Bis Freitag, 15. Januar, erinnert eine Ausstellung unter dem Titel „Amis in Bogenhausen“ im Kunst­forum in der Stadtbibliothek am Rosenkavalierplatz im Arabellapark an die Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg. In Zeitdokumenten und Fotos geben die Historiker Karin Pohl und Willibald Karl mit Grafiker Dieter Zembsch Einblicke, was im Stadtbezirk vor 70 Jahren los war.

Was hat es mit der Erinnerungsschau auf sich? Es war der Nachmittag des 30. April 1945, als die ersten amerikanischen Soldaten aus Richtung Allach kommend den Marienplatz erreichten. Fortan, bis 1992, als sich die Army dann wieder aus ihrem Hauptquartier München verabschiedete, diente die McGraw-Kaserne in Giesing als US-Kommando- und Aufklärungszentrale. Dort wurde vor vier Jahren von Karl die Dokumentation „Amis in München“ gestartet. In Bogenhausen – die Amerikaner erkannten schnell, dass es sich gut leben lässt – findet das Projekt nunmehr seine Fortsetzung.

Die US-Army hatte damals zahlreiche Villen und Häuser beschlagnahmt, die als Wohnungen für Offiziere, als Clubhäuser, als Offizierkasino wie das Gebäude Maria-Theresia-Straße 8, als Redaktionsbüros für US-Propagandaeinrichtungen und in der Möhlstraße als Dependancen von Hilfsorganisationen für jüdische Displaced Persons (DPs) – also befreite KZ-Häftlinge oder ver­schleppte Zwangsarbeiter – genutzt wurden. Das führte übrigens später dazu, dass die Landes­hauptstadt „zum Zentrum des neuen jüdischen Lebens wurde“, wie Karl in seinem Buch „Die Möhlstraße“ schreibt.

Die Möhlstraße 10 wurde 1896 für den Hauptmann Oskar Bischoff errichtet. Die US-Militärbehörden richteten dort 1945 die Verwaltung der „Organization for Rehabilitation through Training“ (ORT) ein, eine Auswanderungsabteilung. Auf dem Programm standen Berufsausbildungen sowie das Lernen der englischen und hebräischen Sprache – Voraussetzung für die Auswanderung nach Palästina.     Foto: NordOstKultur
Die Möhlstraße 10 wurde 1896 für den Hauptmann Oskar Bischoff errichtet. Die US-Militärbehörden richteten dort 1945 die Verwaltung der „Organization for Rehabilitation through Training“ (ORT) ein, eine Auswanderungsabteilung. Auf dem Programm standen Berufsausbildungen sowie das Lernen der englischen und hebräischen Sprache – Voraussetzung für die Auswanderung nach Palästina. Foto: NordOstKultur

In der Möhlstraße hatte sich nach Kriegsende 1945 ein Schwarzmarkt etabliert. Hintergrund waren US-Büros in der Ismaninger Straße 47 – die Versorgungsabteilung für die US-Zone.

Von dort aus wurde die gesamte Verteilung von Lebens­mitteln und sonstigen Gütern gesteuert. Ob Schokolade, Tabak oder Alkohol – der „Tausch“ gegen Gold, Silber oder Uhren florierte.

Nach der Rückgabe vieler Immobilien bauten die Amis ab Mitte der fünfziger Jahre eigene Häuser, wie beispielsweise die Blocks bei der Gebeleschule am Herkomerplatz und die Siedlung Grüntal im Herzogpark.

Viele Deutsche waren damals in Einrichtungen der Besatzungsmacht angestellt oder arbeiteten für amerikanische Offiziersfamilien als Gärtner, Fahrer, Köchinnen und Hausmädchen, knüpften dabei oftmals persönliche Kontakte.

Die Schau – der Eintritt ist frei, die Durchführung unterstützt der Bezirksausschuss (BA) Bogenhau­sen mit knapp 10 000 Euro – ist in Zusammenarbeit organisiert worden vom Verein NordOstKultur mit der Volkshochschule (VHS) und der Stadtbibliothek. Sie ist Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 10 bis 19 Uhr, mittwochs von 14 bis 19 Uhr und an Wochenende während der VHS-Kurse geöffnet.

Im Begleitprogramm wird am Freitag, 20.November, 20 Uhr, der Film „Rama dama“ von Joseph Vilsmaier gezeigt (Eintreitt vier Euro). Am Mittwoch, 2. Dezember, 19 Uhr, gibt’s eine Diskussions­runde zur „Re-Education“, also zur von den Alliierten im Zusammenhang mit der Entnazifizierung durchgeführten demokratischen Bildungsarbeit im Nachkriegs-Deutschland. Am Montag, 11. Januar, 19 Uhr, wird die Dokumentation „München leuchtet wieder“ gezeigt mit anschließenden Erzählungen von Zeitzeugen. Den Abschluss bildet am Freitag, 15, Januar, 20 Uhr, eine Erich-Kästner-Lesung mit Peter Weiss (Eintritt acht Euro). Führungen durch die Ausstellung macht Karl am Mittwoch, 25. November, 13 Uhr, am Mittwoch 2. und 9. Dezember, jeweils 17.30 Uhr, sowie am Donnerstag, 14. Januar um 16.30 Uhr.