Bürgerhaus: Das grüne Kleingedruckte

Aufs Kleingedruckte kommt’s an. Das gilt bei vor allem Verträgen und Betriebsanleitungen. Und, man darf staunen, auch im Bezirksausschuss. Der Fall: ein Antrag von Bünd­nis 90 / die Grünen zum KulturBürgerHaus (KBH) am Maria-Nindl-Platz im Prinz-Eugen-Park– datiert mit „2.11.2021“, Näheres dazu im folgenden Text – bei der Tagung des Kommunalparlaments.

Zu dem Papier, ordnungsgemäß überschrieben mit „Antrag“, Schriftgröße 18 Punkt. Dann die Headline, Schriftgröße 14 Punkt. Es folgt der Text, Schriftgröße 13 Punkt. Und schließlich die Be­gründung, Schriftgröße 11 Punkt. Also „abfallende“ Optik der Buchstaben.

Die Initiative im (gekürzten) Wortlaut: Baubeginn Gebäude integrierte Einrichtung für Herbst 2022 sicherstellen. Der Bezirksausschuss fordert das Kommunal- sowie das Baureferat auf, den Bau (kulturelle + soziale Nutzung) am Maria-Nindl-Platz in seiner jetzigen Planung umzusetzen und so den Baubeginn im Herbst 2022 sicherzustellen.

Die Begründung: Bereits jetzt ist die geplante Fertigstellung des Gebäudes, das das KBH, das Familienzentrum, das Alten- und Service-Zentrum (ASZ) und den Nachbarschaftstreff beher­bergen wird, erst 2025 vorgesehen. Etwaige Umplanungen, die das Gebäude in Größe oder Lage betreffen, sieht der Bezirksausschuss deshalb aus Zeit- wie aus Kostengründen als äußerst kritisch, lehnt sie ab. Die Inbetriebnahme der dringend benötigten Einrichtung verzögert sich bereits um mehrere Jahre, obwohl quasi sämtliche Wohnungen bezogen sind. Das fehlende zweite ASZ im Stadtbezirk wirkt sich nachteilig auf die Versorgung der steigenden Zahl der Senioren in Bogenhau­sen aus. Weitere Verzögerungen bei der Errichtung des Gebäudes sind dringendst zu vermeiden.

Müssen diese drei prächtigen Bäume auf dem Grundstück für das künftige KulturBürgerHaus am Maria-Nindl-Platz im Prinz-Eugen-Park gefällt werden? Bürger fordern vehement den Erhalt, eine Verpflanzung.    Foto: hgb

Stichwort Größe: Im Dezember 2018 (!) wurden bei einer Bürgerbeteiligung von Architektin Anne Beer ein paar Sekunden lang auch eine Art Visualisierung des Gebäudes und die Grundrisse der drei Geschosse – Nutzfläche rund 2400 Quadratmeter – präsentiert. Aktuelle Ansichten gibt es – angeblich – trotz mehrfacher Nachfragen nicht. Die Stadt mauert!

Anfang Juni 2021 hatte Andreas Sigl vom Kommunalreferat erklärt: „Vorbehaltlich des Ergebnisses der noch ausstehenden Stadtratsbefassung ist der Baubeginn im Spätsommer 2022 vorgesehen; die Bauzeit beträgt nach derzeitiger Schätzung des Baureferats etwa 2,5 Jahre. Wohl Mitte 2025 kann also das KBH eröffnet werden.

Stichwort Lage: Bis dato ist (auch) die Lage des KBH öffentlich nicht bekannt, bis dato wurde öffentlich von der Stadt kein Lageplan präsentiert!

Stichwort Bäume: Auf dem Areal, wo das KBH gebaut werden soll, stehen drei prächtige Bäume –Stammumfänge zwischen 1,5 und zwei Meter, rund 13 bis 16 Meter hoch, Kronendurchmesser von etwa zehn bis 14 Meter. Um sie zu erhalten, wollte das Lokalpolitiker-Duo Hanspeter Fenzl und Martin Düchs von der Stadt wissen, ob die drei gesunden, ausgewachsenen Bäume verpflanzt werden können. Das Corona bedingt tagende Sondergremium des Bezirksausschusses stimmte Anfang Mai einhellig zu, also auch mit den Stimmen der Grünen. Das Baureferat / Gartenbau erklärte: die Bäume sind für eine Verpflanzung mit der größtmöglichen Rundspatenmaschine zu groß.

Aber:

[alert-announce]„Eine Verpflanzung mit einer anderen, wesentlich aufwändigeren Technik ist unter Umstän­den möglich. Voraussetzung dafür ist es, dass die bestehende Ausbildung der Wurzeln geeignet ist. Um dies zu prüfen, ist zuvor eine gutachterliche Untersuchung des Wurzelraums erforderlich. Au­ßerdem wäre nur eine direkte Verpflanzung in unmittelbarer Nähe, ohne Transport, möglich, da die Kronen für einen Transport auf der Straße wesentlich zurückgeschnitten werden müss­ten. Die Kosten dafür lägen bei mehreren hunderttausenden Euro.“ [/alert-announce]

Stichwort Bürgerversammlung: Am 28. Oktober gab’s drei Anträge für den Erhalt zumindest ei­nes Baums, besser aller drei Bäume. Argumente: „Eventuell die Lage des KBH verändern, die Bäu­me prägen den Charakter des Platzes“. Die Zustimmung erfolgte mehrheitlich. Auffallend dabei: vie­le Gegenstimmen kamen von Mitgliedern der Grünen im Kommunalparlament.

Kurzum: Eine perfekte grüne 360-Grad-Wende. Die drei Bäume können nach Grünen-Auffassung also gefällt werden. Weil sie bei einer Lageänderung des KBH eine zeitliche Bauverzögerung be­fürchten. Fachleute versichern: Es ist machbar, das KBH um ein paar Meter zu versetzen, die Bäu­me zu er- und die Termine einzuhalten – zumal es offensichtlich keinen Lageplan gibt. Wer hat eigentlich das Sagen im Rathaus? Da braucht es einfach klare Anweisungen an die Referate!