Jetzt müssen die Stadt und Oberbürgermeister Dieter Reiter Farbe bekennen, ob sie Bürger vor der Gier von Investoren schützen. Ausgelöst durch den Neubauplan für ein fünfgeschossiges Wohn­gebäude mit elf Wohnungen, Tiefgarage, Wohnungserweiterungen am Bestand, Rückbau von oberirdischen Garagenanteilen im Innenhof der Mauerkircherstraße 17 (wie berichtet) mit folgen­dem Aufstand der Mieter fordern jetzt per Antrag die CSU-Stadtratsmitglieder Jens Luther, Fa­bian Ewald und Winfried Kaum für das Gebiet Mauerkircher- / Pienzenauer- / Poschingerstraße einen Bebauungsplan, kurz B.plan, aufzustellen und die Gartenflächen im Herzogpark zu erhalten.

Der Wortlaut der Initiative: „Die Landeshauptstadt München stellt einen Bebauungsplan für den Bereich Mauerkircher- / Pienzenauer- / Poschingerstraße auf, der als Planungsziel den Erhalt der bisher nicht bebauten rückwärtigen Gartenflächen hat. Für die Grundstücke Mauerkircherstraße 17 und 19 wird eine Veränderungssperre erlassen. Der derzeit vorliegende Antrag auf Bauvorbescheid wird zurückgestellt.

In der Begründung wird angeführt: „Es gibt Pläne, an der Mauerkircherstraße 17 und 19 ein völlig überdimensioniertes Bauvorhaben im rückwärtigen Gartenbereich durchzusetzen, mit dem die bei­den Grundstücke fast vollständig versiegelt und überbaut würden. Eine Genehmigung würde einen weiteren Bezugsfall schaffen, mit dem der Gartenstadtcharakter der von der Bebauung umgebenen Innenhofsituation sowie insbesondere der ökologisch wertvolle Baumbestand in dem Geviert insge­samt bedroht wären.“

Und weiter: „Auf die Bestandsmieter wird seitens der Eigentümer laut Berichterstattung mehrerer Medien enormer Druck ausgeübt, um das Bauvorhaben realisieren zu können. Auch sind mehrere Online-Anzeigen dokumentiert, die belegen, dass in dem Gebäude WG-Zimmer zu horrenden Prei­sen (zwölf Quadratmeter für 1000 Euro zzgl. Nebenkosten / neun Quadratmeter für 875 Euro zzgl. Nebenkosten) vermietet werden sollen. Mietpreise von knapp 100 Euro / Quadratmeter sind für WG-Zimmer auch in dieser zentralen Lage absolut unüblich. Es ist zu erwarten, dass auch die zur Neuerrichtung beabsichtigten Wohneinheiten zu Preisen vermietet werden sollen, die sich am Rand des Mietwuchers bewegen. Zusätzlich zum drohenden Verlust der verbleibenden Grünausstattung im Viertel kann auch dieses Vorgehen nicht akzeptiert werden.“

Auf diesem Innenhof an der Mauerkircherstraße 17 / 19 will der Eigentümer ein fünfgeschossiges Wohngebäude mit elf Einheiten errichten. Die CSU-Stadtratsmitglieder (v. li.) Fabian Ewald (Berg am Laim), Jens Luther (Bogenhausen) und Winfried Kaum (Pasing) haben im Rathaus eine Veränderungssperre und die Aufstellung eines Bebauungsplans beantragt.    Fotos: CSU / hgb

Der Bezirksausschuss Bogenhausen hatte in seiner Tagung am 1. August den Vorbescheidsan­trag auf Vorschlag von Planungs-Chef Robert Brannekämper, Landtagsabgeordneter und CSU-Fraktionssprecher, beschlossen: „Ablehnung und Zurückweisung des Vorhabens. Das Bauvorha­ben ist völlig überdimensioniert, der Umfang der rückwärtigen Bebauung kann nicht akzeptiert wer­den. Das Referat für Stadtplanung wird aufgefordert, das Baugesuch zurückzustellen und eine Ver­änderungssperre für die betroffenen Grundstücke zu erlassen. Die Aufstellung eines Bebauungs­plans zum Schutz der bisher unangetasteten Grünflächen in diesem Geviert wird gefordert.“

Brannekämper hatte kommentierte: „Ich halte den Vorantrag für eine Unverschämtheit. Das Vorha­ben ist ein Pharaohaus im Kleinen, der Anbauplan hat eine pyramidenartige Architektur. Lässt die Stadt diesen >Ausreißer< zu, dann gibt es einen Dominostein-Effekt. Der Kampf dagegen geht jetzt richtig los, heute ist das Startsignal für eine Abwehrschlacht!“

Gleichwohl hat der Entscheid des Kommunalparlaments lediglich empfehlenden Charakter. Durch den Antrag im Rathaus ist die Forderung des Bezirksausschusses quasi „in Beton gegossen“, die Stadt / Reiter müssen Stellung beziehen!