18.03.2015

Der Todestag von Schriftsteller Thomas Mann, der knapp 20 Jahre im Herzogpark gelebt hat, jährt sich am 12. August 2015 zum 60. Mal. Anlass für Holger Machatschek (Grüne) im Bezirksausschuss (BA), ein Denkmal für den Nobelpreisträger zu fordern. Die Lokalpolitiker stimmten dem Antrag einstimmig zu. Eine nahezu identische Initiative reichten Marian Offman und Richard Quaas (beide CSU) folgend im Stadtrat ein.

In der Begründung erläuterte Lokalpolitiker Machatschek: „Der Münchner Bürger und bedeutende Autor Thomas Mann verdient einen sichtbaren Ehrenplatz in der Stadt, die er zu seinem Lebensmittelpunkt machte. Hier hat er lange gelebt, geheiratet, ein Haus gebaut. Hier wollte er bleiben. Seine Vita ist allgemein bekannt, seine Meriten ebenfalls. Auf ein Denkmal wartet man bis heute.“

Im Kommunalparlament unterstützte Tassilo Strobl (CSU) das Ansinnen an die Stadt, ergänzte es mit zwei Vorschlägen für einen möglichen Standort: „Der Antrag ist eine gute Idee. Vorstellbar als Platz für ein Denkmal ist die Grünfläche an der Montgelasstraße zwischen Thomas-Mann-Allee und Mauerkircherstraße. Möglich wäre es auch auf der Wiese an der Poschinger- zwischen Pienzenauerstraße und Thomas-Mann-Allee.“ Machatschek aber hielt „eine Diskussion um Standorte nicht für zielführend. Zuerst muss der Stadtrat entscheiden und dann sehen wir weiter.“

Thomas-Mann-Gedenkmarke der Deutschen Bundespost aus dem Jahr 1978
Thomas-Mann-Gedenkmarke der Deutschen Bundespost aus dem Jahr 1978

Marian Offman, Bogenhauser Vertreter im Rathaus, der bei der Tagung des Stadtteilgremiums anwesend war, begrüßte die Initiative. Seine Partei hatte vor vier Monaten im Stadtrat „für Thomas Mann ein angemessenes Gedenken“ gefordert. Die Anfrage war aber vom Kulturreferat mit Verweisen auf eine Dauerausstellung und die Familie-Mann-Bibliothek in der Monacensia an der Maria-Theresia-Straße abgewiesen worden.

„Es muss ein Denkmal für Thomas Mann errichtet werden, wir müssen an der Sache dran bleiben“, betonte Offman.

Die Aussage bezog der Stadtrat auch auf sich selbst. Zusammen mit seinem Kollegen Quaas reichte er jetzt einen Antrag ein: „Am Prinzregentenplatz oder an einer anderen repräsentativen Stelle in München ist ein Denkmal für den großen Schriftsteller zu errichten.“

In der Begründung heißt es: „Mann lebte bis 1933 in Bogenhausen, er musste emigrieren, weil er sich als einer der wenigen bedeutenden Künstler schon früh öffentlich gegen die Nationalsozialisten stellte. Es ist ein trauriges Kapitel der Münchner Geschichte, dass sich die Stadt mit dem großen Dichter von Weltruhm und mutigen Gegner der Nationalsozialisten nach dem Krieg nicht mehr zu versöhnen vermochte. So sollte gerade im Jahr der Eröffnung des NS-Dokumentationszentrums der Stadtrat den Anstoß für die Errichtung eines angemessenen Denkmals für Thomas Mann geben.

Thomas Mann im Jahr 1929    Foto: Wikipedia
Thomas Mann im Jahr 1929 Foto: Wikipedia

Thomas Mann wurde am 6. Juni 1875 in Lübeck geboren, er entstammt einer reichen Kaufmannsfamilie. 1891 hatte er das Gymnasium in der Obersekunda verlassen und war seiner Mutter und den Geschwistern nach München gefolgt, wo er 39 Jahre lang gelebt hatte.

Zunächst hatte er als Volontär gearbeitet, war danach als freier Schriftsteller sowie als Lektor und Korrektor bei der satirischen Zeitschrift „Simplicissimus“ tätig.

Im Februar 1905 hatte er Katia Pringsheim, Tochter einer angesehenen Münchner Familie geheira­tet. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor, wobei Erika, Klaus und Golo wie er und sein älterer Bruder Heinrich als Schriftsteller gearbeitet hatten.

Die Familie hatte zuerst in Schwabing und anschließend in der Mauerkircherstraße 13 gewohnt. Der leidenschaftliche Spaziergänger Thomas Mann war von hier aus fast täglich mit seinem Hund Bauschan – verewigt in der Novelle Herr und Hund – zu Wanderungen durch die damals unbebaute, teils wilde Landschaft bis nach Unterföhring gestartet. Verewigt ist der Herzogpark mit seiner Aussage: „Das ist kein Wald und kein Park, das ist ein Zaubergarten, nicht mehr und nicht weniger.“

Für die Familie hatte Mann dann ein größeres Zuhause benötigt. Er kaufte das Grundstück Poschinger Straße 1, ließ eine dreistöckige Villa bauen, die von den Kindern beim Bezug im Januar 1914 liebevoll „Poschi“ getauft wurde. Das Projekt hatte den Schriftsteller finanziell extrem beansprucht, er sah sich nach eigenen Worten „zur allergrößten Sparsamkeit gezwungen.“ Unberührt waren davon die regelmäßigen Abstecher in sein Stammlokal „Restauration Herzogparkquelle“ (Mauerkircherstraße 40) zu Treffen auch mit Erich Kästner geblieben.

Die Thomas-Mann-Villa im Herzogpark wurde vor wenigen Wochen für kolportierte 30 Millionen Euro verkauft.
Die Thomas-Mann-Villa im Herzogpark wurde vor wenigen Wochen für kolportierte 30 Millionen Euro verkauft.

Kurz nach Hitlers Machtergreifung 1933 war die Familie ins Exil in die Schweiz gegangen. Die Villa wurde beschlagnahmt, im Krieg durch Bomben schwer beschädigt.

Nach der Rückerstattung ließen Thomas und Katia Mann das Haus 1952 abreißen, das Ruinengrundstück wurde an den Apotheker Otto Roeder verkauft – für 20 000 Mark.

Der ließ darauf einen kleinen Bungalow bauen. Roeders Erben veräußerten das Areal Ende der neunziger Jahre an Florian Haffa, der es seinerseits später dem Investmentbanker Alexander Dibelius verkaufte.

Dibelius ließ 2006 für kolportierte zehn Millionen Euro die Thomas-Mann-Villa nach den Originalplänen von 1913 durch seinen Cousin Thomas, von Beruf Architekt, rekonstruieren. Das Anwesen hat 1200 Quadratmeter Wohnfläche auf sechs Ebenen. Im Untergeschoss gibt es eine Bade- und Fitnessanlage mit einem direkten Parkzugang sowie eine Tiefgarage für ein halbes Dutzend Fahrzeuge. Das Prestigeobjekt war Ende Februar in die Schlagzeilen gekommen. Es hatte nämlich erneut den Besitzer gewechselt – für angeblich mehr als 30 Millionen Euro. Es wäre die teuerste Villa in München