Es war nicht anders zu erwarten: Auch die Bewohnerinnen und Bewohner des geplanten Parklizenzgebiets Holbeinstraße – gezählt 284 Personen bei derEinwohnerversammlung im Max-Josef-Stift – votierten mitüberwältigender Mehrheit gegen die Einführung. Mehr als fünf Dutzend ablehnenden Anträgen – en bloc zusammengefasst von Sitzungsleiter Florian Ring, Vorsitzender des Bezirksausschusses – wurde von 96Prozent (!) der Anwesenden (bei elf Gegenstimmen) zugestimmt.
Bereits zwei Wochen zuvor hatten die Anlieger des Gebiets Mühlbaurstraße – ebenfalls mit bis zu 96 Prozent für die einzelnenInitiativen – ein künftiges Lizenzgebiet abgeschmettert. Kurzum: schallende Ohrfeigen für das Mobilitätsreferat. Gibt’s eine weitereKlatsche für die Behörde? Für das dritte geplante Parklizenzareal– die Parkstadt Bogenhausen – findet das Einwohnertreffen am Montag, 7. April, 18.30 Uhr, im Saal von Johann v. Capistran, Gotthelfstraße 3, statt.
Georg Dunkel – seit 25 Jahren bei Stadt, seit Januar 2021 Chef des Mobilitätsreferats – hat, mit Anhang, zum zweiten Mal den Weg nach Bogenhausen gefunden, nachdem er und auch kein Vertreter der Behörde bei der Sondersitzung des Bezirksausschusses Anfang November anwesend war. Dafür hatte er von Oberbürgermeister Dieter Reiter eine saftige Rügekassiert.
Der „Münchner Verkehrswender“ erklärte: „Wir haben eine Beschwerdelage aus der Bevölkerung und dem Bezirksausschuss zur Einführung einer Parklizenzzone. Dazu ist vom Stadtrat noch nichts beschlossen. Es geht jetzt um ein Stimmungsbild. Bin vorher hier durchgefahren, wobei mir aufgefallen ist, dass viele Sichtbereiche an Kreuzungen zugeparkt sind und es auch viele >Gehwegparker< gibt Das ist vor allem für Kinder gefährlich. Wir wollen die Sicherheit für alle verbessern – ein Drittel aller Wege der Bürger in München werden zu Fuß zurückgelegt.“
Benjamin Pantoulier, Strategie Mobilitätsreferat, erläuterte: „In München gibt es 76 Parklizenzgebiete (Anm. d. Red.: mit rund 100 000 Stellplätzen), sieben neue hat der Stadtrat bereits beschlossen – sie werden im kommenden Jahr umgesetzt. Wir wollen auch hier im Quartier die Aufenthaltsqualität verbessern.“ In einem präsentierten Schaubild für den Bereich Holbeinstraße mit Angaben, wann die vorhandenen Parkplätze wie ausgelastet sind, Stand der Vermerk >2015<. – Zwischenruf einer Frau: „Sie meinen wohl 2025!?“ – Pantoulier schmallippig: „Nein, nein, 2015 stimmt schon.“ – Staunen und Raunen im Saal!
„Wenn Sie einen Antrag einbringen wollen, dann bringen Sie diesen bitte mit und geben ihn vor Beginn der Versammlung beim Podium ab“ – so stand’s in der Einladung zur Einwohnerversammlung. Doch dies hatten offensichtlich nicht alle Gekommenen gelesen. Ring vor der Aussprache und den Antragsbehandlungen: „Das ist jetzt die letzte Chance für einen Antrag.“ Erneut Staunen und Raunen im Saal. Flugs strömten 30, 40 Personen in den Vorraum, füllten noch schnell Formulare aus.
