19. Januar 2018

Bogenhausen kann sich’s leisten bei restlichen rund 135 000 Euro Fördermitteln aus dem vergan­genen und etwa 200 000 Euro im laufenden Jahr: Für den „Hörgang 2019“ – ein Literaturfest im September an mehreren Standorten im Stadtbezirk – der „brennt“! GmbH bewilligte der Bezirks­ausschuss die vom Untergremium Budget, Vereine und Satzung empfohlene Unterstützungssumme von 5000 Euro gegen die Stimmen der Liberalen Manfred Krönauer und Berndt Hirsch. Beantragt worden war ein Zuschuss über 10 000 Euro. Bereits 2017 war die Veranstaltung mit 5000 Euro unterstützt worden.

Was steckt dahinter? Ob in Schwabing oder in Haidhausen – die Veranstaltung findet seit neun Jahren stets in einem anderen Münchner Stadtbezirk, zum zehnten Jubiläum aber erneut in  Bogen­hausen statt. Dabei stellen sich überwiegend „talentierte Nachwuchsautoren, aber auch renom­mier­te Schriftsteller aus ganz Deutschland vor“, so ein Vertreter des Veranstalters.

Geplant sind etwa 120 Lesun­gen an 30 bis 40 Standorten – vom Arabella- über den Bürgerpark Oberföhring bis hin in Privat­wohnungen – mit (meist) jeweils vier Literaten. Zu jeder vollen Stunde ab 20 bis circa 23 Uhr gibt es eine etwa 15-minütige Lesung. Danach wechseln die Vorleser den Platz. Geplant ist auch eine Mitternachts- sowie wie eine „Überraschungslesung“ an einen erst kurz­fristig bekannt gegebenen Ort. In einem etwa 150-seitigen Booklet soll das Programm präsentiert werden. Erwartet werden – bei einem „Kostenbeitrag“ von 16 Euro – 1200 bis 1400 Besucher. Ne­ben­bei: Das Festival hatte 2018 den Deutschen Kulturförderpreis gewonnen.

Mit diesem Motiv wurde 2017 für das „Hörgang“-Spektakel geworben, das 2019 erneut in Bogenhausen stattfindet. Abbildung: hoergang.com

Ob der Höhe des Zuschusses war es im Unterausschuss beim einzigen Januar-Tagesordnungs­punkt eine Stunde rund gegangen. Guter Rat war teuer. Der Hintergrund: Die Selbstbeteili­gung von „brennt“! beträgt 8000 Euro, das Kulturreferat der Stadt unterstützt die Aktion mit 8000 Euro und durch die Eintrittspreise werden mindestens 20 000 Euro erwirtschaftet. Summa summa­rum also rund 36 000 Euro.

Erwirtschaftet war denn auch ein wichtiges Stichwort. Unter den Lokalpolitikern kamen Zweifel auf, ob die Veranstal­tung unter ehrenamtliches Engagement einzugliedern ist, denn eine GmbH ist ja prinzipiell gewinn­orien­tiert.

Dazu muss man wissen: In der Vergangenheit ist bei Hörgang-Veran­staltungen kein Gewinn ange­fallen, es war regel­mäßig ein Minusge­schäft war. Kann man dann die Unterstützung vertreten?

Paula Sippl (Grüne) meinte: „Kultur ist teuer, die Veranstalter bringen immer wieder etwas Neues ins Spiel. Wir in Bogenhausen sind die einzigen, die in zehn Jahren zum zweiten Mal drankommen. Vor zwei Jahren habe ich viele begeisterte Aussagen gehört.“ Sie plädierte denn auch für die volle Förderung, was aber mit zehn gegen zwei Stimmen abgelehnt worden war. Das zweite Ja war von Johann Fenzl (ÖDP), der erklärt hatte: „Das ist für Bogenhausen doch sicherlich was Tolles.“

„Ich habe dieselben Bedenken wie vor zwei Jahren. Das sieht nach einer kommerziellen Geschichte aus, was wir aber nicht überprüfen können. Wir sollten nicht mehr bezahlen als das Kulturreferat, ich schlage 8000 Euro vor“, so Wolfgang Helbig (SPD). Die Abstimmung zu diesem Vorschlag endete remis, fünf gegen fünf, war somit abgelehnt.

Manfred Krönauer (FDP) plädierte für Ablehnung: „Ich habe ein komisches Gefühl, wenn eine GmbH 10 000 Euro will. Geld vom Kulturreferat und von uns, das wäre doch eine Doppelunter­stüt­zung. Mit dem Geld sollten wir besser Vereine im Stadtteil helfen.“ Über seinen Antrag wurde aber nicht mehr abgestimmt.

Der Grund: Tassilo Strobl (CSU) hatte einen Kompromiss parat: „Ich tendiere zur Hälfte der An­trags­­summe, also zu 5000 Euro.“ Neun Lokalpolitiker stimmten zu, Krönauer lehnte ab. Diese Empfehlung billigte wie eingangs beschrieben dann das Kommunalparlament.