Unabhängig vom einstimmig verabschiedeten Antrag der CSU-Fraktion im Bezirksausschuss, die Stadt solle „den Ausstoß des Heizkraftwerks München (HKW) Nord an Quecksilber und anderen Schadstoffen monatlich dokumentieren und veröffentlichen“, bezogen die Stadtwerke München (SWM) nach einer Untersuchung nun Stellung zu dem Umwelt und Menschen belastenden Thema.

In der Begründung der Initiative von Robert Brannekämper, Vize-Vorsitzender des Stadtteilgremi­ums und CSU-Landtagsabgeordneter, sowie Tassilo Strobl wird angeführt: Das HKW stößt nicht nur mehr CO2 aus als der gesamte Verkehr auf dem Mittleren Ring produziert, es weist auch eine erhebliche Emission des gesundheitsschädlichen Quecksilbers und anderer Schadstoffe aus. Wörtlich heißt es: „Laut einer Veröffentlichung des Hamburger Instituts Ökopol lag die Queck­silberemission des HKW 2013 bei 39,5 Kilogramm.“

Der Hintergrund des Vorstoßes wird angeführt: Das Schwermetall Quecksilber gehört zu den Stoffen, die der menschliche Körper aufnimmt, aber nicht wieder abbauen kann. Einmal aufgesaugt verbleibt es folglich im Körper. Summiert sich Quecksilber jahrelang im Körper, kann es zu einer chronischen Vergiftung kommen. Und aus medizinischer Sicht behindert Quecksilber die Gehirn­ausbildung bei Föten und führt zu motorischen und kognitiven Entwicklungsstörungen. Bei Erwach­senen schädigt es vor allem das Zentrale Nervensystem.

Stephan Schwarz, SWM-Geschäftsführer Versorgung und Technik, räumt ein, dass im HKW Nord „auch Quecksilber emittiert wird, aber unter einem Niveau, wie es für die gesamte Branche vorbild­lich wäre.“ In Deutschland seien die Emissionen von Kraftwerken und Fahrzeugen von knapp 33 Tonnen im Jahr 1990 auf fast zehn Tonnen im Jahr 2013 gesunken. Der Anteil der Kraftwerke liege dabei bei rund sechs Tonnen.

Das Heizkraftwerk Nord, am Rand des Bogenhauser Stadtteils Oberföhring auf Flur der benachbar¬ten Gemeinde Unterföhring gelegen, ist mit seinen Emissionen einer der größten Luftverpester Münchens.   Foto: Wikipedia
Das Heizkraftwerk Nord, am Rand des Bogenhauser Stadtteils Oberföhring auf Flur der benachbarten Gemeinde Unterföhring gelegen, ist mit seinen Emissionen einer der größten Luftverpester Münchens. Foto: Wikipedia

Vom HKW Nord stammten 2014 laut Analyse etwa 21 Kilogramm Quecksilber.

Allein der Block II, das Kohlekraftwerk zur Erzeugung von Fernwärme und Strom, pustete 7,2 Kilogramm in die Luft, ein Kilogramm mehr als der Straßenverkehr in der Landeshauptstadt freigesetzt hat.

Von den Blöcken I und III, in denen Müll verbrannt wird, stammen rund 14 Kilogramm. Erstaunlich dabei: Im Block I wird trotz ähnlicher Technik des Filterns ein Mehrfaches an Quecksilber gegenüber Block III emittiert.

Im „Einser“ wird übrigens Münchner Müll verbrannt, im „Dreier“ von außerhalb der Metro­pole angefallener Müll.

Wie modern und aufwändig die Reinigung der Abgase aus den drei, 130 Meter hohen Schorn­steinen im Kraftwerk, das auf dem Gebiet der Gemeinde Unterföhring liegt, auch ist oder sein mag: Das HKW Nord ist, wie es ein örtlicher Lokalpolitiker unlängst drastisch formuliert hat, „Münchens größte Dreckschleuder“. Laut Fachleuten kann angeblich nur mehr im Block I technisch etwas verbessert werden.

Die Forderung des Bürgerbegehrens „Raus aus der Steinkohle“ und die Debatten um die Abschal­tung des Kraftwerks dürften wohl noch lange anhalten.