Arabische Medizintouristen verursachen in Bogenhausen, vor allem im Arabellapark, „massive Probleme“, so umschrieb es Elektrastraße-Anwohnerin Christine Wicht bei der Bürgerversamm­lung. Wie geballt die Ärgernisse wegen der Zweckentfremdung von Wohnungen sind, wie viele An­lieger damit konfrontiert sind, wird schon allein an der Tatsache deutlich, dass ein Viertel aller Anträge bei der Versammlung den Medizintourismus betrafen.

Unisono forderten alle „Kläger“ die Stadt auf, sofort und schnell zu handeln, mehr gegen die Kurz­zeit-Vermietungen zu tun, sie konsequent zu verhindern, die Verfahren zu verkürzen. Wicht erläuterte: „Wir müssen die Zweckentfremdung beweisen, eine Dokumentation dauert bislang Jahre. Drei Monate müssen ausreichend sein, dann muss die Stadt eine Nutzungsunterlassung erlassen. Das ist bisher in nur zwei Fällen geschehen. Der zweckentfremdete Wohnraum muss wieder dem Markt zur Verfügung gestellt werden.“

Peggy Schön berichtete von „40 bis 50 Fällen“ der Wohnraum-Zweckentfremdung in ihrer Nachbar­schaft im Arabellapark. Und: „Es gibt erste Vermietungen von Sozialwohnungen in Oberföhring an die Vereinigten Arabischen Emirate. So wird sukzessiv allgemein benötigter Wohnraum entzogen. Die Stadt geht dagegen zu langsam vor. Den Medizintouristen stehen genügend Hotels zur Verfü­gung.“

Laut Schön leben vielfach acht bis zehn Personen für einige Wochen in einer Drei-Zimmer-Wohnung, ehe wieder neue Gäste kommen. Müll vor den Wohnungstüren, Abfallentsorgung über Balkone und durch Fenster, beißend-scharfe Kochgerüche, Drohungen und permanente nächtliche Ruhestörungen sind alltäglich. „Wie oft haben wir die Polizei gerufen. Fast jeder Bogenhauser Polizist kennt mich schon im Nachthemd,“ erzählte Schön und machte damit den schmunzelnden Anwesenden klar, dass das bislang stets friedliche internationale Zusammenleben im Arabellapark durch die Zweckentfremdung nachhaltig ge- und zerstört ist.

Ingeborg Lindner und Michael Funke forderten wegen all dem schärfere Strafen, von „Geldbußen“ über „Zwangsgeld“ bis zu „Zwangsräumungen“. Ulrich Reichert möchte, dass „kurzzeitige Vermie­tungen grundsätzlich verboten werden“, Iris von Zitzewitz wünscht sich wegen den Problemen, dass „die Eigentümer in die Pflicht genommen werden“ und Sabine Kersting plädierte dafür, dass „die Stadt dem Amt für Wohnen und Migration im Sozialreferat Mittel zur Verfügung stellt, um externe Dienst­leister engagieren zu können, damit auch abends und an Wochenenden Kontrollen möglich sind.“

Versammlungsleiter Hans Podiuk bat nach den Anträgen einen Vertreter des Referats zwecks Stel­lungnahme ans Mikrophon. Doch niemand reagierte. Der Stadtrat war kurz perplex: „Vom Woh­nungsamt ist niemand da, das ist aber erstaunlich.“