14. September 2016

Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Wohl aber schon in diesem Fall: Mitten in einem altehrwürdigen Viertel von Bogenhausen, an der Ecke Wehrle- / Scheinerstraße, wurde auf einem Grundstück – großzügig ausgedrückt – ein sehr modernes Haus gebaut. Besser ein Designer-Domizil. Ob der Genehmigung ist ein Anwohner empört, schrieb an Bezirksausschuss-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser: „Dieser Betonklotz passt in die gewachsene Umgebung wie die Faust aufs Auge.“

Der Mann erläutert in seinem Brief, offensichtlich auch namens von Nachbarn: „Wir haben uns bei der Lokalbaukommission (LBK) beschwert und dort erfahren, dass auch der Bezirksausschuss diesem Neubau zugestimmt hat, was uns besonders ärgert.“ Das indes stimmt nicht.

Robert Brannekämper, stellvertretender Vorsitzender des Bezirksausschusses, Chef des Untergre­miums Planung und CSU-Landtagsabgeordneter, stellte bei der Tagung des Kommunalparlaments eindeutig klar: „Der Vorbescheidsantrag wurde am 7. August 2012 beraten, die Fassadengestaltung wurde abgelehnt.“ Dieser Fakt wird dem Beschwerdeführer schriftlich mitgeteilt.

Krasser Gegensatz: Der von Anwohnern als Betonklotz bezeichnete Neubau mit seiner fensterlosen Front an der Ecke Scheiner-/Wehrlestraße neben einer altehrwürdigen Villa missfällt den Nachbarn. Abgegrenzt wird das Designer-Haus am Gehwegrand durch eine etwa drei Meter hohe Wand.   Foto: hgb
Krasser Gegensatz: Der von Anwohnern als Betonklotz bezeichnete Neubau mit seiner fensterlosen Front an der Ecke Scheiner-/Wehrlestraße neben einer altehrwürdigen Villa missfällt den Nachbarn. Abgegrenzt wird das Designer-Haus am Gehwegrand durch eine etwa drei Meter hohe Wand. Foto: hgb

Gleichwohl könnte der bauliche Kontrast nicht schärfer sein: „Überzeugen Sie sich von dem kras­sen Unterschied zu einer klassischen Villa, die sich in der Scheinerstraße direkt daneben befindet. Die gesamte Scheinerstraße mit ihren alten Villen wurde total verunstaltet durch diesen völlig eintönigen, ungegliederten Betonklotz, dessen Fenster aussehen wie in einer schnell und billig hochgezogenen Flüchtlingsunterkunft“, moniert der Anlieger.

Und weiter heißt es in dem Brief: „Wer kam auf die Idee, ausgerechnet das englische Architektur­büro Chipperfield (Anm. der Red: gemeint ist Star-Architekt David Chipperfield) mit dieser Planung zu beauftragen, obwohl wir in der Stadt genug Architekten haben, die wissen, wie man in München baut?“

Wegen des kantigen Kastens – kein einziges Fenster gibt’s an der Straßenseite, unmittelbar am inneren Gehwegrand wurde eine etwa drei Meter hohe Wand erstellt – will sich der Bürger nunmehr „beim Oberbürgermeister beschweren.“ Doch ob’s (jetzt noch) etwas nützt, sei dahingestellt, denn das Baurecht bietet mannigfaltige Möglichkeiten und auch Freiheiten.