkehr ermöglichen einfaches und sicheres Überholen, was gerade auch vor dem Hintergrund des steigenden Anteils an Lastenrädern, Pedelecs und E-Bikes wichtig ist. Zudem werden Radschnellverbindungen an Kreuzungen und Ampeln bevorrechtigt und bei Bedarf Über- bzw. Unterführungen errichtet, um auf diesen Strecken hohe Geschwindigkeiten erreichen und Zeitverluste minimieren zu können.“

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Rückblick: Im Januar 2021 hatte die Radweg-Wahnsinnsidee von Grün-Rot im Rathaus die Bo­genhauser Stadtteilvertreter erreicht. Das Corona-Sondergremium hatte damals eine CSU-Initiative vertagt, bis eine Erörterung im Plenum möglich ist. Der Antrag von Robert Brannekämper, CSU-Landtagsabgeordneter, und Jens Luther, CSU-Stadtrat: „Der Stadtrat wird aufgefordert, die Planungen zum Radschnellweg auf Grund der massiven Eingriffe in 90 Großbäume und 900 öf­fentliche Pkw-Parkplätze nicht weiter zu verfolgen und einzustellen.“ Übrigens: Die 90 Bäume unterliegen der Baumschutzverordnung!

Begründung: „Selbstverständlich befürworten auch wir einen Ausbau der Radwege, der sich an die örtlichen Gegebenheiten wie Flächenverfügbarkeit und Parkplatzangebot anpassen muss. Dies ist aus unserer Sicht bei der vorliegenden Planung nicht der Fall. Deshalb sprechen wir uns gegen die Realisierung aus, die am Ende einseitig zu Lasten der Anwohner und der Verkehrssicherheit im ganzen Stadtviertel geht“.  Brannekämper befürchtet weiter, dass das Projekt in Verbindung mit der Verknappung der öffentlichen Parkplätze in Zukunft zu einem kostenpflichtigen und reglementie­rten Parklizenzbereich für den gesamten Stadtbezirk führen wird.

Im März 2022 befürwortete der Bezirksausschuss mit „Anmerkungen“ (siehe Ausführungen am Berichtsende) die Machbarkeitsuntersuchung – mit 17 gegen 13 Stimmen (davon zehn von der CSU-Fraktion). Brannekämper hatte erklärt: „Aus unserer Sicht ist, wie in den Planungen des Referats vorgesehen, eine gleichzeitige Nutzung der Fahrradspur durch Busse und Fahrrä­der völlig gegenläufig zu den Bemühungen, den ÖPNV zu beschleunigen und pünktlicher zu gestal­ten. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) äußert dazu völliges Unverständnis und lehnt die Umsetzung eines Radschnellwegs nach Markt Schwaben an dieser Stelle ab. Dieser Einschätzung schließen wir uns vollumfänglich an. Die Stadt muss die Planungen umgehend beenden.“

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Wie ist Bogenhausen tangiert? Nach den Plänen ist vorgesehen, dass die Trasse von der Innen­stadtüber die Prinzregentenstraße, den Friedensengel, die Möhlstraße (einseitiger Entfall aller Parkplätze), die Wehrlestraße (Entfall von Parkplätzen), die Denninger Straße (beidseitiger Entfall aller Parkplätze), die Daglfinger Straße (einseitiger Entfall aller Parkplätze), die Oberschlesische Straße (Entfall von Parkplätzen) und die Schichtlstraße (einseitiger Entfall aller Parkplätze) und weiter nach Riem geführt wird.

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Klare Angaben zu den Kosten? Fehlanzeige! Im Sommer 2021 war im Bezirksausschuss von etwa 26 Millionen Euro die Rede. Ende August 2021 erklärte zum Abschnitt im Landkreis Mün­chen Pressesprecherin Christine Spiegel: „Der Landkreis hat sich dazu entschlossen, die drei be­troffenen Kommunen zu entlasten, die Straßenbaulast selbst zu übernehmen. Die Kosten ein­schließlich Planung, Grunderwerb und Bau für die ganze Strecke kalkulieren die Planer mit rund 58 Millionen Euro, wobei auf den Landkreis rund 14,5 Millionen Euro entfallen.“

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Anmerkung Streckenführung in Altbogenhausen

