6. August 2018
„Irrsinn“ wetterte ein Anwohner in einem Brief an das Kommunalparlament. „Der Bezirksausschuss erachtet das als Schildbürgerstreich“, so der Beschluss der Lokalpolitiker. Anlass für diese Verärgerung: Auf dem Gehweg am Rand des Neubauviertels an der Brodersenstraße stehen zwei dicke Strommasten aus Holz der Stadtwerke München (SWM)! Eine Gefahr für alle, die dort unterwegs sind. Und, der Gipfel des Ganzen: Der Bürgersteig sollte laut Bebauungsplan zwei Meter breit sein, misst tatsächlich aber nur 1,75 Meter, erklärte CSU-Lokalpolitikerin Petra Cockrell im Gremium.
Per Antrag fordert die CSU-Fraktion: „ Die SWM werden aufgefordert, endlich ihre Verweigerungshaltung aufzugeben und den Holzmasten zur Stromversorgung, der sich auf dem Gehweg befindet, umgehend an die Gehwegkante zu versetzen.“
In der Begründung der Initiative wird ausgeführt: „Um den ohnehin sehr knapp bemessenen Querschnitt des Gehwegs, auf dem beispielsweise Kinderwagen nur knapp Platz finden, nicht weiter zu reduzieren und um das Risiko von Unfällen an dieser Stelle zu minimieren, ist es nun dringend an der Zeit, dass die SWM der Versetzung des Masten endlich zustimmen und dies umgehend realisiert wird. Das Baureferat hat die Straßenbeleuchtungsmasten bereits weitgehend korrigiert.“
„Man muss die bockige SWM, die vom Steuerzahler finanziert werden, auf Kurs bringen, die Masten müssen sofort seitlich versetzt werden“, forderte Robert Brannekämper, Vize-Vorsitzender des Bezirksausschusses und CSU-Landtagsabgeordneter. „Wie kann so etwas nur zustande kommen?“ fragte kopfschüttelnd SPD-Verkehrsexperte Martin Tscheu.
„Das Grundproblem ist, dass verschiedene Referate der Stadt beteiligt sind und die sich nicht abstimmen“, antwortete Brannekämper, der „ein Provisorium befürchtet, weil die SWM anführen, es sein kein Platz da.“
Apropos Platz. Dazu Cockrell: „Genug Platz wäre ja dagewesen. Die Fahrbahn sollte gemäß Bebauungsplan 5,5 Meter breit werden, wurde aber sechs Meter breit angelegt. Mit dem Ergebnis, dass die Gehwegbreite von zwei auf 1,75 Meter reduziert wurde. Unfälle sind programmiert, weil auf der Straße jetzt völlig blödsinnige Überholmanöver stattfinden.“ Gremiumsvorsitzende Angelika Pilz-Strasser fasste sich an den Kopf, stöhnte: „Ein Schildbürgerstreich“. Und ihre grüne Parteikollegin Paula Sippel donnerte: „Das ist eine Schweinerei!“
Der Anlieger fragte in seinem Brief: „Wie konnte es zu dieser absonderlichen, verkehrsgefährdenden Planung kommen? Muss es dort erst zu Unfällen mit Todesfolge kommen, ehe man reagiert?“ – Man darf gespannt sein ob, wann und wie die Stadtwerke eingreifen.