13.05.2015

Die Nachricht von Ernst Weidenbusch, CSU-Landtagsabgeordneter für den Landkreis München-Nord, kam überraschend: Finanzminister Markus Söder hat sein Plazet gegeben, Unterföhring erhält ein Gymnasium. Bereits zum Schuljahresbeginn 2017/18 könnte der Unterricht starten. Die Entscheidung tangiert auch Bogenhausen, wo das Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium (WHG) überlastet ist.

Die Vorgeschichte: Vor Jahren hatten die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) die Nachbar­gemeinde Unterföhring im zähen politischen Ringen mit Ismaning um die Ansiedlung eines Gymnasiums mehrfach unterstützt. Ende Juni 2012 hatte sich der Kreistag des Landkreises ausgerechnet bei einer Tagung im Unterföhringer Bürgerhaus aber mit einer einzigen Stimme Mehrheit für Ismaning als Standort entschieden.

Der mehr als 40 Jahre alte Gebäudetrakt des Wilhelm-Hausensteins-Gymnasiums (WHG) an der Elektrastraße im Arabellapark mit der Containeranlage auf dem Schulhof.
Der mehr als 40 Jahre alte Gebäudetrakt des Wilhelm-Hausensteins-Gymnasiums (WHG) an der Elektrastraße im Arabellapark.

Das Votum war seinerzeit entgegen den bestehenden Fraktionsmehrheiten ausgefallen, da einige Kreisräte bei der Abstimmung gefehlt hatten und die beiden Ismaninger SPD-Vertreter von der Fraktionslinie abgewichen waren und sich zusammen mit den Christsozialen für ihre Gemeinde, für Ismaning, als Standort eingesetzt hatten.

Dort starten im kommenden September die Vorläufer­klassen quasi als Außenstelle des Werner-Heisenberg-Gymnasiums Garching, ehe im Herbst 2017 der offizielle Eröffnungstermin des 35-Millionen-Euro-Projekts ansteht.

Gleichzeitig hatte der Kreistag damals betont, dass ein weiteres Gymnasium in Unterföhring – dort gibt es lediglich eine Grund-, aber keine weiterführende Schule – notwendig ist. Grundlage dafür war die Prognose des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München, wonach für 2018 ein Schülerpotenzial von rund 1500 und bis 2024 von etwa 1700 zu erwarten sei. Kurzum: Zu viel Jugendliche für nur ein Gymnasium.

Das Gymnasium Unterföhring soll mindestens dreizügig werden und für etwa 1000 Schülerinnen und Schüler ausgelegt werden. Standort wird wohl ein reserviertes, gemeindliches, rund fünf Hektar großes Gelände unweit der S-Bahn und dem Verwaltungstrakt der Allianz.

Die jetzige Entscheidung des Freistaats dürfte das WHG im Arabellapark in absehbarer Zeit entlasten. Denn Unterföhringer Kinder werden künftig natürlich vor Ort aufs Gymnasium wechseln. Und Gastschüler aus München, vor allem aus dem Bogenhauser Stadtteil Oberföhring, könnten – abhängig vor der natürlich noch offenen fachlichen Ausrichtung – das Gymnasium Unterföhring besuchen.

Der moderne Erweiterungsbau des Wilhelm-Hausensteins-Gymnasiums (WHG), an den sich die 1974 erstellte Dreifachturnhalle anschließt, die inzwischen von Grund auf saniert worden ist.
Der moderne Erweiterungsbau des Wilhelm-Hausensteins-Gymnasiums (WHG), an den sich die 1974 erstellte Dreifachturnhalle anschließt, die inzwischen von Grund auf saniert worden ist.

Das seit mehr als 40 Jahren bestehende WHG war einst für maximal 900 Jugendliche konzipiert worden. Über Jahre hinweg war es teilweise mit mehr als 1300 Jugendlichen belegt. Momentan werden 1200 Mädchen und Buben unterrichtet, was der aktuellen Kapazität entspricht.

Denn vor Jahresfrist wurde ein moderner Erweiterungstrakt fertig gestellt. Überdies steht auf dem Schulhof eine riesige, grünfarbene Pavillonanlage zur Verfügung. Laut Oberstudiendirektor Wolfgang Hansjakob besuchen zur Zeit etwa 50 Schülerinnen und Schüler aus Unterföhring über alle Jahrgangsstufen verteilt das WHG.

Trotz der Entscheidung für ein Gymnasium in Unterföhring ist in naher Zukunft der Bau eines zweiten Gymnasiums in Bogenhausen unabdingbar. Wenn nämlich die Bahnlinie zum und vom Flughafen endlich vierspurig unterirdisch ausgebaut wird und östlich der S-Bahn ein neues Wohn­quartier für 10.000 bis maximal 25.000 Menschen entsteht.

Bereits im Juni vor zwei Jahren waren sich die BA-Mitglieder einig, dass der 13. Stadtbezirk neben dem WHG ein zweites Gymnasium braucht. Einen entsprechenden Antrag mit Bedarfsermittlung an die Stadt hatte das Kommunalparlament damals einstimmig verabschiedet.

In der Begründung dazu heißt es: „In Bogenhausen gibt es durch die vielen Bauprojekte, wie beispielsweise den Prinz-Eugen-Park und die Ziegelei Deck, einen geballten Zugzug von Familien mit Kindern. Der Trend, Kinder auf weiterführende Schulen zu schicken, ist ungebrochen. Außerdem müssen die Eltern der Kinder aus dem Stadtbezirk im Nordosten die Erfahrung machen, an städtischen Gymnasien abgewiesen zu werden, weil sie von der Schule zu weit weg wohnen, da der Schulweg das einzig objektive Kriterium darstellt“.

„Ein möglicher Standort“, so seinerzeit Gremiumsvorsitzende Angelika Pilz-Strasser, „könnte an der Ecke Savits- / Stegmühlstraße in Johanneskirchen sein, auf einem Grundstück, das für schulische Zwecke vorgehalten wird“. Laut Stadtentwicklungsplanung ist das in Frage kommende Areal im Flächennutzungsplan als „Gemeinbedarfsfläche Erziehung dargestellt“.