08.08.2014

Mehr als 300 Einbahnstraßen in München sind inzwischen nach einem Beschluss des Stadtrats für den gegenläufigen Verkehr für Radfahrer freigegeben worden, weitere derartige Regelungen werden im Rathaus geprüft. Drei weitere Öffnungen für die Pedalritter kommen in Bogenhauser Tempo-30-Zonen nun dazu: In der Normannenstraße zwischen Normannenplatz und Effnerstraße, am Normannenplatz zwischen Odin- und Englschalkinger Straße sowie in der Asgard- in nördlicher Richtung zwischen Muspelheim- und Englschalkinger Straße. Den Plänen des Kreisverwaltungsreferats (KVR) stimmte der Bezirksausschuss im Block mit 18 gegen die 14 Stimmen der CSU und der Liberalen zu.

Eine Entscheidung im Kommunalparlament war notwendig geworden, weil sich im vorberatenden Untergremium Verkehr drei Mal Stimmengleichheit ergeben hatte – fünf Befürwortungen und fünf Ablehnungen. Daher wurde in den BA vertagt. Dort gab’s zwischen den Kontrahenten einen deftigen Austausch der Argumente. Denn zumindest im Fall Odinstraße ist die Ein- und Übersicht für Rad- wie auch für Autofahrer schwierig. „Ich bin dagegen, denn in dieser Gegend, vor allem in den Bereichen der Kreuzungen, stellen viele Autofahrer ihre Fahrzeuge ab, um in die U-Bahn umzusteigen. Da wird’s Probleme geben“, erklärte CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller. Dem steht die KVR-Begründung entgegen: „Die Öffnung der Normannenstraße bedeutet eine bessere Erschließung des Viertels und dient der Vermeidung von Umfahrungen für Radfahrer. Eine breite Fahrgasse ist vorhanden.“ Wortgleich sind die Erläuterungen auch in den beiden anderen Fällen. Und für alle sei „die Begegnungswahrscheinlichkeit gering.“ Laut Holger Machatschek, Fraktionsvorsitzender der Grünen, ist der Polizei im 13. Stadtbezirk „kein einziger Unfall mit Radfahrern in Einbahnstraßen bekannt.“

Machatschek meinte grundsätzlich: „Wir wollen mehr Rad- statt Autoverkehr, wollen ihn für Radfahrer sicher, besser und attraktiver machen. Deshalb diese Öffnungen. Der Vorschlag kommt vom KVR, die werden den Teufel tun, gefährliche Sachen vorzuschlagen“. In Richtung Christsoziale fiel die Bezeichnung „Vollgas-Partei“. Peter Reinhardt (CSU) warnte vor „dem Fahren ohne Umsicht“, und auch vorm „menschlichen Fehlverhalten in Einbahnstraßen.“ Andreas Nagel (DaCG) hingegen: „So gefährlich ist’s hier nicht, ich bin für die Öffnungen“. SPD-Sprecher Peter Scheifele bezeichnete die Erörterungen als „aufgebauscht – wir reden hier nicht vom Stachus, sondern vom Normannenplatz.“ Dort gebe es meist nicht viel Verkehr.

BA-Vize Robert Brannekämper (CSU) erklärte lächelnd: „Ich find’s drollig, welcher Fahrradglaubenskrieg hier herbeigeredet werden soll. Die Maßnahme ist eine Abwägungsfrage. Ich fahre auch viel Fahrrad und kann nur folgendes Statement zitieren: „Wir Radler sind doch in der Regel auffällig bescheidene Leute. Es genügt uns schon vollkommen, einfach bessere Menschen zu sein. Wir lärmen nicht, produzieren keine Abgase und verbrauchen keine Ressourcen. So ein besserer Mensch zu sein, ist einfach ein gutes Gefühl… Allerdings sitzt auch unsereins gelegentlich im Auto und macht dann durch die Windschutzscheibe die entsetzlichsten Beobachtungen. Radfahrer sind Gesetzlose, ein anarchistisches Gesindel!“ Leider nicht von mir, sondern aus Alt-OB Christian Ude aus seinem Buch stadtradeln. Es geht hier um eine Sachentscheidung und wirklich keinen Glaubenskrieg“, so Brannekämper, der auf diese Weise versuchte, die auf beiden Seiten erhitzten Gemüter wieder zu beruhigen.