Nach der Zustimmung des Stadtrats zu den Machbarkeitsstudien für fünf Radschnellverbindungen (RSV) von der Innenstadt ins Umland, hat der Mobilitätsausschuss nun beschlossen, dass zunächst „die Trasse nach Markt Schwaben auf der ganzen Länge von neun Kilometern vertieft ge­plant werden soll“. Also jener Radschnellweg, besser Radautobahn – Kosten etwa 26 Millionen Euro – der quer durch Bogenhausen führt. Die Studie hat der Bezirksausschuss (wie berichtet) mit 17 gegen 13 Stimmen (davon zehn von der CSU-Fraktion) samt Anmerkungen befürwortet.

„Trasse nach Markt Schwaben auf der ganzen Länge von neun Kilometern“ – schon diese Anga­be aus dem Rathaus macht stutzig. Beträgt die Strecke vom Zentrum in die rund 14 000 Einwohner zählende Kommune im Landkreis Ebersberg doch knapp 26 Kilometer. Gemeint war offensichtlich die Wegstrecke ab Lehel durch München, die in etwa neun Kilometer beträgt …

Gemäß Mobilitätsausschuss „weist die Trasse in den Osten mit zukünftig rund 6100 Nutzer pro Tag das höchste Potenzial auf und kann mit einer Breite von drei Metern (in eine Fahrtrichtung) unter höchsten Standards geplant werden“. Hinzu kommt, dass der Landkreis München die Reali­sierung des Radschnellwegs ebenfalls schon beschlossen hat.

Plan des Straßenquerschnitts mit dem Radschnellweg entlang der Denninger – zwischen Richard-Strauss- und Vollmannstraße. Radfahrer und Busse sollen sich eine Spur teilen!   Grafiken: CSU-Antrag / Foto und Bearbeitung: hgb

In der Mitteilung des Münchner Referats wird unter anderem ausgeführt: „In den >vertieften Machbarkeitsstudien< wurden fünf Strecken aus der Innenstadt in Richtung Dachau, Oberhaching, Starnberg, Fürstenfeldbruck und Markt Schwaben sowie die Machbarkeit eines Radrings unter­sucht. Alle Strecken haben eine hohe Verkehrsbedeutung für den Berufs- und Pendlerverkehr mit täglich mehr als 2000 Radfahrten.“

„Für die fünf Verbindungen ins Umland konnte auch die Wirtschaftlichkeit belegt werden. Deshalb wurde für die Stadt-Umland-Verbindungen jeweils eine sogenannte >Bestvariante<, also die bes­tmögliche Linienführung, festgelegt. Künftig sollen bei allen Neu- und Umplanungen auf diesen Strecken die Qualitätsstandards von Radschnellverbindungen berücksichtigt werden – zum Beispiel eine direkte und umwegfreie Wegführung mit wenigen Zwischenstopps und eine Radwegbreite von drei Metern in eine Fahrtrichtung.“ Mit anderen Worten: Radler sollen flott – nach Markt Schwaben in rund einer Stunde – und sicher vorankommen. Dich die Folgen sind gravierend.

Mobilitätsreferent Georg Dunkel kommentiert: „Eine Radschnellverbindung ist eine ernsthafte Alter­native zum Auto. Vergleichbare Distanzen können sicher und sehr schnell mit dem Rad zurückge­legt werden. Alle Radler kommen damit gut und komfortabel ans Ziel und tragen darüber hinaus zur Verkehrswende und zum Klimaschutz bei.“

Planbemerkung I: „Vertiefte Machbarkeitsstudien“, „vertiefte Planung“ – warum wird eigentlich so vertieft geschwurbelt? Besser wäre – wenn schon, denn schon – eine vernünftige Planung. Schließ­lich sollen entlang der Trasse 90 Großbäume, die der Baumschutzverordnung unterliegen, und 900 öffentliche Pkw-Parkplätze entfernt werden.

Planbemerkung II: „Aus unserer Sicht ist“, so Robert Brannekämper, CSU-Landtagsabgeordneter, im Bogenhauser Kommunalparlament, „in den Planungen des Referats vorgesehen, eine gleichzeitige Nutzung der Fahrradspur durch Busse und Fahrräder. Das ist völlig gegenläufig zu den Bemühungen, den ÖPNV zu beschleunigen und pünktlicher zu gestalten. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) äußerte dazu völliges Unverständnis und lehnt die Umsetzung eines Radschnellwegs nach Markt Schwaben an dieser Stelle ab. Dieser Einschätzung schließen wir uns vollumfänglich an. Die Stadt muss die Planungen umgehend beenden.“

Angesichts dessen ist der Kommentar eines Bürgers nur allzu verständlich: „Dieser Plan ist doch irrwitzig!“

Die Route: Die Trasse soll über die Luitpoldbrücke (Entfall je einer Autospur in beide Richtungen) über die Prinzregentenstraße, den Friedensengel, die Möhlstraße (einseitiger Entfall aller Park­plätze), die Wehrlestraße (Entfall von Parkplätzen), die Denninger Straße (beidseitiger Entfall aller Parkplätze), die Daglfinger Straße (einseitiger Entfall aller Parkplätze), die Oberschlesische Stra­ße (Entfall von Parkplätzen) und die Schichtlstraße (einseitiger Entfall aller Parkplätze) und weiter nach Riem (S-Bahnhof) geführt werden soll. Weiter geht`s dann über Feldkirchen, Heimstetten und Poing nach Markt Schwaben.

Übrigens: Auf der Denninger- zwischen Arabella- und Richard-Strauss-Straße fällt im kommenden Jahr die rechte Fahrspur weg, will die Stadt auf Vorschlag des Mobilitätsreferats rechts eine abmar­kierte Busspur für die drei Linien 187, 188 und 189 (neun Fahrten pro Stunde) einrichten. Sinn und Zweck der Spur: Die Busse sollen nicht mehr im Stau stehen, sollen am Stau vorbeifahren, die „Verlustzeiten“ sollen reduziert werden. Und wenn dann die Radautobahn kommt …

 

 

Auf der Denninger- zwischen Arabella- und Richard-Strauss-Straße richtet die Stadt im kommenden Jahr eine abmarkierte Busspur für die Linien 187, 188 und 189 ein, damit die Busse schneller durchkommen.     Foto: hgb