Nächster Schritt für die umstrittene Radschnellverbindung (RSV) von München, quer durch Bogenhausen, nach Markt Schwaben – Länge rund 26 Kilometer, Kosten etwa 26 Millionen Euro: Die Machbarkeitsuntersuchung liegt vor, der Bezirksausschuss hat Stellung gegenüber dem Mobilitätsreferat bezogen, „die finale Fassung“, so Pressesprecherin Christina Warta, „soll dem Stadtrat im zweiten Quartal vorgelegt werden.“ Mit 17 gegen 13 Stimmen (davon zehn von der CSU-Fraktion) befürwortete das Kommunalparlament mit „Anmerkungen“ die Vorlage.

Rückblick • Im Januar 2021 hatte die Radweg-Wahnsinnsidee von Grün-Rot im Rathaus die Bo­genhauser Stadtteilvertreter erreicht. Das Corona-Sondergremium hatte damals eine CSU-Initiative vertagt, bis eine Erörterung im Plenum möglich ist. Der Antrag von Robert Brannekämper und Jens Luther: „Der Stadtrat wird aufgefordert, die Planungen zum Radschnellweg auf Grund der massiven Eingriffe in 90 Großbäume und 900 öffentliche Pkw-Parkplätze nicht weiter zu verfol­gen und einzustellen.“ Übrigens: Die 90 Bäume unterliegen der Baumschutzverordnung!

Begründung „Selbstverständlich befürworten auch wir einen Ausbau der Radwege, der sich an die örtlichen Gegebenheiten wie Flächenverfügbarkeit und Parkplatzangebot anpassen muss. Dies ist aus unserer Sicht bei der vorliegenden Planung des Radschnellwegs von Bogenhausen nach Markt Schwaben nicht der Fall. Deshalb sprechen wir uns gegen die Realisierung aus, die am Ende ein­seitig zu Lasten der Anwohner und der Verkehrssicherheit im ganzen Stadtviertel geht“.

Planung Die Trasse soll von der Innenstadt über die Prinzregentenstraße, den Friedensengel, die Möhlstraße (einseitiger Entfall aller Parkplätze), die Wehrlestraße (Entfall von Parkplätzen), die Denninger Straße (beidseitiger Entfall aller Parkplätze), die Daglfinger Straße (einseitiger Entfall aller Parkplätze), die Oberschlesische Straße (Entfall von Parkplätzen) und die Schichtlstraße (einseitiger Entfall aller Parkplätze) und weiter nach Riem geführt werden soll.

Brannekämper „Wir befürchten, dass diese Maßnahme und die damit einhergehende Verknap­pung der öffentlichen Parkplätze in Zukunft zu einem kostenpflichtigen und reglementierten Parkli­zenzbereich für den gesamten Stadtbezirk führen wird. Deshalb lehnen wir die geplante Radweg­ausbaumaßnahme und deren verhängnisvollen Auswirkungen entschieden ab.“

13. Juli 2021 • Behandlung der CSU-Initiative vom Januar im Vollgremium. Der Beschluss: Verta­gung – ohne aussagefähige Vorlage keine Stellungnahme, weil lediglich „eine zusammenfassende Präsentation der Machbarkeitsstudie“ vorliegt.

Geplanter Trassenverlauf des Radschnellwegs von der Innenstadt quer durch Bogenhauen nach Markt Schwaben.   Karte: CSU-Antrag

Stellungnahme Vor dem Beschluss der Lokalpolitiker bei ihrer März-Tagung erklärte die CSU-Fraktion (Auszüge): Der Verlust von 900 Stellplätzen und die Fällung von 90 gesunden Bäumen be­lasten die benachbarten Wohnviertel entlang der Radtrasse massiv und schädigen unser Stadtklima nachhaltig. Die Maßnahme wird dazu führen, dass sich der Parksuchverkehr massiv erhöht. Darü­ber hinaus wird auch eine wichtige Verkehrsschlagader in den Nordosten abgeschnitten die zum Siedlungsgebiet Nordost führt. Das lehnen wir ab.

Aus unserer Sicht ist, wie in den Planungen des Referats vorgesehen, eine gleichzeitige Nut­zung der Fahrradspur durch Busse und Fahrräder völlig gegenläufig zu den Bemühungen, den ÖPNV zu beschleunigen und pünktlicher zu gestalten. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) äußert dazu völliges Unverständnis und lehnt die Umsetzung eines Radschnellwegs nach Markt Schwaben an dieser Stelle ab. Dieser Einschätzung schließen wir uns vollumfänglich an. Die Stadt muss die Planungen umgehend beenden.

Meinung I „Für Bogenhausen würde mit der Radtrasse kein Mehrwert entstehen. Im Gegenteil –für die Anwohner würde sich die Situation verschlechtern. Entlang der Denninger Straße gibt es einen guten Radweg. Der Plan ist keine sinnvolle Lösung“, so CSU-Vertreter Peter Reinhardt.

