„So geärgert über einen Beschluss habe ich mich in den vergangenen 20 Jahren nicht.“ Total entrüstet kommentierte Angelika Pilz-Strasser, Vorsitzende des Bezirksausschusses, den Entscheid des Stadtrats, im künftigen Wohnquartier Prinz-Eugen-Park an der Cosimastraße die geplante ökologische Mustersiedlung nicht zu bauen. Auf eine Stellungnahme aber konnte sich das Stadtteilgremium nicht verständigen. Man will nach einem Mehrheitsbeschluss die Angelegenheit zunächst im Unterausschuss beraten.
Ursprünglich sollte ein Teil der Häuser im „Plus-Energie-Standard“ verbunden mit erneuerbaren Energien errichtet werden, die Gebäude also mehr Energie erwirtschaften als sie verbrauchen. Nach dem Votum im Rathaus gibt es nur noch die Holzbausweise, die Mustersiedlung wird an das Fernwärmenetz angeschlossen und der Energiestandard verringert.
Quelle: Maier Neuberger Architekten und Laux Architekten
Pilz-Strasser schimpfte: „Wir hatten neun Beteiligungsverfahren durchgeführt, wir waren damit an die Öffentlichkeit gegangen. Und jetzt sagt der Stadtrat einfach, wir machen es anders, 450 Wohnungen werden in Holzbauweise erstellt.
Am billigsten wären Plattenbauten. Was gebaut wird, muss man Holzsiedlung nennen. Es geht um die Verlässlichkeit des Bezirksausschusses.“
Der von der Chefin des Kommunalparlaments, von Nicola Holtmann (ÖDP) und vom CSU-Fraktionsvorsitzenden Xaver Finkenzeller gezeichnete Antrag, die Stadt solle „die ökologische Mustersiedlung so realisieren, wie sie im Billigungsbeschluss beschrieben und seit sechs Jahren der Öffentlichkeit kommuniziert wurde“, vertagten die Lokalpolitiker zu einer Vorbesprechung in den Unterausschuss.
Und dies, obwohl Pilz-Strasser dafür plädiert hatte „heute abzustimmen, zeitnah zum Stadtratsbeschluss Stellung zu beziehen.“
Zuvor hatte Robert Brannekämper, Vize-Vorstand im Bezirksausschuss und CSU-Landtagsabgeordneter, erklärt: „Es geht um 20 Millionen Euro, die besser in Wohnungen investiert werden. Man kann nicht von einer Holzbausiedlung sprechen, die Häuser haben immer noch eine gute Qualität. Der Prinz-Eugen-Park wird damit nicht ins letzte Jahrhundert zurückgesetzt. Man muss die Abwägung im Stadtrat verstehen.“
Dazu ereiferte sich Holger Machatschek von den Grünen: „Würden 20 Millionen mehr Wohnungen bedeuten, dann könnte ich’s verstehen. Aber so ist es ein historischer Rückschritt.“ Wolfgang Helbig (SPD) erklärte: „Man muss beim Geldausgeben nachdenken. Trotzdem kann der Stadtrat so nicht mit uns umgehen, man hätte uns vor dem Beschluss informieren müssen.“ Er regte in Folge eine Vertagung des Antrags an, die die Mehrheit des Gremiums schließlich billigte.