Auf dem Wiesengrundstück an der Weltenburger-, Eggenfeldener- und Schwarzwaldstraße plant die Kirche „Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ (HLT) – bekannt als Mormonen – den Bau eines Gemeindehauses samt einem angrenzenden, 4,5 Meter hohen, dachlosen Parkdeck.

Bei der öffentlichen Erörterung der Pläne gab es gegen den Kirchenbau mit Erd- und Obergeschoss sowie mit einem 28 Meter hohen, glockenlosen Turm nur zwei Einwände von Anliegern: „Ist so ein riesenhaftes Gebäude, so ein Drum, wirklich notwendig? Das wäre das größte Gebäude weit und breit.“ Und: „Dieser amerikanische Provinzstil passt nicht in unser Eck.“

Das doppelstöckige Parkdeck hingegen – nach externen Untersuchungen und laut Vorgabe der Stadt müssen für das Zentrum 66 Stellplätze eingerichtet werden – wurde von den Bürgern massiv kritisiert. Es ist zwar noch nicht vom Tisch, Ute Michel-Grömling vom Planungsreferat aber sicherte angesichts der vielen und allesamt einleuchtenden Einwände zu: „Wir werden uns mit den Kirchen­vertretern noch einmal zusammensetzen, um Alternativen zu erarbeiten. Das Thema Parken muss überdacht werden.“

Im Fachjargon wird ein derartiges Deck als Parkpalette bezeichnet, ein relativ kleines Konstrukt in einfacher, offener Bauweise. Eine solche Einrichtung besteht aus Doppel-T-Stahlträgern, so dass eine geringe Bauhöhe pro Stockwerk – ein wenig mehr als zwei Meter – erreicht wird. Meist werden zwei Etagen übereinander „gestapelt“.

Auf diesem Grundstück an der Weltenburger-, Eggenfeldener- und Schwarzwaldstraße plant die Kirche „Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ (HLT) – bekannt als Mormonen – den Bau eines Gemeindehauses.
Auf diesem Grundstück an der Weltenburger-, Eggenfeldener- und Schwarzwaldstraße plant die Kirche „Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ (HLT) – bekannt als Mormonen – den Bau eines Gemeindehauses.

Im Februar hatten die Mitglieder des Bezirksausschusses eine solche „Palette“ abgelehnt. Sie hat­ten darauf bestanden, dass Verkehr und Parken – wie bereits vor Jahren entschieden – über eine Tiefgarage abgewickelt werden müssen.

Diese sei vor allem aus gestalterischen Gründen notwen­dig, denn eine Parkpalette passe einfach nicht zu einer Kirche. Überdies gelte es „zusätzliche Lärm- und Emissionsbelästigungen für die Anwohner“ zu vermeiden. „Wir müssen Rücksicht auf die Umgebung nehmen, wir müssen hart bleiben, wir müssen auf unserem Beschluss bestehen“, hatte eine Lokalpolitikerin konstatiert.

Laut Baudirektorin Michel-Grömling waren zunächst „50 ebenerdige Plätze der Ausgangspunkt. 66 ebenerdige Plätze unter Beibehaltung der Bäume unterzubringen ist aber wahnsinnig schwierig. Ein von Grün umgebenes Parkdeck hat sich als die beste Lösung herausgestellt. Das könnte im Gegensatz zu einer Tiefgarage auch öffentlich genutzt werden.“

Letzteres sicherte Karl-Heinz Sadrinna, Projektmanager in der Bauabteilung Gebiet Europa der offiziell „The Church of Jesus Christ of Latter-Days Saints“ heißenden Kirche den Anwesenden zu. Sadrinna zu Folge wird eine Tiefgarage „aus Kosten- und Sicherheitsgründen nicht bevorzugt“. Frauen hätten vor allem nachts ein „ungutes Gefühl“ in Tiefgaragen zu gehen. Zudem befürchtet er, dass Obdachlose dort übernachten könnten, dass Alkohol dort getrunken werden könnte. Überdies müsste eine Tiefgarage abends abgeschlossen werden, die Nachbarn könnten dann ihre Autos dort nicht unterstellen. Ein Parkdeck dagegen wäre für Anwohner stets geöffnet, wäre ohne Sicherheits­maßnahmen nutzbar, würde rundum begrünt.

