Staatsminister Dr. Huber in Bogenhausen

7. August 2018

Bei Treibhausklima die Umweltpolitik im Freistaat, im Bund sowie international zu erklären und zu begründen – diese >Nummer< gelang Bayerns Umwelt- und Verbraucherminister Marcel Huber bei einer Veranstaltung des CSU-Ortsverbands Bogenhausen im Café „Catwalk“ problemlos. Stehend im „Laufsteg“, frei redend leistete er sich nicht den kleinsten Fehltritt.

Staatsminister Dr. Huber in Bogenhausen
Bayerns Umweltminister Marcel Huber stand Rede und Antwort bei einer Veranstaltung mit CSU-Bezirkstagskandidat Peter Reinhardt (li.) und Robert Brannekämper, CSU-Landtagsabgeordneter und Vize-Vorsitzender des Bezirksausschusses Bogenhausen. Foto: hgb

CSU-Bezirkstagskandidat Peter Reinhardt war wie Landtagsabgeordneter Robert Brannekämper, der auch stellvertretender Vorsitzender im Bezirksausschuss Bogenhausen ist, überrascht, dass trotz extremer Schwüle fünf Dutzend Interessierte gekommen waren.

„Umweltpolitik ist eine der zentralsten Fragen unserer Zeit, und zwar auch in der kleinsten Kommu­ne. Es geht darum, welche Welt wir unseren Kindern hinterlassen. Bayern hat das schon 1970 er­kannt, Verantwortung übernommen und weltweit das erste Umweltministerium eingerichtet“, erklärte Reinhardt. Er kandidiert für den Bezirkstag Oberbayern – ein Gebiet mit rund 4,6 Millionen Einwoh­nern, einer Einrichtung mit einem Etat von knapp zwei Milliarden Euro, mit mehr als 900 Mitarbei­tern, mit Sitz in einem Gebäude an der Prinzregentenstraße.

Brannekämper stellte klar: „Die Umweltpolitik in Bayern war in der Vergangenheit vorbildlich. Das soll und wird so auch bleiben. Punkt. Eigentlich könnten wir jetzt wieder nach Hause gehen.“ Mit letzterer Aussage hatte der Bogenhauser Vertreter im Maximilianeum die Lacher auf seiner Seite. „Grün statt grau – dieser Slogan, einst Kern für die Politik in München – treibt uns auch heute noch um angesichts eines Wachstums von mehr als 300 000 Einwohnern in den kommenden Jahren. Wie können wir unsere Stadt grün erhalten – diese Frage müssen wir gemeinsam angehen und lösen. Saubere Flüsse und Seen, Wälder und Almen, beste Luftqualität – ohne all das verlöre Bayern seine Seele.“

„Wir müssen unser schönes Land erhalten, Bayern ist ein Musterbeispiel in Deutschland“, betonte Huber und schloss dieser Aussage ein Gedankenexperiment an: „Ich bin 60 Jahre alt. Stellen Sie sich vor, sie hätten 1958 ein Raumschiff bestiegen, Bayern verlassen und kehrten heute zurück. Damals war der Freistaat zerstört, München zerbombt. Trotz nicht so guter Lebensumstände herrschte Aufbruchsstimmung. Und 2018? Dicke Autos, schöne Häuser, gutes Geld, beste Schulbildung. Aber es gibt Resignation, Kritik an allen Ecken und Enden, Unzufriedenheit. Damals gab’s 40 Prozent Arbeitslosigkeit, heute haben wir fast Vollbeschäftigung. Da ist doch irgendetwas verkehrt. Eine unglaubliche Polarisierung. Wohlstand, Sicherheit, Frieden sind doch die Grundlage unseres Lebens, die Basis für Europa.“ Markantes aus Hubers Rede:

Ein Erlebnis • „Vor kurzem, bei der IFAT, der Weltleitmesse für Wasser, Abwasser, Abfall- und Rohstoffwirtschaft (Anm. d. Red.: 2018 kamen mehr als 140 000 Besucher, die Messe findet Anfang Mai 2020 wieder in München statt) sprach mich ein chinesischer Politiker an:

>Wir in China würden gern so weit kommen wie Sie in Bayern. Sie sind ein Vorbild.< Ein Vorbild, wo, worin? Huber erläuterte das Gespräch. In China gibt es Landstriche, die sehen aus wie einst. Aber auch unglaubliche große Städte. Zum Bespiel Shanghai. 15 Millionen plus acht Millionen Einwohner im Umfeld. Wochen, ja Monate wegen des Smogs ohne Sonnenlicht, viele Menschen tragen unterwegs einen Mundschutz, Touristen kaufen in Europa Babynahrung, weil heimische Produkte mit Schwermetallen belastet sind. >Industrie, Schönheit und gute Lebensqualität – das wollen wir auch.< Denn: „Das Trinkwasser dort riecht immer nach Chlor, das ist bei denen normal. Und bei uns? Trinkwasser hat höchste Qualität, man kann am Flaucher liegen, in der Isar, in Seen baden. Für uns ist das alles selbstverständlich. Anderswo ist so etwas undenkbar, weil die Flüsse total verdreckt sind“.

Zu den Aspekten Klimawandel und Klimafolgen führte der Minister aus: „Eine Konsequenz aus der Erderwärmung sind immer mehr extreme Wettersituationen, Dürreperioden und Überschwem­mungen. Die Schadenfälle der Rückversicherer, ein Beweis, schnellen nach oben. Im Süden gibt’s immer mehr Niederschläge, im Norden werden’s weniger. Von Süd nach Nord haben wir einen >Wassertransport< in die Flusssysteme von jährlich 150 Millionen Kubikmeter. Wir machen >Trink­wasser-Managementpläne<. Trinkwasser kann in der Zukunft zu einem echten Problem werden.

Deggendorf 2013 • „Eine solche Flutkatastrophe darf nie wieder passieren“, mahnte Huber. Die Kommune und weite Teile des Landkreises waren seinerzeit überschwemmt. Tausende Leute mussten ihre Häuser, die teils meterhoch unter Wasser standen, verlassen und alles zurücklassen Der Höchstpegel der Donau lag Anfang Juni bei 8,08 Metern, übertraf den bisherigen Rekordpegel von 7,48 Metern. „Bayern investiert 3,4 Milliarden Euro in ein Hochwasserprogramm, für Deiche und vieles andere mehr. Wenn auch einige anderer Meinung sind, wir brauchen >Polder-Ketten<, um bei Tsunami-Situationen reagieren zu können, um gezielt Wasserfluten abzulassen, um so vieles retten zu können.“

München 2013 • „Am Silvenstein-Staussee (Anm. d. Red: bei Lenggries, von 1954 bis 1959 zum Hochwasserschutz im Isartal gebaut, heutiges Fassungsvermögen mehr als 120 Millionen Kubik­meter Wasser, am 23. August 2005 musste die Schleusen geöffnet werden, um ein Überlaufen zu verhindern) wurde Ende der neunziger Jahre der Damm um mehrere Meter erhöht, um den Schutz zu verbessern. Dadurch wurde München 2013 vom Hochwasser bewahrt. Sonst wären der Marienplatz und die Maximilianstraße einen Meter unter Wasser gestanden, wären alle U- und S-Bahn-Tunnel voll gelaufen, wäre alles kaputt gewesen. Hochwasserschutz ist also keine Gaudi, das kostet enorm viel Geld, Milliarden werden investiert.“

Fazit • „Jeder Einzelne ist betroffen und gefordert. Wir können den Klimawandel nur miteinander schaffen. Das ist unsere Verantwortung!“