Es besteht eine Schnittstelle zwischen der RSV nach Markt Schwaben und dem RSV-Ring. Dabei ist geplant, den RSV-Ring von der Troger- bis zur Hompeschstraße und die RSV Markt Schwaben von der Händel- bis zur Wehrle- auf der Ismaninger Straße zu führen. Der Bezirksausschuss befürwortet eine weitgehende Freihaltung der Ismaninger Straße von RSV-Verbindungen, um übergeordneten Fahrradverkehr, Autoverkehr und ÖPNV bestmöglich getrennt zu führen. Für den RSV-Ring soll entsprechend eine Streckenführung über die Siebert- in die Möhlstraße geprüft werden. Für die RSV nach Markt Schwaben soll eine Querung der Ismaninger Straße auf der Höhe Hompesch- / Sternwartstraße mit Fortsetzung über die Scheiner- zur Einmündung in die Wehrlestraße geprüft werden. Ein weiterer positiver Aspekt die­ser Streckenführung ist ein reduzierter Verlust an Stellplätzen.

Anmerkung Konzentration des Autoverkehrs in der Ismaninger Straße

Zur Entlastung der Möhlstraße und zur Bündelung des Autoverkehrsin der Ismaninger Straße soll geprüft werden, die Prinzregentenstraße in Verlängerung des Europaplatzes nach Osten einspurig über die Ismaninger Straße zu führen und eine Linksabbiegerspur in die Ismaninger Straße einzurichten.

Anmerkung Modale Filter in der Möhlstraße

Die Möhl- sollte als Fahrradstraße mit modalen Filtern ausgestattet werden, um Durchgangsverkehr zu vermeiden und den Autoverkehr weiter zu reduzieren. Sollte vorgenannter Vorschlag einer Linksabbiegerspur in der Prinzregentenstra­ße nicht umsetzbar sein, kann ein modaler Filter in der Möhl- nördlich der Siebertstraße ausgeführt werden.

Anmerkung Aufteilung der Denninger Straße

Der Regelschnitt der Denninger Straße wird grundsätzlich befürwortet. Auch wenn die verbreiterten Baumgräben eine erfreuliche Aufwertung darstellen, bleibt der Entfall der beidseitigen Stellplätze ein erheblicher Eingriff in die bestehende Situation. Es soll geprüft werden, ob eine Verbreiterung der Baumgräben im Bereich der ehemaligen Radwege und die Einrichtung von Stellplätzen mit einem Sicherheitsstreifen am nördlichen Straßenrand möglich ist.

Anmerkung Streckenführung im Bereich Oberschlesische – und Schichtlstraße

Der Entfall der Stellplätze im Bereich der Oberschlesischen Straße wird kritisch bewertet, da auch die angrenzenden Querstraßen bereits unter erheblichem Parkdruck stehen. Darüber hinaus muss hinterfragt werden, ob die Straßenbrei­te im mittleren Bereich ausreichend ist. Es soll geprüft werden, ob eine Streckenführung über den weiteren Verlauf der Daglfinger Straße südlich der optionalen Baufläche der SEM und durch die Grünflächen nördlich der Schichtlstraße möglich ist. Der Streckenverlauf wird in dieser Variante nur unwesentlich länger und die Führung durch eine Grünanlage ist angesichts des vermiedenen Stellplatzentfalls vertretbar. Im Bereich der optionalen Baufläche der SEM kann die RSV als Allee geführt werden und Teile der Baumfällungen ausgeglichen werden.

Anmerkung Baumfällungen

Die Anzahl der zu fällenden Bäume ist in den Planungen weiter zu reduzieren. Die Kompensation der weiterhin erforder­lichen Baumfällungen muss zwingend auf dem Grund der Stadt erfolgen, um das Stadtklima, insbesondere in Bogen­hausen, nicht zu verschlechtern. Hierzu sollen Flächen in Parks und Neupflanzungen entlang von bestehenden Fuß- und Radwegen geprüft werden.

Plan des Straßenquerschnitts mit dem Radschnellweg entlang der Denninger – zwischen Richard-Strauss- und Vollmannstraße.
Grafik: BA-Stellungnahme / hgb
Ist-Zustand des Straßenquerschnitts mit dem Radschnellweg entlang der Denninger – zwischen Richard-Strauss- und Vollmannstraße.
Grafik: BA-Stellungnahme