Eine Anwohnerin – von ihrem Garten aus würde sie direkt auf die Parkkonstruktion schauen – protestierte stellvertretend für die Anwesenden, war entsetzt: „So ein greisliches Ding können Sie doch nicht in unser Viertel reinstellen. Was denken die sich bei der Stadt eigentlich?“ Zudem erwartet sie, vor allem an Wochenenden, auch „sehr viel Lärm“. Unisono war man sich einig: Das Parkdeck ist der Knackpunkt des Projekts.

Der Lageplan des Mormonen-Gemeindehauses in Zamdorf.    Visualisierungen: Stadt München
Der Lageplan des Mormonen-Gemeindehauses in Zamdorf. Visualisierungen: Stadt München

Florian Vollmann, Besitzer des angrenzenden Bürokomplexes und des Backspielhauses, präsen­tierte zur Verblüffung aller einen ebenerdigen Parkplan mit 71 Stellplätzen – 66 plus fünf Plätze für Behinderte.

Vorausgesetzt, die Kirche gäbe den Parkdeck-Plan auf, würde er zustimmen, dass die Parkfläche näher an das Bürogebäude rückt.

Dadurch würden 300 Quadratmeter gewonnen. Frag­lich ist indes, ob die vorgeschriebenen Abstände zu den Bäumen umsetzbar sind, was Sadrinna bezweifelte. Eine Lokalpolitikern fand die Vollmann-Idee „toll, dann müssten wir die Kröte Parkpa­lette nicht schlucken.“

Schließendlich lenkte der Kirchenvertreter ein, erklärte sich zu Gesprächen bereit zum Check eines Kompromisses. Einen solchen benannte Angelika Pilz-Strasser, Vorsitzende des Bogenhauser Kommunalparlaments, die die Erörterung moderierte: „Eine Kombination aus ebenerdigen Park­plätzen und etwa 30 Plätzen in einer Tiefgarage für furchtlose Männer.“ Sadrinna spielte den Ball weiter an Grömling, fragte: „Sind 66 Stellplätze bindend, reichen auch 61 ebenerdige Plätze wie in einer unserer Varianten dargestellt?“

Angesichts der Parkproblematik rückten die Werte rund um das Gemeindehaus in den Hintergrund. Das offen (Sadrinna: „Wir machen keinen Zaum“) mit Vorplatz, Grünflächen und Fußweg zur Schwarzwaldstraße gestaltete zweigeschossige Gebäude mit Satteldach und Turm ohne Glocken ist als Mehrzweckbau mit knapp 2000 Quadratmetern Fläche konzipiert. Die Kapelle verfügt über 146 Sitze, die nach Öffnung zweier Trennwände zu einem Saal, in dem 492 Personen Platz haben, erweitert werden kann. Hinzu kommen diverse Verwaltungs- und Gruppenräume.

Weltweit gibt es 15,3 Millionen Mormonen, in Deutschland sind’s 39400, in Region München 2200 und in der Stadt 1050, organisiert in vier Gemeinden. Eine Gemeinde wird als Stütze der Kirche, als Pfahl, bezeichnet. Zwei Gemeinden werden in Zamdorf nacheinander an Sonntagen für die jeweils dreistündigen Gottesdienste vertreten sein. Fünf Mal im Jahr gibt’s Veranstaltungen mit bis zu 150 Menschen. Dazu kommen jährlich zwei Mal an Sams- und Sonntagen jeweils 150 Besucher zu den Satellitenübertragungen der Mormonen-Generalkonferenz aus Salt Lake City. Mit bis 350 Gästen samstags und 400 Gästen sonntags kalkulieren die Verantwortlichen zwei Mal im Jahr bei ihren Pfahl-Konferenzen.