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Meinungen und Statements von Betroffenen
• Anna Heller, Possartstraße, Gewerbetreibende: „Viele Parkplätze fallen weg! Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnten künftig nicht mehr kostenlos parken (Anm. d. Red.: Firmen, Praxen, Kanzleien usw. erhalten nur einen Ausweis, gleich wie viele Mitarbeiter sie haben). Sie müssten dann zwei Euro pro Stunde zahlen – mal neun Stunden am Tag, mal fünf Tage in der Woche, mal vier Wochen in Monat …Oder sie riskieren einen Strafzettel. So geht’s nicht. Die Stadt will mit uns allen Millionen verdienen!“ Tosender Beifall und Jubel wie bei einem Tor in der Allianz Arena.
• Zwischenruf eines Manns aus dem Publikum in Richtung Dunkel: „Was denken Sie eigentlich? Man findet regelmäßig einen Parkplatz. Die Lizenzpläne sind eine Unverfrorenheit.“
• Ein Anwohner: „Die Verwaltung hat einen Fehler gemacht. Mit der Parkraumbewirtschaftung entfallen Parkplätze. Siehe in der Schumannstraße – dort wurden Radparkplätze eingerichtet.“
• „Ich bin wohl die Einzige hier, die für eine Parklizenzzone ist,“ meine eine Frau, wohnhaft in der Kopernikusstraße. Ihr Argument: Pendler müssten bei einer Einführung aus Kostengründen dann mit der U-Bahn zur Arbeit fahren. Ein einziger Anlieger stimmte ihr zu …. Dagegen ein Nachbar: „Man findet auch in der Kopernikusstraße immer einen Parkplatz.“
• „Ich habe früher in Heidelberg gewohnt. Dort kostete der Parkausweis im ersten Jahr auch 30 Euro. Im dritten Jahr waren’s dann 350 Euro,“ so eine Anwohnerin der Lamontstraße, „wo man eben ein bisschen schauen muss, dann findet man schin einen Parkplatz.“
• Ein Bürger aus der Holbeinstraße klagte: „Ich kann mein Auto zwischen 10 und 12 Uhr im Grunde nicht mehr nutzen. Es besteht keine Chance, zu dieser Zeit einen Stellplatz zu finden.“
• Ein Mann meinte: „Es ist manchmal ein wenig schwierig, einen Stellplatz zu finden, dann muss man halt ein paar Minuten suchen. Abends und an Wochenenden gibt es massig Parkplätze. Gehwegparken muss sein, denn sonst könnte beispielsweise die Müllabfuhr nicht durch die engen Straßen fahren. Das Problem auf den Gehwegen sind hier abgestellte Lastenräder und E-Roller.“
• „Das Einzige, was sich durch ein Parklizenzgebiet verbessert, ist die Haushaltslage der Stadt“, so ein Bogenhauser. Zum zweiten Mal tosender Applaus.
• „In der Möhlstraße, bei der Schule und beim Kindergarten, ist die Situation vormittags oft angespannt. >Elterntaxis< blockieren meine Tiefgaragenausfahrt,“ beschwerte sich eine Frau. Ob sich das per Parklizenz verbessern lässt? Fraglich!
• „Ich lehne die Einführung einer Parklizenzzone ab. Parkdruck würde weiterhin bestehen, wie in der Parklizenzzone Lucile-Grahn-Straße (Anm. d. Red.: in Haidhausen). Und die Vereinsamung von Senioren würde wegen der Parkgebühren verstärkt,“ so eine Dame.
Schlussausführungen von Dunkel
• Veränderungen fallen uns allen nicht leicht • Die Stimmung im Saal ist eindeutig • Die Höhe der Parkgebühr ist auf 15 Euro am Tag gedeckelt • Wir wollen mit einer Parklizenzzone ein Privileg für die Anwohner schaffen • Neun von zehn Autos stehen immer nur rum, deshalb gibt es Carsharing und entsprechende Stellplätze • E-Roller und E-Rad-Parkplätze sind dazu da, um eine bessere Organisation zu erreichen, damit das >wilde< Abstellen verhindert wird • Stichwort Gebührenerhöhung – ich räume ein, dass das kommen kann.



