24. Juni 2021

Bunter Zebrastreifen: Blauäugige Grüne

„Sind die jetzt denn vollkommen durchgeknallt“? Aufgebracht kommentierte ein Mann bei der Tagung des Bezirksausschusses den Antrag „Bunter Zebrastreifen“ der Grünen-Fraktion. Initiator und Sprecher Samuel Moser forderte von der Stadt, „den Zebrastreifen am Rosenkavalierplatz im Zeitraum der Pride Week vom 4. bis 11. Juli in Regenbogenfarben zu markieren.

Also ein Symbol, das gegen ein Gesetz verstößt! Das ist etwas anderes als beispielsweise die Uefa-Regularien missachtende Regenbogen-Spielführerbinde von Nationaltorwart Manuel Neuer bei der Fußball-EM. Oder das Uefa-Verbot, die Allianz Arena in Regenbogenfarben leuchten zu lassen. Bunter „Zebrastreifen“ – es gibt auch andere, bessere Zeichen der Toleranz!

Der mehrheitliche Beschluss, gestützt von Grünen und dem Linken-Vertreter, nach einer bizarren Diskussion mit teils aberwitzigen Ausführungen: „Nur der linke Teil“ des durch eine Mittelinsel ge­trennten Übergangs soll „kurzfristig“ – was immer das auch bedeuten soll – gefärbt werden. Und das obwohl das Kreisverwaltungsreferat (KVR) einen entsprechenden Antrag in einem anderen Münchner Kommunalparlament schon mal abgelehnt hatte.

Tage zuvor hatten die Mitglieder des Untergremiums Kultur, Soziales und Vereine mit sieben gegen drei Stimmen gar für einen Änderungsvorschlag der SPD-Fraktion unterstützt, den Zebrastreifen nicht nur für den Zeitraum der Pride Week in Regenbogenfarben zu markieren, sondern bis zu den GayGames 2026. Nun denn, erstens.

Kaum anzunehmen, dass die Stadt den Grünen-Antrag genehmigt, den Zebrastreifen am Rosenkavalierplatz bunt wie die Regenbogenflagge zu markieren. Foto: hgb / Fahne: Wikipedia

Zum Hintergrund die wortwörtliche Begründung des Antrags: „Die Akzeptanz von Vielfalt ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Vielfalt, Weltoffenheit und Toleranz gehören zum Selbstver­ständnis der Stadt München. Der CSD als einer der größten in Deutschland leistet hier seit Jahr­zehnten eine wichtige Aufgabe im Bereich der Sensibilisierung für und Sichtbarmachung von quee­ren Menschen. Dieser konnte bzw. kann aufgrund der Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 nicht wie gewohnt stattfinden. Zudem bewirbt sich München auch als Austragungsort für die Gay Games 2026. In diesem Zusammenhang wäre es ein wichtiges Zeichen, wenn wir auch in der Öffentlichkeit für Sichtbarkeit der queeren Community in der Stadt sorgen. Denn München ist bunt.“ Zur Verdeut­lichung: Ein Antrag im Bezirksausschuss! Nun denn, zweitens.

CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller stellte, teils süffisant, klar: „Wir unterstützen keinen Antrag, der nicht funktioniert. Ein Zebrastreifen ist laut Gesetz, laut Straßenverkehrsordnung, eben nun mal schwarz-weiß. Bunt wär’s ja kein Zebrastreifen mehr.“ Sein Tipp: „Streicht’s halt ein paar Bänke bunt an.“

Es folgte ein Kapitel, ja man kann es nicht anders betiteln: „Peinlichkeit“ – mit Varianten. Frei nach Karl Valentin gibt es ja immer drei Seiten – eine linke, eine rechte und eine komische: Erstens bunter Übergang in voller Breite, zweitens bunt zur Hälfte entweder links oder rechts. Und drittens schmale, farbige, seitlich angebrachte Streifen am Überweg. Letzteres unterstützte die Grü­ne Jeanne Riedel – sie marschierte mit ihrem Laptop, auf dem ein derartiges Bild in Berlin zu se­hen war, durch die Reihen und erklärte: „Es gibt also durchaus Möglichkeiten. Und wenn’s am Geld scheitern sollte, dann male ich die Streifen“. Nun denn, drittens.

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Am Rand registriert: Riedel betrat den Tagungssaal, in ihrem Rucksack steckte eine etwa andert­halb Meter lange Stange, etwa ein Meter war mit gelbem Stoff umhüllt. Sie zog den Stock heraus, rollte den Stoff aus und schwenkte eine Fahne – gelb mit weinrotem Kreis, das Zeichen für inter­sexuell. Die „Aktion“ währte nur kurz – nach „Gesprächen“ mit anderen Grünen verschwand die Fahne aufgerollt flugs wieder im Rucksack. Beleidigt? Riedel setzte sich danach nämlich nicht in eine für die Fraktion reservierte Tischreihe, sie nahm vielmehr in der letzten Reihe, der Besucher­reihe, hinter den Pressevertretern, Platz.

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Nun denn, viertens. Bezirksausschuss-Vorsitzender Florian Ring (CSU) und Vize Karin Vetterle (SPD) als Sitzungsleitung hatten weit vorne von dem „Auftritt“ offensichtlich nichts mitbekommen.

Zurück zum Antrag: Hanspeter Fenzl (ÖDP) machte allen klar, dass auch der gesperrte linke Fahrbahnteil am Übergang laufend von Autofahrern genutzt wird. Dass täglich mindestens zwei Dutzend Geisterfahrer die Einbahnregelung missachtet, vergaß er hinzuzufügen. Und Martin Blasi (Freie Wähler) erklärte: „Das kollidiert mit der Straßenverkehrsordnung, ich halte bunten Strei­fen für unsinnig. Symbole muss man wo anders setzen.“ Und Gerrit Dietrich (SPD): „Wenn links gesperrt ist, dann eben nur rechts bunt, als Symbol.“ Und Moser wollte alle Varianten von der Stadt prüfen lassen …

Ein Kommentar zum Komplex? Sinn- und zwecklos!