17. November 2017

Da ging ein lautes Raunen durch die Reihen der Mitglieder des Bezirksausschusses: „Es gibt Ge­rüchte und ich habe Hinweise, dass das ab 1966 gebaute Arabellahaus abgerissen und neu gebaut werden soll,“ berichtete Robert Brannekämper, Vize-Vorsitzender sowie Planungschef des Bezirks­ausschusses und CSU-Landtagsabgeordneter, jetzt im Kommunalparlament. Die Antwort auf unse­re Nachfrage bei der Besitzerin Bayerische Hausbau GmbH & Co. KG: „Es werden verschiedene Alternativen geprüft – auch die eines Neubaus, aber nicht vor 2026!“ Spannend vor diesem Hintergrund: Fällt der „Klotz“ bereits unter den Denkmalschutz?

Wörtlich heißt es in der Reaktion von Pressesprecherin Kathrin Borrmann: „Das 1969 eingeweihte Arabellahaus hat mit seinen nunmehr 48 Jahren ein Alter erreicht, in dem ein wachsendes Aufkom­men an Sanierungs- und Reparaturarbeiten normal und unvermeidbar ist. Neben den regelmäßig anstehenden Sanierungsarbeiten werden mittelfristig auch umfangreichere, grundsätzliche Maß­nahmen notwendig sein. Hierfür befinden wir uns aktuell in einer ersten Abstimmungsphase, in der Konzepte und verschiedene Alternativen geprüft werden – auch die eines Neubaus.“

Und weiter erläutert Borrman: „Wann die Maßnahmen beginnen, können wir noch nicht sagen, dies wird jedoch nicht vor 2026 der Fall sein. Die anstehenden Themen sind jedoch durchaus grundsätz­lich und werden umfangreiche Maßnahmen erfordern.“

Einmal mehr werden damit die Befürchtungen von Brannekämper bestätigt!

Im Januar 2015 hatte er wegen der Aufstockung des BayWa-Hochhauses den >Arabellapark 2.0< angemahnt. Die Erhöhung des Sternhauses an der Arabellastraße 4 um drei Etagen plus Technik­geschoss hatte ihn verärgert. Die Überschreitung der Geschoßflächenzahl (GFZ) von 2,0 auf 2,67, also um 30 Prozent, hatten die Lokalpolitiker seinerzeit einstimmig „als sehr kritisch“ bezeichnet.

Ist in die Jahre gekommen: das Arabellahaus aus Sicht des Rosenkavalierplatzes. Sanierungs-arbeiten stehen an. „Grundsätzliche Maßnahmen, auch die eines Neubaus“ werden von der Bayerischen Hausbau geprüft.   Foto: hgb
Ist in die Jahre gekommen: das Arabellahaus aus Sicht des Rosenkavalierplatzes. Sanierungs-arbeiten stehen an. „Grundsätzliche Maßnahmen, auch die eines Neubaus“ werden von der Bayerischen Hausbau geprüft. Foto: hgb

Anlass für die Empörung: Der Bebauungsplan setzt eine Traufhöhe von 60 Metern fest. Für die Erhöhung von 60 auf 76 Meter hatte die Bauherrin eine Ausnahmegenehmigung, eine Befreiung von den geltenden Vorschriften, von der Lokalbaukommission (LBK) im Planungsreferat bekom­men. Die Baumasse „wird erheblich überschritten“, so das Bogenhauser Statement gegenüber der Stadt.

Die in München einzigartige Skyline rund um den Arabellapark prägt den 13. Stadtbezirk. Der HVB-Tower ragt 114 Meter in die Höhe, das Arabellahaus mit seinen 23 Stockwerken ist 75 Meter hoch und das seitlich des Sternhauses befindliche Westin Grand Hotel misst 65 Meter. Fast zierlich wirkt dagegen die Skulptur Mae West am Effnerplatz, die mit ihren 52 Meter das höchste Kunstwerk Deutschlands ist.

Brannekämper hatte damals im Bezirksauschuss entrüstet erklärt: „Die Genehmigung ist von der Stadt gegen unsere Bedenken erfolgt. Zudem ist noch ein Ergänzungsbau vorgesehen.“ „Wie sieht denn ein Arabellapark 2.0 aus, wenn ein Hotel höher bauen will und das erlaubt wird?“, hatte er in der Plenumsrunde gefragt. „Die Stadt sollte doch ’mal einige Jahre vorausschauen, soll endlich ein Konzept für das ganze Stadtviertel vorlegen.“ Endlich, weil es Befürchtungen gibt, dass einer der Betonklötze noch näher an die Sterne rücken soll, Wie jetzt, knapp drei Jahre später, der Fall.

Zu den Bedenken und Befürchtungen hatte der Landtagsabgeordnete wiederholt klar gestellt: „Per Befreiung die Aufstockung zu genehmigen – das hebelt jede rechtlich eigentlich gebotene Bürger­beteiligung aus. Bevor man ein solches Ansinnen genehmigt, müssen durch das zuständige Referat wichtige Fragen der weiteren städtebaulichen Entwicklung des gesamten Arabellaparks untersucht werden. Wie soll sich das Viertel weiterentwickeln? Welche Gebäudehöhen werden in Zukunft angestrebt? Was haben Aufstockungen im Arabellapark für Konsequenzen für Sichtachsen und Verschattungen der Nachbarbebauungen? Wenn Immobilienbesitzer in der Umgebung künftig ebenfalls aufstocken wollen, kann die Stadt ihnen das wohl kaum verwehren.“

Ende Dezember 2015 dann der „zweite Sündenfall“: die Vorstellung des Vorhabens „Grünes Hochhaus“ an der Arabellastraße 26. Dort soll ein 52 Meter hoher, abgestaffelter Bau mit 16 Geschossen entstehen, dessen Fassade von unten bis oben vollständig begrünt ist – ein Öko-Turm mit 55 Wohnungen. „Das mag ja sehr ansprechend grün aussehen, aber damit wird wieder ein Präzedenzfall im Arabellapark geschaffen. Das ist der zweite Sündenfall des Planungsreferats nach der Zustimmung zur Aufstockung der BayWa-Zentrale“, hatte Brannekämper konstatiert. Und: „Ein Gesamtkonzept ist uns Stadtbaurätin Elisabeth Merk bis heute schuldig geblieben.“

Anfahrtszone Arabellastraße und Eingang des 23 Stockwerke umfassenden, 75 Meter hohen Arabellahauses. Ein Abriss des Wolkenkratzers wird geprüft.       Foto: hgb
Anfahrtszone Arabellastraße und Eingang des 23 Stockwerke umfassenden, 75 Meter hohen Arabellahauses. Ein Abriss des Wolkenkratzers wird geprüft. Foto: hgb

Fakten zum von Josef Schörghuber erbauten Arabellahaus: Zu den Olympischen Spielen 1972 wurde ein Großteil der Wohnungen in einen Hotelbetrieb mit mehr als 450 Zimmern umgebaut. Da­neben sind im Komplex Kliniken, Arztpraxen  und viele Büros untergebracht.

Auf dem Dach befindet sich der höchstgelegene Wellnessbereich der Stadt.1998 wurde das Hotel in ArabellaSheraton Bogenhausen umbenannt, seit Oktober 2008 firmiert es unter Sheraton München Arabellapark Hotel.

Es wird nunmehr als Gemeinschaftsbetrieb mit The Westin Grand Munich (bis Mai 2009 ArabellaSheraton Grand Hotel München) auf der gegenüberliegenden Seite geführt.