491 Stimmenberechtigte, 47 Anträge und Anfragen: Jeder zehnte Besucher der Bürgerversamm­lung in der Sporthalle des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums hatte also ein Ansinnen. Kaum ver­wunderlich: Mehr als die Hälfte davon betraf das Thema Verkehr. Eine Auswahl der Initiativen.

• Tram Johanneskirchen I 700 Meter lang, Kosten rund 60 Millionen Euro, ein Meter Straßenbahn verschlingt also etwa 85 000 Euro, Fällung von 149 und Ersatzpflanzung von 139 Bäumen, Fußweg ab der Endstation zum S-Bahnhof etwa 160 Meter statt wie bisher ab der Bushaltestelle rund 25 Meter, mindestens 5000 Anwohner wären von Lärm und von hunderten, wegfallenden Parkplätzen am Straßenrand betroffen.

„Das ist doch ein Irrsinn, wir müssen dagegen etwas tun. Den Grünstreifen entfernen, Wahnsinn, das ist doch ein Nistplatz für viele Vögel. Für die Strecke hat die Stadt Geld, aber sonst … Sinn­voller wäre ein vernünftiger Ausbau des Zugangs zum und am S-Bahnhof“, wetterte aufgebracht ein Anlieger. „Mein Antrag: nicht bauen!“ Mehr als 400 der Anwesenden stimmten zu. Da halfen auch nicht die Erklärungen eines Vertreters der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG): „Das ist ein klei­nes Stück der Verkehrswende, die in München notwendig ist. Man darf nicht nur an die Kosten den­ken, man muss auch an den Nutzen denken.“ Weiß der Mann eigentlich, dass auf dem Abschnitt zwei Buslinien verkehren?

• Tram Johanneskirchen II „Das wäre eine starke Belastung für uns Anwohner. Warum eine Stra­ßenbahn? Wir sind doch gut erschlossen. Schon jetzt sind die Parkplätze weggefallen. Wo sollen denn die Notdienste ihre Autos abstellen?“, so eine Frau. Nein zur Nordtangente – wiederum stimmten 80 Prozent der Besucher zu.

• Tram Johanneskirchen III „Die Verwaltung soll das Gutachten zur Parkraumerhebung herausge­ben, soll genau erklären, wie die wegfallenden Parkplätze in umliegenden Tiefgaragen angeblich kompensiert werden, wo – wie behauptet – Stellplatzreserven in den umliegenden Straßen sind. „Eine knappe Mehrheit der Versammlung unterstützte diese Forderung.

• Tram durch den Englischen Garten „Dieses Projekt beerdigen“ – das verlangte ein älterer Herr. „Dafür die drei Buslinien, zwei davon werden mit E-Bussen betrieben, erhalten“. Zwei Drittel der Stimmberechtigten waren derselben Meinung.

• Tram-Station Arabellapark (Klinikum) / U-Bahnzugang „Das Wartehäuschen für mehr Sicher­heit aller Fahrgäste ein Stück zurückversetzen, denn bei starkem Andrang werden immer wieder Personen auf die Englschalkinger Straße geschubst.“ Fast alle waren einverstanden.

• S.-Bahnhaltestelle Leuchtenbergring „Den Zugang barrierefrei umbauen!“ Diese Forderung ist bereits in Planung in Verbindung mit dem Bau der Zweiten Stammstrecke. Wann’s umgesetzt wird? Steht in den  Sternen. Eine Person stimmte gegen diesen Antrag …

• Brodersenstraße „Hier liegen die E-Roller wahllos herum. Kann man für die Roller wie in der Stadt Parkflächen ausweisen?“ Die Idee, einstimmig angenommen, wird geprüft.

• Fritz-Meyer-Weg „Die Straße ist mit Wohnmobilen und Sprintern, alle hierher verdrängt nach dem Parkverbot in der Johanneskirchner Straße, zugeparkt. Das muss verboten werden“, beantragte ei­ne Anliegerin. Eine deutliche Mehrheit war derselben Ansicht.

