Endlich, endlich ist klar: die Taverna Pyrsos, das Vereinslokal des SV Helios Daglfing an der Bezirkssportanlage (BSA) Westpreußen- entlang der Englschalkinger Straße, bleibt erhalten. Der Sport- und der Bauausschuss im Rathaus habenjetzt im Rahmen der Fortschreibung des Sportbauprogramms das vierte Maßnahmenpaket beschlossen. Die Stadt: „Dazu gehören die Modernisierung der Freisportanlagen Aubinger Straße undWestpreußenstraße. Die Modernisierungsmaßnahmen an beiden Standorten konzentrieren sich auf die Freisportflächen, die Bestandsgebäude (inklusive der Gaststätten) bleiben erhalten.

Zur Tagung im Rathaus hatte das Referat für Bildung und Sport (RBS) und das Baureferat dem Sport- und Bauausschuss am vergangenen Mittwoch den Sachstandsbericht zum Sportbauprogramm vorgelegt. „Die beiden Gremien empfehlen der Vollversammlung des Stadtrats die Genehmigung des Programms. Voraussichtlich im Herbst 2025 soll dann der Stadtrat über die Umsetzung und Finanzierung der beiden Projekte entscheiden,“ heißt es in der Rathaus Umschau.

Grundlage für den positiven Gaststätten-Entscheid war ein Antrag der CSU-Fraktion vom 8. Januar – gezeichnet von den Stadträten Jens Luther (Bogenhausen), Fabian Ewald (Berg am Laim) sowie von Ulrike Grimm, Beatrix Burkhardt, Alexandra Gaßmann, Sabine Bär, Hans-Peter Mehling und Fraktionschef Manuel Pretzl: „Abschaffung der Sportgaststätten stoppen.“

Warum stellte sich die Frage Pyrsos-Erhalt überhaupt? Der Stadtrat hatte Ende November 2023 das vom RBS vorgelegte Sportbauprogramm mit einem neuen Standard-Raumprogramm beschlossen: „Im Rahmen der Modernisierungsmaßnahmen der BSAs an der Westpreußen- sowie in der Feldberg- und DemleitnerStraße werden künftig keine Gaststätten mehr geplant, die dort vorhandenen Gaststätten werden ersatzlos wegfallen.“ 

Der Haken an der Geschichte: Die von Florian Kraus (Grüne) geführte Behörde – mehr als 15 000 Mitarbeiter! – hattevergessen, bei einer Umfrage unter den betroffenen Sportvereinen, die Notwendigkeit einer Gaststätte abzufragen.Vergessen oder gar bewusst so gemacht? Jedenfalls eine grüne Leistung! Man hielt nämlich Sportgaststätten für nicht mehr notwendig, sie seien nicht mehr zeitgemäß. Stattdessen war für jede BSA ein Gemeinschaftsraum mit >Kioskküche< vorgesehen. Das Argument: „Das Einsparpotential bei den Investitions- und Unterhaltskosten wäre beachtlich.“

Kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres hatte Andreas Papadimitriou, Pächter der Taverna Pyrsos, via RBS-Mail die Schocknachricht erreicht, wurden sie „über diese Entscheidung“ – das Lokal wird abgerissen und ersatzlos gestrichen – „informiert.“Was folgte, war – neudeutsch bezeichnet – ein Shitstorm. Klarer: ein Protest-Tsunami.

Rückblick zum Hintergrund: Die Gaststätte samt Nebenzimmer, einst eine düstere, ja verrauchte Kneipe, hatte Papadimitriou vor mehr als zehn Jahren übernommen und Schritt um Schritt, innen wie außen, zu einer gemütlichen Taverne mit hellem Ambiente umgebaut. Bei einer Sitzung des Bezirksausschusses im Juli 2019 stand das Thema Vereinsgaststätte Pyrsos nach einer Besichtigung auf der Tagesordnung. Robert Brannekämper, Chef des Planungsgremiums und CSU-Landtagsabgeordneter, damals:„Früher hatte die Gaststätte den Charme einer DDR-Kantine, jetzt ist’s ein nettes Lokal.“

Thema besagter Ortsbesichtigung war seinerzeit die Sanierung der BSA: neuer Kunstrasenplatz, neuer Kunstrasen-Nebenplatz, neues Fuß- und Handballfeld, neue 400-Meter-Bahn – und eine neue Vereinsgaststätte. Papadimitriou hatte im Kommunalparlament erläutert: „Das Lokal, es gibt keinen Keller, hängt mit dem benachbarten Vereinsheim der Schützenlislzusammen. Wir versuchen es so gut wie möglich in Schuss zu halten, es müsste vieles von Grund auf repariert werden. Das größte Problem ist die Heizung.“ Der 2019er-Beschluss der Lokalpolitiker: „Der Bezirksausschuss sieht den Erhalt der Gaststätte Pyrsos als elementar notwendig an.“

