25. März 2019

Dass die städtischen Referate sich untereinander nicht abstim­men, oft nicht wissen, was die >Rechte< und die >Linke< plant und macht ­ – das kennen Bogen­hausens Lokalpolitiker, Vereinsvertreter und Bürger zur Genüge. Das jüngste Beispiel dazu lieferten das Kultur- und Kommunalreferat zum Thema Bürgerhaus.

Und das ausgerechnet beim Thema Gastrono­mie – außerhalb des KulturBür­gerHauses (KBH) – im ent­stehenden Wohnquartier Prinz-Eugen-Park an der Cosimastraße, wo einmal knapp 4000 Men­schen wohnen werden. Ein kurzes Telefonat, eine einzige Mail mit bzw. an die Vorsitzende des Be­zirksausschusses Angelika Pilz-Strasser oder an deren Vertreter Robert Brannekämper oder an die Bezirksauschuss-Geschäftstelle Ost – monatelange, intrensive, aufreibende und nervende Diskuss­ionen und Streite­rei­en wären überflüs­sig gewesen!

Gemäß Frank Weise, Vize-Chef Immobilienmanagement im Kom­mu­nalreferat, bei der Tagung des Untergremiums Planung Anfang Februar „ist keine Gaststätte mit zusätzlicher Bewirtung im Außen­bereich“ vorgesehen. Die Lokalpolitiker waren entsetzt. Weise sicherte daraufhin „umgehende Kon­takt­auf­nahme und Klärung“ mit der (Anm. d. Red: städti­schen Wohnungsbaugesellschaft) Gewofag zu, „ob in deren Gebäude Gastronomie vorgese­hen und / oder möglich ist“ sowie Berichterstattung.

Und, so Weise weiter: Das genehmigte Projekt Bürgerhaus samt Hauskonzept, in dem lediglich ein „nicht kommerziel­les“ Café beziehungsweise eine Kaffeeküche vorgesehen ist, „würde mit einer Gas­tronomie nicht mehr funktio­nieren“, würde mit Veränderungen in Frage gestellt, auch hinsicht­lich der Fertigstellung. „Denn wir brau­chen die Räume für die beschlossene Nutzung.“ Die Kommu­nalpolitiker vertagten den Themenkom­plex.

Der Maria-Nindl-Platz mit dem Bürgerhaus (rotes Oval) bildet das „Herzstück“ für die etwa 4000 Bewohner im Prinz-Eugen-Park. Karte: Planungs- / Baureferat; Bearbeitung: hgb

Bei der Tagung des Unterausschusses Planung am 12. März erklärte dann Max Leuprecht von der Leitung Stadtteilkultur und kulturelle Infrastruktur im Kulturreferat: „Es wird sehr wohl Gastronomie im Prinz-Eugen-Park geben. Und zwar an zwei Standorten. Ein nicht kommerzielles Tagescafé in der Zentrale (Anm. d. Red: damit war das KBH gemeint) und ein circa 350 Quadratmeter großes Ladenlokal mit Außenfläche im Wohnabschnitt (WA) 6.“ Ein namhafter Münchner Gastronom, des­sen Name er nicht verraten wollte, „hat Interesse, hat ein Konzept erstellt und hat beim Kreisverwal­tungs­referat (KVR) die Genehmigung beantragt.“

Wie erwähnt: Ein kurzes Telefonat, eine einzige Mail …

unser-bogenhausen.de checkte in den Internet-Tiefen. Das Ergebnis: Eine Karte des Planungs­refe­rats weist am Maria-Nindl-Platz, gegenüber dem KBH, besagtem WA 6, ein Komplex der „Prinz-Eugen-Karree GmbH & Co KG“, eine Objektgesellschaft der GVG-Gruppe, ein Münchner Fami­lien­unternehmen, aus. In der Projektbeschreibung heißt es: „Im Erdge­schoss sind Einzelhandelsnut­zun­gen geplant, die der Nahversorgung dienen werden. Diese bein­halten einen Vollsortimenter und einem Drogeriemarkt sowie weiteren kleinteiligen Einzelhandel wie eine Apotheke und einen Gas­tro­­nomiebetrieb.“

Und: Auf einer Visualisierung von Steidle Architekten, zweiter Preis im Juli 2016 beim Wettbewerb für den Komplex, ist am Eck des Trakts via Bezeichnung „Restau­rant“ Gastronomie zu erkennen.

