6. Juni 2018

Für den Erhalt von gefährdeten Sgraffiti – eine Dekorationstechnik zur Bearbeitung von Wand­flächen, wobei nach Auflage verschiedenfarbiger Putzschichten Teile der oberen Schicht abgekratzt und Teile der darunterliegenden Schicht freigelegt werden, sodass durch den Farbkontrast ein Bild erzeugt wird – am Gebäude Beetzstraße 5 setzen sich auf Antrag des NordOstKulturvereins die Mitglieder des Bogenhauser Kommunalparlaments ein.

In dem einstimmig gefassten Beschluss, gerichtet an das zuständige Referat der Stadt, heißt es: „Der Bezirksausschuss weist auf die herausgehobene Bedeutung des Künstlers Oskar Schlemmer hin. Weiter bittet der Bezirksausschuss das Landesamt für Denkmalpflege, dass dieses die Eigen­tümer auf ihre Instandhaltungspflicht hinweist.“

Das Sgraffito an der Beetzstraße 5 bröckelt. Ob es noch gerettet werden kann, ist fraglich. Foto: hgb

In der Initiative bittet Roland Krack, Vorsitzender des NordOstKulturvereins, die gefährdeten Sgraffiti an den Wohnhäusern Kepler-, Holbein-, Beetz- und Mühlbaurstraße explizit „vor weiterer Beschädigung zu schützen.

Wünschenswert wäre die Erhaltung der vorhandenen, die Konservie­rung der beschädigten und Wiederherstellung der Grafik bei den überstrichenen Sgraffiti.“

Die Eingänge der in den Dreißiger Jahren von Architekt Ernst Barth entworfenen Häuser wurden einst mit Sgraffiti verziert – im Auftrag von Barths Freund Schlemmer. Die Bilder an den 17 Erkern sind laut Krack nur teilweise erhalten; einige sind übermalt, aber noch erkennbar, einige durch Putzablösung gefährdet, andere abgeschlagen und somit verloren.

Einfach mit der Farbe der Hauswand gestrichen: Sgraffito an einem Gebäude in der Beetzstraße Foto: hgb

Am Haus Beetzstraße 5 war im Winter 2016 der Putz eines Sgraffito – das Bild zeigt eine Familie auf einer Wiese – abgeplatzt, das Kunstwerk droht zu zerbröseln.

Der Verein organisierte daher vor einem Jahr eine Ortsbesichtigung mit Vertretern des Landesamts für Denkmalpflege, weil die Wohnlage unter Ensembleschutz steht. Laut Ensembleschutz müssen alle äußerlich sichtbaren Veränderungen von den Behörden genehmigt werden.

Gemäß des Anfang April eingereichten Antrags vom NordOstKulturverein „schreiten die Renovie­rungsarbeiten in der Beetzstraße 5 zügig voran. Bei einer Eigentümerversammlung haben dem Vernehmen nach die Eigentümer mehrheitlich beschlossen, keine Restaurierung des beschädigten Sgraffito vorzunehmen – offenbar in Unkenntnis der Situation bezüglich Denkmalschutz.“

Kurzerhand verputzt – von dem einstigen Sgraffito an einem Haus in der Beetzstraße ist nichts mehr zu sehen. Foto: hgb

Die kleinen, aber feinen Werke von Oskar Schlemmer – er hat das auf einer Briefmarke verewigte Bild der „Bauhaustreppe“ geschaffen, das im Museum of Modern Art in New York aufgestellt ist – sind in Bogenhausen offensichtlich in Vergessenheit geraten.

Wohl auch, weil einige Bildmotive nur mehr zu erahnen sind. In Altbogenhausen passen und gehören die Fassadenwerke aber zur Erscheinungsbild der Gebäude.

So geht’s auch: restauriertes Sgraffito an einem Genäude in der Holbeinstraße. Foto: hgb