• Ismaninger Straße / Umgebung „Die Querung ist für Kinder, die von der Laplacestraße kommen, sehr gefährlich. Der Übergang muss sicherer gestaltet werden“. Und: „In der Hompeschstraße be­hindern Gehwegparker die Fußgänger. Bitte die Gehwege von Autos freihalten.“ Und: „Zwischen Sternwart- und Laplacestraße halten Autos auf dem Radweg. Die Radler weichen auf den Gehweg aus, gefährden Fußgänger. Die Polizei soll das kontrollieren.“ Alle drei Ansinnen wurde einhellig unterstützt.

• Widenmayerstraße „Das ist eine Rennstrecke, die Auspuffe vieler Autos röhren. Bitte um geeig­nete Maßnahmen, das alles abzustellen.“ Eine deutliche Mehrheit ging da mit.

• Johanneskirchner Straße „Tempo 30 wird hier nur eingehalten, wenn ein Bus vorausfährt. Bei den Verkehrsschildern große Zeichen Tempo 30 auf dem Asphalt anbringen!“ Fast alle stimmten zu, doch, so eine Frau aus dem Mobilitätsreferat: „Es gibt Kriterien für solche Markierungen, zum Beispiel bei Schulen und Kitas.“

• Abschnitt Scheiner- bis Wehrletraße „Tempo 30 ausweisen. Es gibt nämlich oft schwierige Verkehrssituationen, viele Kinder sind hier unterwegs, viele Menschen gehen in die Kirche.“ Eine deutliche Mehrheit war derselben Auffassung.

• Prinzregenten- bis Sternwartstraße „Durchgehend Tempo 30 anordnen.“ Diese Forderung ist laut Mobilitätsreferat bereits (aus Lärmschutzgründen) geplant, geht sogar noch ein Stück weiter, nämlich bis zum Herkomerplatz.

• Franz-Wolter-Straße „Sprinter, Wohnwagen, Firmenfahrzeuge – wir finden keinen Parkplatz mehr“, klagte eine Anwohnerin und forderte „Parken nur für Pkw“. Die Vertreterin des Mobilitätsre­ferats: „Da ist so einfach nicht machbar. Uns sind die Hände gebunden. Dazu gibt’s eine Regelung in der Straßenverkehrsordnung (StVO).“

• Oderstraße „Diese Straße in Richtung West, die Klose-, Gleim- und Havelstraße in östliche Rich­tung jeweils als Einbahnstraße ausweisen. Denn von der Autobahn kommend gibt es zunehmend Schleichverkehr, Autofahrer biegen trotz Abbiegeverbots links in die Havelstraße ein.“ Dazu die Vertreterin des Mobilitätsreferats: „Es wurde ein ausbalanciertes Konstrukt geschaffen. Man sollte es so belassen, denn das Konzept funktioniert.“ Gleichwohl stimmte eine Mehrheit für den Antrag.

• Widderstraße Immer wieder staut sich auf der Richard-Strauss-Straße Richtung Effnerplatz der Verkehr, weil Fahrzeuge nach links in die Widderstraße abbiegen. Deshalb die „Widderstraße als Einbahnstraße ausweisen“ – der Vorschlag wurde von einer deutlichen Mehrheit gutgeheißen.

• Rauchstraße „Das Gebiet ringsum als Parklizenzzone ausweisen. In der Rauchstraße werden die ganze Woche über Autos abgestellt, die Besitzer fahren dann mit der Tram weiter in die City.“ Die Frau aus dem Mobilitätsreferat erklärte: „Die Parklizenzzone wird kommen. Im Januar gibt’s eine Beschlussfassung für den Stadtrat, 2025 wird die Maßnahme umgesetzt.“ Die Mehrheit stimmte zu.

• Fußgängerüberweg Arabellastraße „Bitte die Wartezeit am ampelgesteuerten Übergang für Fußgänger verkürzen.“ Dem Wunsch wurde zugestimmt.

Ein Bild, das viele Anwohner der Johanneskirchner Straße fürchten: ein blauer „Kasten“, eine Tram, rauscht an ihren Wohnungsfenstern vorbei.
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Die Regierung von Oberbayern hat den Bau der Tramtrasse Johanneskirchen – im Bild die Absperrungen bei der Freischützstraße – gestoppt: Es besteht noch kein Baurecht!
Foto: hgb