Leuprecht hatte weiter erklärt: Die Küche im KBH könne, wer immer einen Saal auch mietet, von wechselnden Catering-Anbietern genutzt werden. „Ich bin skeptisch, habe große Bedenken, dass eine solche Doppel­nutzung aus Platzgründen und wegen der Zeitabläufe funktionieren könnte“, meinte dazu Pilz-Strasser.

CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller war bei den Vorberatungen ob Leuprechts Ausführu­gen zum KBH explodiert: „Das ist eine desaströse Planung. Setzen, Sechs! Sie verkaufen uns das, was im Stadtratsbeschluss vom Juni 2012 steht, als neue Idee.“ Leuprecht wehrte sich, die Refera­te setz­ten lediglich Beschlüsse des Stadtrats um. Jurist Finkenzeller: „Der Stadtrat hat die Vorlagen der Behörden beschlossen. Die Behörden haben die Wünsche des Bezirksausschusses ignoriert. Es ist despektierlich, wie Sie mit uns und den Bürgern umgehen. Pilz-Strasser pflichtete bei: „Es gibt eine Zusage für Gastronomie vor Ort. >Wir werden uns darum kümmern< , das hat man uns versichert.“

Gegenüber dem Bürgerhaus am Maria-Nindl-Platz befindet sich der Wohnabschnitt 6. Am Gebäudeeck ist in der Zeichnung ein Restaurant vermerkt. Das „verkaufte“ das Kulturreferat dem Bezirksausschuss jetzt als Neuigkeit. Entwurf: Steidle Architekten

Vorweg die Entscheidung bei der Bezirksausschuss-Tagung März: Die Lokalpo­l­­i­­tiker mussten – wieder einmal – zähneknirschend den städ­tischen Bürgerhaus-Vorstellungen zustim­men. Denn den Stadtteilver­tretern war nicht andres übrig geblieben. Bei einer Ab­leh­nung und bei Änderungsforderungen wäre nämlich das allseits dringend benötigte Gebäude unter ande­rem mit Alten- und Service-Zentrum (ASZ) und Nachbarschaftstreff um mehrere Jahre auf Eis gelegt worden. Wörtlich heißt es im Beschluss: „Ein plausibles Konzept besteht bis heute nicht. Mit einem externen Gaststättenbetrieb kann der Platz, insbesondere das KulturBürgerHaus, nicht hinreichend bespielt werden.“

Pilz-Strasser, die vor der Tagung mit dem Investor gesprochen hat, in dessen Gebäude das externe Lokal einge­rich­tet werden soll, erklärte, dass der Mann alles Weitere mit den Mitgliedern des Bezirksausschusses besprechen werde.

Im Kommunalparlament holte Robert Brannekämper, Planungschef, Vize-Vorsitzender des Bezirks­aus­schusses und CSU-Landtagsabgeordneter, zu einem Rundumschlag aus. „30 Jahre lang haben wir vergeblich eine Bürgerhaus-Lösung gesucht. Am Maria-Nindl-Platz im Prinz-Eugen-Park war dann eine Lösung zum Greifen nahe. Doch das für die Stadt praktische Ergebnis, weil alles einfach ist, ist nicht befriedigend. Die zen­tra­le Forderung von unserer Seite, eine Gaststätte im Haus, ist nicht erfüllt worden. Es ist nach fast zehn Jahren Planung eine große Chance vertan worden, nämlich die Chance, ein Bürgerhaus für alle >Bedürf­nisse< zu bauen. Wenn’s gut läuft, dauert eine Umpla­nung wenigstens zweieinhalb Jahre. Da wollten wir aber nicht, weil die Einrichtungen jetzt benötigt werden, weil es dann eine Baustelle mitten im Wohngebiet wäre. Nun gibt’s im Haus eine bessere Kiosklösung. Das Ergebnis ist drittklassig, ist ein Schlag ins Gesicht. Das ist heute eine bittere Stunde für mich.“

Ob’s in Sachen Prinz-Eugen-Park rundum die letzte >bittere Stunde< war – das ist wohl, vor dem Hintergrund des bislang in den vergangenen Jahren Erlebtem kaum anzunehmen.