19. Dezember 2018

Einerseits, andererseits: Soll’s schnell gehen oder ökologisch gebaut – Wege ohne Asphalt – werden? Diese Frage stellte sich jetzt den Mitgliedern des Bezirksausschusses zu einem Antrag bezüglich „Bewohnerwünsche zur Freiflächengestaltung“ des „Arbeitskreises Natur & Ökologie“ im entstehenden Wohnquartier Prinz-Eugen-Park an der Cosimastraße. Mit den Stimmen der Vertreter von CSU und SPD entschied das Kommunalparlament mit 22 gegen zehn: Vertagung! Man will sich erst vor Ort am Giesinger Bahnhof ein Bild machen, wo die Klimabaustoffe verlegt worden sind.

Die Lokalpolitiker schränkten mit ihrem Entscheid die einstimmige Beschlussempfehlung des Unter­gremiums Planung ein, das Baureferat / Gartenbau zu bitten, „die heute mit Asphalt vorgesehenen Wege mit Klimabaustoffen herzustellen und die hierzu in der Schweiz bereits gesammelten Erfah­rungen einzuholen.“ Das Schweizer Modell hatte eine Vertreterin des Arbeitskreises im Unteraus­schuss angeführt („man könnte das doch mal bei den beiden Feuerwehrzufahrten ausprobieren“), worauf Berndt Hirsch (FDP) dafür plädierte, die Stadt solle die Fakten doch checken.

Auch Robert Brannekämper, stellvertretender Vorsitzender des Bezirksausschusses und CSU-Landtagsabgeordneter, sprach sich dafür aus, „den neuartigen Baustoff auf einer 100 bis 200 Meter langen Pilotstrecke zu testen“.

Ausschlaggebend für die Vertagung waren die Erläuterungen von Gartenbau-Abteilungsleiter (Neu­bau und Planung) Wolfgang Mesenich: „Am Giesinger Bahnhof haben wir auf einer kleinen Fläche erstmals einen derartigen Klimabaustoff – davon gibt’s verschiedene Arten – eingesetzt. Schon nach kurzer Zeit waren die Platten porös, sind aufgebrochen, sind nun ein Sanierungsfall. Von so einem Baustoff raten wir ab. Bedenken Sie dabei, dass es sich im Prinz-Eugen-Park um richtig gro­ße Flächen handelt und die Platten mit Polyurethan verbunden sind – das ist nun mal Kunststoff. Das macht bei Feuerwehrzufahrten keinen Sinn. Schauen Sie sich das in Giesing mal an.“

Die beiden Feuerwehrzufahrten an der Stradellastraße (rot) vom und zum entstehenden Wohnquartier Prinz-Eugen-Park sollen nach dem Wunsch des „Arbeitskreises Natur & Ökologie“ nicht asphaltiert sondern mit Klimabaustoffen belegt werden. Das Baureferat / Gartenbau sprach sich dagegen aus. Vertreter der Behörde und Lokalpolitiker wollen vor einer Entscheidung eine Modellfläche am Giesinger Bahnhof begutachten. Auch die geradlinige Wegeführung wird von einigen kritisiert. Stattdessen werden geschwungene Wege bevorzugt. Ob’s (noch) machbar ist, das wird sich zeigen. Karte: Baureferat / Bearbeitung: hgb

Gleichwohl war CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller von einem Test an den Feuerwehrzu­fahrten angetan, sein Parteikollege Tassilo Strobl plädierte indes für eine erneute Behandlung des Themas im Unterausschuss Anfang kommenden Jahres. Bezirksausschuss-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser (Grüne) zur Situation: „Wir sitzen zwischen zwei Stühlen – endlich was machen, die >Wüste< ändern, alles vernünftig machen, und der Zeit.“

Auch Mesenich hatte auf den Zeitdruck der Fertigstellung – „wir haben ganz enge Termine“ – hingewiesen. Er machte auch klar, dass für die Weiterführung der Planungen „der Bezirksausschuss mit den Grundzügen und danach der Stadtrat einverstanden ist“. Schließlich handele es sich um die Planung von zwölf Hektar Grünflä­che, um „einen großen Tanker“, was mehr als zehn Millionen Euro kostet.

Bei all dem fiel die im Unterausschuss stattgefundene Erörterung über die Wegeführung unter den Tisch. Die Vertreter im Arbeitskreis wünschen sich nämlich wie auch viele Bürger geschwungene Wege („wir wollen eine anmutende Führung haben, wie im Ursprungsentwurf“), kein Zickzack.

Dazu stellte Brannekämper klar: „Natürlich Wege sind geschwungen, hier ist alles zu geradlinig. Ob’s wegen einer Änderung ein Jahr länger ein Provisorium gibt, dazu müssen sich die Bürger äußern. Wollen sie das, muss man auf die Bremse treten, ein neues Konzept für die Wege erstellen.“

Doch die Betroffenen sind sich offensichtlich nicht einig. Eine Frau energisch: „Wir wollen jetzt die Wege!“ Eine andere Dame meinte: „Kein Mensch geht um die Ecken rum, da haben wir ganz schnell viele Trampelpfade.“