13. Juni 2018
Wird gebaut – ob privat, gewerbemäßig, städtisch oder staatlich – werden Nachbarn, Lokalpolitikern und Behörden diverse Skizzen, Pläne in allen Variationen und sonstige mehr oder weniger aussagefähige Unterlagen präsentiert. Immer wieder mal gibt es auch Visualisierungen zur klareren Veranschaulichung. Oder besser: zur Überzeugung der Betroffenen von dem Vorhaben. Wie’s später dann wirklich aussieht, zeigt unser-bogenhausen.de an zwei Beispielen im 13. Stadtbezirk.
Zur Gestaltung des Effnerplatzes rund um die Mae West, mit mehr als 50 Metern Deutschlands höchstes Kunstwerk, präsentierten die Stadtwerke München vor sieben Jahren eine Visualisierung.
Kein Tram-Wartehäuschen, kein Bushalteschild, keine Oberleitung, keine Strommasten, nur wenige Straßenlampen, keine Hinweistafel, kein metallener Baumschutz störte das Bild.
Hingegen sind Büsche und Bäume vor und hinter der „Strickliesl“ genannten grauen spiralenförmigen Karbon-Konstruktion hoch, dicht und üppig gewachsen.
Das BayWa-Hochhaus, noch vor der Aufstockung, und das von Zweigen teils verdeckte Westin-In-Hotel wurden fototechnisch in den Hintergrund gedrückt, so dass der Platz weitläufig, frei, großzügig wirkt. Kurzum: schön gezeichnet, getäuscht.
Das zweite Beispiel befindet sich nur wenige hundert Meter weiter, an der Effnerstraße 59. „Neubau eines Wohnheims für Arbeitnehmer, Studierende, Pflegepersonal o. ä. mit Tiefgarage“ – so war dieses Projekt mit 46 Wohneinheiten für Singles auf der Tagesordnung des Bezirksausschusses beschrieben.
„Einen Kasten in dieser Dimension wollen wir nicht“. Das hatte Robert Brannekämper, Vize-Vorsitzender des Bezirksausschusses und CSU-Landtagsabgeordneter, vor rund einem Jahr bezüglich einer Tektur, also der Korrektur eines bereits genehmigten Bauplans, im Kommunalparlament erklärt.
Die Lokalpolitiker stimmten diesem Statement mehrheitlich zu. Indes wurde das Vorhaben von der Lokalbaukommission (LBK) im Planungsreferat genehmigt. Gleichwohl der 36 Meter lange Trakt neben den Einfamilienhäusern wie die Faust aufs Auge passt.
Die Visualisierung des Riegels ist pure Augenwischerei, ja Irreführung. Helles Gebäude, freundliche braune Fensterelemente, Baumkronen hinter dem Haus, Hecken entlang des Grundstücks, saftig-grüner Straßenrand mit niedrigen Büschen. Und: In der Mittelspur der Effnerstraße dichtes Gras, Büsche und sogar Erika sowie kein Lampenmasten.
In der Realität dominiert grau – Fahrbahn, Fensterrahmen, Balkonbrüstungen. Die großen vorhandenen Bäume am Straßenrand wurden bei der Visualisierung – warum eigentlich? – einfach weggelassen.
Ebenso die sich drehende Litfasssäule vor dem Hauseingang. Größer kann der Kontrast zwischen Wirklichkeit und Visualisierung kaum sein.