Meinung II „Dinge ändern sich. Der Bedarf für die Radtrasse besteht. Bogenhausen würde eine sehr gute Anbindung an die Innenstadt bekommen. Die Planung ist nicht fertig, sie ist nicht in allen Punkten gut“, erklärte Florian Braun von den Grünen.

Beschluss: „Der Bezirksausschuss stimmt der Vorlage zu und bittet das Mobilitätsreferat um Stel­lungnahme zu den folgenden Anmerkungen sowie um frühzeitige Vorlage der weiteren Planung.“

Ist-Zustand und Plan des Straßenquerschnitts mit dem Radschnellweg entlang der Denninger – zwischen Richard-Strauss- und Vollmannstraße.   Grafiken: CSU-Antrag / Foto + Bearbeitung: hgb

Anmerkungen

  • Anmerkung Streckenführung in Altbogenhausen

Es besteht eine Schnittstelle zwischen der RSV nach Markt Schwaben und dem RSV-Ring. Dabei ist geplant, den RSV-Ring von der Troger- bis zur Hompeschstraße und die RSV Markt Schwaben von der Händel- bis zur Wehrle- auf der Ismaninger Straße zu führen. Der Bezirksausschuss befürwortet eine weitgehende Freihaltung der Ismaninger Straße von RSV-Verbindungen, um übergeordneten Fahrradverkehr, Autoverkehr und ÖPNV bestmöglich getrennt zu führen. Für den RSV-Ring soll entsprechend eine Streckenführung über die Siebert- in die Möhlstraße geprüft werden. Für die RSV nach Markt Schwaben soll eine Querung der Ismaninger Straße auf der Höhe Hompesch- / Sternwartstraße mit Fortsetzung über die Scheiner- zur Einmündung in die Wehrlestraße geprüft werden. Ein weiterer positiver Aspekt die­ser Streckenführung ist ein reduzierter Verlust an Stellplätzen.

  • Anmerkung Konzentration des Autoverkehrs in der Ismaninger Straße

Zur Entlastung der Möhlstraße und zur Bündelung des Autoverkehrsin der Ismaninger Straße soll geprüft werden, die Prinzregentenstraße in Verlängerung des Europaplatzes nach Osten einspurig über die Ismaninger Straße zu führen und eine Linksabbiegerspur in die Ismaninger Straße einzurichten.

  • Anmerkung Modale Filter in der Möhlstraße

Die Möhl- sollte als Fahrradstraße mit modalen Filtern ausgestattet werden, um Durchgangsverkehr zu vermeiden und den Autoverkehr weiter zu reduzieren. Sollte vorgenannter Vorschlag einer Linksabbiegerspur in der Prinzregentenstra­ße nicht umsetzbar sein, kann ein modaler Filter in der Möhl- nördlich der Siebertstraße ausgeführt werden.

  • Anmerkung Aufteilung der Denninger Straße

Der Regelschnitt der Denninger Straße wird grundsätzlich befürwortet. Auch wenn die verbreiterten Baumgräben eine erfreuliche Aufwertung darstellen, bleibt der Entfall der beidseitigen Stellplätze ein erheblicher Eingriff in die bestehende Situation. Es soll geprüft werden, ob eine Verbreiterung der Baumgräben im Bereich der ehemaligen Radwege und die Einrichtung von Stellplätzen mit einem Sicherheitsstreifen am nördlichen Straßenrand möglich ist.

  • Anmerkung Streckenführung im Bereich Oberschlesische – und Schichtlstraße

Der Entfall der Stellplätze im Bereich der Oberschlesischen Straße wird kritisch bewertet, da auch die angrenzenden Querstraßen bereits unter erheblichem Parkdruck stehen. Darüber hinaus muss hinterfragt werden, ob die Straßenbrei­te im mittleren Bereich ausreichend ist. Es soll geprüft werden, ob eine Streckenführung über den weiteren Verlauf der Daglfinger Straße südlich der optionalen Baufläche der SEM und durch die Grünflächen nördlich der Schichtlstraße möglich ist. Der Streckenverlauf wird in dieser Variante nur unwesentlich länger und die Führung durch eine Grünanlage ist angesichts des vermiedenen Stellplatzentfalls vertretbar. Im Bereich der optionalen Baufläche der SEM kann die RSV als Allee geführt werden und Teile der Baumfällungen ausgeglichen werden.

  • Anmerkung Baumfällungen

Die Anzahl der zu fällenden Bäume ist in den Planungen weiter zu reduzieren. Die Kompensation der weiterhin erforder­lichen Baumfällungen muss zwingend auf dem Grund der Stadt erfolgen, um das Stadtklima, insbesondere in Bogen­hausen, nicht zu verschlechtern. Hierzu sollen Flächen in Parks und Neupflanzungen entlang von bestehenden Fuß- und Radwegen geprüft werden.