02.01.2015

Für die Organisation und Durchführung der Ausstellung „Schon vergessen? Die Amis in Bogenhau­sen“ im kommenden Herbst bewilligte der Bezirksausschuss (BA) dem Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten, kurz NordOstKultur, jetzt die beantragten 9900 Euro.

Ob der Höhe der gewünschten Zuwendung hatte es bereits bei der ersten Vorberatung des Unter­ausschusses Budget, Vereine, Satzung Bedenken gegeben, denn der Betrag entspricht knapp 25 Prozent des BA-Jahresetats. Zudem wird das Vorhaben vom städtischen Kulturreferat mit 10 000 Euro unterstützt.

Rechnet man die Bogenhauser Förderungen für NordOstKultur im Jahr 2014 zusammen, ergibt sich die nicht gerade geringe Summe von rund 16 000 Euro. Im Kommunalparlament hatte denn CSU-Rat Kilian Mentner zum Ansinnen erklärt: „Ich habe Bauchweh mit der Summe.“ Ein solches verspürten offensichtlich auch andere Lokalpolitiker. Der Antrag wurde vertagt, erneut im Unter­gremium behandelt, nachdem Ausstellungsorganisator und Historiker Willibald Karl das Projekt erläutert hatte. Bei der Abstimmung empfahlen dann sechs Lokalpolitiker dem Vollgremium die Gewährung von 9900 Euro, die fünf CSU-Vertreter votierten dagegen.

Bei der BA-Tagung im Dezember herrschte dann Einigkeit. Laut Ulrich Tetzner hatte sich die CSU-Fraktion zuvor intern noch einmal beraten und sich für die Unterstützung in voller Höhe ausgespro­chen. Auch Holger Machatschek von den Grünen machte sich für die beantragten 9900 Euro stark: „Wenn man bedenkt, dass die Stuck-Villa etwa 3,5 Millionen Euro Etat hat, ist das, was wir da bekommen, doch geschenkt.“ In Folge genehmigte das Kommunalparlament einstimmig die Mittel.

Die Möhlstraße 10 wurde 1896 für den Hauptmann Oskar Bischoff errichtet. Die US-Militärbehörden richteten dort 1945 die Verwaltung der „Organization for Rehabilitation through Training“ (ORT) ein, eine Auswanderungsabteilung. Auf dem Programm standen Berufsausbildungen sowie das Lernen der englischen und hebräischen Sprache – Voraussetzung für die Auswanderung nach Palästina.     Foto: NordOstKultur
Die Möhlstraße 10 wurde 1896 für den Hauptmann Oskar Bischoff errichtet. Die US-Militärbehörden richteten dort 1945 die Verwaltung der „Organization for Rehabilitation through Training“ (ORT) ein, eine Auswanderungsabteilung. Auf dem Programm standen Berufsausbildungen sowie das Lernen der englischen und hebräischen Sprache – Voraussetzung für die Auswanderung nach Palästina. Foto: NordOstKultur

Was hat es nun mit der Erinnerungsschau „Schon vergessen? Die Amis in Bogenhausen“ auf sich? Es war der Nachmittag des 30. April 1945, als die ersten amerikanischen Soldaten aus Richtung Allach kommend den Marienplatz erreichten. Fortan, bis sich 1992 die Army dann wieder aus ihrem Hauptquartier München verabschiedete, diente die McGraw-Kaserne in Giesing als US-Kommando- und Aufklärungszentrale. In diesem Stadtteil wurde vor drei Jahren von Karl die Dokumentation „Amis in München“ gestartet.
In Bogenhausen, wo die Amerikaner auch präsent waren, wird das Projekt fortgesetzt. Zeitzeugen, die der 70-jährige Historiker und seine Mitarbeiter händeringend suchen, können unter der Rufnummer 91 60 26 Kontakt aufnehmen.

Fest steht, dass die Amerikaner nach dem Krieg im 13. Stadtbezirk zahlreiche Villen und Häuser beschlagnahmt hatten, die als Wohnungen für Offiziere, als Clubhäuser, als Redaktionsbüros für US-Propagandaeinrichtungen und in der Möhlstraße als Dependancen von Hilfsorganisationen für jüdische Displaced Persons (DPs) – also ehemalige KZ-Häftlinge oder verschleppte Zwangsarbeiter – genutzt wurden.

Das führte übrigens später dazu, dass die Landeshauptstadt „zum Zentrum des neuen jüdischen Lebens wurde“, wie Karl in seinem Buch „Die Möhlstraße“ schreibt.

In der Möhlstraße hatte sich nach Kriegsende 1945 ein Schwarzmarkt etabliert. Es gab ja kein legales Marktgeschehen in München. Hintergrund waren US-Büros in der Ismaninger Straße 47 – die Versorgungsabteilung für die US-Zone. Von dort aus wurde die gesamte Verteilung von Lebens­mitteln und sonstigen Gütern gesteuert. Ob Schokolade, Tabak oder Alkohol – der „Tausch“ gegen Gold, Silber oder Uhren florierte.

Nach der Rückgabe dieser Immobilien bauten die Amis ab Mitte der fünfziger Jahre eigene Woh­nungen, wie beispielsweise die Blocks bei der Gebelschule am Herkomerplatz und die Siedlung Grüntal im Herzogpark. Viele Deutsche waren damals in Einrichtungen der Besatzungsmacht angestellt oder arbeiteten für amerikanische Offiziersfamilien. Just diese Personen werden jetzt in erster Linie gesucht, um vom damals Erlebten zu erzählen.