Am Samstag, 20. Januar dieses Jahres, hatte sich die CSU mit einer Unterschriftenaktion für den Taverna-Erhalt eingesetzt. Was den Bogenhausern das Pyrsos bedeutet, versinnbildlichte – keine halbe Stunde nach Beginn der Aktion bei fünf Grad Minus – die Situation am Info-Stand vor dem Lokaleingang an der Englschalkinger Straße 206: Die Menschen drängelten, es bildete sich sogar eine Schlange! Ob Senioren oder junge Leute, zu zweit, zu dritt oder Single, Eheleute, Paare mit und ohne Kinder, einige Besucher begleitet von ihren Vierbeinern – sie alle waren gekommen, warteten geduldig in der Kälte, um mit ihrer Unterschrift am Bistro-Tisch auf vorbereiteten Formularen mit Namen und Anschrift zu bekunden: „Unser Grieche muss bleiben!“

Ergebnis: Mehr als 1300 Personen hatten auf Dutzenden Formularen mit Namen, An- und Unterschrift ihre Meinung bekundet. Dazu kamen mehr als 700 Zustimmungen auf einer vom Pyrsos-Wirt gestarteten Online-Petition. Also mehr als 2000 Unterschriften!

Klare Kante von Brannekämper: „Sportgaststätten sind nicht nur eine wichtige Institution für die Mitglieder der Sportvereine. Bei der Taverna Pyrsos handelt es sich um ein beliebtes Lokal und einen Treffpunkt für die Anwohner. Dieser darf nicht – wie vom Sportamt angekündigt – wegfallen!“

Er hatte dem Berufsmäßigen RBS-Stadtrat Kraus nach einer irren Pressemitteilung am 12. Januar 2024 vorgeworfen, der Öffentlichkeit bei diesem Thema die Unwahrheit aufzutischen. So habe das Sportamt am 4. Dezember 2023 den Pächtern der Gastroflächen auf den drei betroffenen Bezirkssportanlagen die Kündigung bereits als Tatsache angekündigt. „Das Vorgehen des Referatsleiters erinnert sehr stark an die Aussagen von Walter Ulbricht (>Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten<) vom 15. Juni 1961. Es handelt sich um eine glatte Irreführung und Täuschung der Öffentlichkeit. Statt dass das Sportamt zugibt, dass dieser Beschluss revidiert werden muss, wurde es nun im Nachhinein so dargestellt, als sei noch alles offen. Man muss sich wirklich fragen, ob der Berufsmäßige Stadtrat der Grünen so in Zukunft noch tragbar ist!“

Selbst die Roten im Bezirksausschuss hatten Rot gesehen. SPD-Fraktionssprecherin Karin Vetterle hatte gewettert: „Es ist eine Hinterfotzigkeit des RBS – oder Absicht? Dummheit? – drei BSA anzuführen, damit dann kein einzelner Stadtteilbezug gegeben ist und keine Anhörung des jeweiligen Bezirksausschusses erfolgen muss.“ Gleichwohl war auf der SPD-Internet-Seite das Ganze als „Missverständnis“ bezeichnet worden…

Die massiven Proteste hatten dann letztendlich SPD-OB Dieter Reiter zu einem Prüfauftrag an die Verwaltung veranlasst, ob die Gastronomie erhalten werden kann. Nach dem aktuellen Beschluss erklärte er: „Ich bin sehr zufrieden, dass es gelungen ist, die Sportgaststätte an der Westpreußenstraße auch nach den Modernisierungsmaßnahmen erhalten zu können. Wer das Vereinsleben kennt, der weiß, wie wichtig gerade auch das Zusammenkommen nach dem Sport ist.“ Ziemlich „verscholzt“ diese Erkenntnis!

Pyrsos, das Vereinslokal des SV Helios Daglfing und die bei vielen Bürgern beliebte Taverna, an der Englschalkinger Straße bleibt erhalten, die Bezirkssportanlage wird saniert.   Foto: hgb
 
„Rettet die Taverna Pyrsos“ – bei einer Unterschriftenaktion der CSU hatten sich mehr als 1300 Bogenhauser für den Erhalt des Lokals eingesetzt.  Foto: hgb